Al Wheeler und der Tanz in den Tod
ich werde hier warten, bis du zurückkommst, was sehr
wahrscheinlich niemals der Fall sein wird .«
»Okay!« Ich seufzte. »Ich will
dir alles klarlegen, wenn du das willst. Leckwick wurde dazu benutzt, Amanda Wardring nach Pine City und in die Nähe des Hauses zu locken und einen
Muskelmann-- Solon — mitzubringen, für den Fall, daß es etwas rauh zugehen würde. Anton Leckwick war nicht der Typ, der etwas aus Freundschaft für jemanden tut, also wurde er
dafür in irgendeiner Form bezahlt. Er wurde von Charvossier nur deshalb als zweiter Solotänzer engagiert, weil die Person, die das Ballett
finanzierte, darauf bestand .« Ich zeigte ihr alle
meine Zähne. »Nicht wahr?«
Sie schloß die Augen und
gedachte offensichtlich nicht zu antworten, und so redete ich entschlossen
weiter.
»Ich vermute, jemand fand heraus,
daß dein alter Herr noch am Leben war und in diesem Haus hier wohnte«, sagte
ich. »Dieser Jemand begann euch beide zu erpressen, und dein Vater kam zu dem
Schluß, der einzige Ausweg sei, ihn umzubringen. Dann brauchte das Ballett, das
du infolge der Erpressung finanzieren mußtest , einen
Ort zum Proben. Großartig, sagte dein alter Herr, biete ihnen das Haus an. Auf
diese Weise bekommen wir den Erpresser ebenfalls hierher, und wir können uns
den richtigen Zeitpunkt und Ort für den Mord aussuchen. Aber wir brauchen
jemand, dem wir die Sache in die Schuhe schieben können — und wer taugt dazu
besser als meine geliebte vierte Exfrau Amanda? Und wer ist geeigneter, die
Sache einzufädeln, als der hinterhältige Anton ?«
»Wenn das deine Vorstellung von
Logik ist«, sagte sie schwerfällig, »dann sag mir eines! War Anton Leckwick dieser Erpresser, von dem du da babbelst ?«
»Natürlich nicht«, sagte ich
schroff.
»Warum wurde dann er umgebracht
und nicht der Erpresser ?« Ihr Mund verzog sich
katzenhaft vor Befriedigung.
»Ihr mußtet Anton einen Grund nennen, weshalb er Amanda hereinlegen sollte«, sagte ich
sachlich. »Vielleicht sollte das Ganze nur ein komischer Streich sein? Aber was
ihr ihm auch erzählt habt, er war zu gerissen, um es zu glauben. Also
schnüffelte er im Haus herum, bis er die Wahrheit herausfand. Ich gebe nicht
vor, zu wissen, was sich in dieser Nacht zwischen ihm und deinem Vater
abgespielt hat. Vielleicht reizte ihn Anton bis zu einem Punkt, wo er in
besinnungslose Wut geriet? Aber ich weiß, wie die Sache ausging — dein Vater
hat ihn erdrosselt und dann versucht, das Ganze als Selbstmord hinzustellen .«
»Und danach setzte er sich
sofort hin, schrieb diesen Zettel an Anton, Unterzeichnete ihn mit >Amanda W .< — und steckte ihn dorthin, wo ihn die Polizei mit Sicherheit
finden würde?« sagte sie verächtlich.
»Haargenau«, sagte ich in
schneidendem Ton. »Es war das einzige, was er tun konnte. In der Nacht zuvor
hatte er durch dich Anton ausrichten lassen, er möge Amanda anrufen und für den
folgenden Abend eine Verabredung mit ihr in der Ricochet Bar treffen. Es gehörte alles zu dem Plan, den Erpresser umzubringen und
Amanda die Verantwortung in die Schuhe zu schieben. Dann, gestern nacht , stand dein Vater der Situation
gegenüber, den Falschen umgebracht zu haben, und die Chance, daß die Polizei an
einen Selbstmord glauben würde, war nicht groß. Also mußte er den
ursprünglichen Plan durchführen, aber für die Ermordung eines falschen Mannes !«
»Du redest — redest — redest !« fuhr sie mich plötzlich an. »Aber im Grunde sagst du
überhaupt nichts !«
»Okay«, knurrte ich. »Wie wär’s
dann damit? Amanda weiß seit zwei Stunden, daß sie hereingelegt worden ist und
daß Raymond St. Jerome wahrscheinlich noch lebt. Sie ist so fuchsteufelswild,
daß sie kaum vor sich hinbrütend herumsitzen, sondern hierherkommen wird, um
ihn ausfindig zu machen. Was noch schlimmer ist, sie wird Solon mitbringen, und
der verbreitet eine Sphäre der Gewalttätigkeit um sich, die gut einen Meter
dick ist. Außerdem wird es zwar der Erpresser gestern früh auf Antons Ermordung
hin mit der Angst zu tun bekommen haben, aber das wird nicht immer so bleiben.
Die Reaktion kann jederzeit eintreten, und aller Wahrscheinlichkeit nach wird
sie sehr heftig sein .«
Cissie setzte sich auf den Bettrand
und vergrub das Gesicht in den Händen.
»Dein Vater hat jetzt keine
Chance mehr, Cissie , und darüber bist du dir auch im
klaren«, sagte ich freundlich. »Aber du kannst wählen, wem er zuerst in die
Hände fällt — dem Erpresser? — Amanda und Solon? —
Weitere Kostenlose Bücher