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Al Wheeler und der tote Partygast

Al Wheeler und der tote Partygast

Titel: Al Wheeler und der tote Partygast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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eine taufrische weiße Bluse und einen
dunklen Rock und lud förmlich dazu ein, vergewaltigt zu werden. Auf eine
Vergewaltigung hatte ich mich bei Annabelle jedoch noch nie eingelassen, weil
sie stets ein Stahllineal griffbereit zur Hand hatte und auch eine Menge
schmutziger Tricks kannte, mit denen sie den anrückenden Frauenschänder
entmutigte, wie zum Beispiel durch einen raschen Tritt mit einer ihrer
Schuhspitzen in die Genitalien.
    »Der County-Sheriff hat schon nach
dir geschrien, Al«, teilte sie mir strahlend mit.
    »Laß ihn schreien«, sagte ich.
»Das wird ihn sicher glücklich machen.«
    »Doktor Murphy hat vor etwa
einer halben Stunde angerufen. Er ist immer noch im County-Hospital.«
    Ich setzte mich an meinen
ramponierten Schreibtisch, nahm den Telefonhörer hoch und mußte ein paar
Minuten warten, nachdem sie ihn aufgespürt hatten, bevor er antwortete.
    »Sie haben wohl noch schnell
die Krankenschwester umgelegt«, bemerkte ich sarkastisch.
    »Ich hatte ihr mein Sprechfunkgerät
zur sicheren Aufbewahrung gegeben«, erklärte er. »Wir haben beide einige
Minuten gebraucht, um es wiederzufinden. Wollen Sie raten, wo sie es versteckt
hatte?«
    »Wenn sie ein bißchen Verstand
hat, dann wird sie es direkt hochgeschoben haben...«
    »Die Todeszeit liegt zwischen
vier Uhr dreißig und fünf Uhr morgens«, sagte er flink. »Der Tod dürfte
unmittelbar eingetreten sein. Eine .38er Kugel. Ich habe sie zu Sanger
rübergeschickt.«
    »Sonst noch etwas?«
    »Nichts. Haben Sie irgend etwas
Bestimmtes erwartet?«
    »Nein.«
    »Ein Bursche namens Pollock kam
ins Leichenschauhaus, bevor ich mit der Autopsie begann. Er hat den Leichnam
als den Wallace Hamers identifiziert und Anspruch auf ihn erhoben. Geht das in
Ordnung?«
    »Sicher. Er kann ihn haben«, sagte
ich. »Sie haben zusammengelebt.«
    »Das wär’s in etwa«, erklärte
Murphy.
    »Glauben Sie, er wurde im Wagen
getötet?«
    »Da bin ich nicht sicher«,
sagte Murphy vorsichtig. »Es befand sich kein Blut auf dem Autositz. Wer immer
ihn auch getötet hat, könnte gewartet haben, bis das Blut, das über seine Brust
strömte, zu gerinnen anfing, und ihn dann in den Wagen verfrachtet haben. Oder
vielleicht hat er auch hübsch sauber geblutet, und deshalb befand sich weder
auf dem Autositz noch auf dem Boden irgendein Blutspritzer.«
    »Danke, Doc«, sagte ich.
    »Wann immer Sie einen Leichnam
haben, werde ich glücklich sein, ihn zu sezieren. Aber hören Sie, bitte, damit
auf, sie zu so unchristlich früher Morgenstunde zu entdecken! Das ist mir zu
anstrengend. Als ich nämlich wieder nach Hause kam, war meine Frau hellwach und
forderte die Sexspiele, die wir uns gewöhnlich für den vierten Freitag eines
jeden Monats aufsparen, und...«
    Ich legte den Hörer sanft auf
die Gabel zurück, während er immer noch phantasierte. Annabelle blickte mich
mit ihren strahlenden blauen Augen nachdenklich über den Rand ihrer
Schreibmaschine hinweg an.
    »Ich weiß nicht, ob es an Ihnen
liegt oder an mir«, sagte sie, wie zu sich selbst.
    »Nun, das dürfte nicht
allzuschwer festzustellen sein«, meinte ich mitfühlend. »Tragen Sie nicht einen
Büstenhalter und Seidenslips? Wenn Sie wollen, werde ich es für Sie
herausfinden.«
    »Mir ist nur aufgefallen, daß
Sie jetzt schon eine ganze Woche lang nicht mehr zudringlich geworden sind.
Fast begann ich mich schon zu fragen, ob das mit den männlichen Wechseljahren
oder dergleichen zusammenhängt.«
    »Was halten Sie von einem
gemeinsamen Dinner heute abend?«
    »Ich habe bereits ein
Rendezvous«, erwiderte sie selbstzufrieden.
    »Was kümmert es Sie dann, ob
ich zudringlich bin oder nicht?«
    »Nur eine Überprüfung. Ein
Mädchen möchte gern wissen, ob es immer noch von einem Mann körperlich begehrt
wird, auch wenn es an dem Mann selbst nicht interessiert ist.«
    »Körperlich begehrt wird«,
wiederholte ich verwundert. »Heißt das, sich zu wünschen, Sie bei jeder nur
möglichen Gelegenheit zu bumsen?«
    »Möchten Sie jetzt mit dem
Sheriff sprechen?« fragte sie freundlich. »Oder soll ich, so laut ich kann, zu
schreien beginnen und ihn damit herbeizitieren?«
    Ein geborener Verlierer war
ich, stellte ich bei mir fest, während ich aus dem Büro steuerte.
    Sheriff Lavers’ feistes Gesicht
hatte einen gütigen Ausdruck, als ich ihm in seinem Heiligtum gegenübertrat.
Seine Kinnpartie begann bei meinem Anblick sanft zu beben und verschwand dann
unter einer Wolke von Zigarrenrauch.
    »Wheeler«, sagte er, »wenn

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