Al Wheeler und der tote Partygast
Stretch-Jersey, der ihre Formen modellierte. Zwei schmale Träger sorgten
dafür, daß das Oberteil wenige Zentimeter über den Brustwarzen festgehalten
wurde. Alle Konturen waren stramm umspannt: die hübsch geformten Brüste, der
Venushügel und die langen, schlanken Beine. Verspätet bemerkte ich, daß sie
haselnußbraune Augen, eine Stupsnase und einen sehr aufreizenden Mund hatte.
»Connie Ennis?« fragte ich.
»Ich bin Connie Ennis«,
bestätigte sie.
»Lieutenant Wheeler vom Büro
des Sheriffs«, teilte ich ihr mit.
»Wollen Sie, daß ich Sie
interviewe und berühmt mache, Lieutenant? Unser Magazin hat zwar nur eine sehr
begrenzte Auflage...«
»Ich möchte Sie über Minerva
Trents Dinnerparty gestern abend befragen«, sagte ich. »Einer ihrer Gäste wurde
auf dem Heimweg ermordet.«
Sie blickte mich unsicher an.
»Vielleicht sollten Sie lieber hereinkommen.«
Das Zimmer war eines der
besseren Studioräume des »Starlight«. Das Bett wurde während des Tages in eine
Couch umgewandelt, und auf der anderen Seite des Raumes waren um niedrige
Tische Sessel gruppiert.
»Ich habe gerade ein paar
Martinis gemacht«, sagte sie. »Möchten Sie gern einen?«
»Danke«, erwiderte ich und nahm
auf dem niedrigsten Sessel Platz.
Sie gab mir einen Martini und
setzte sich dann ebenfalls.
»Wer wurde denn ermordet?«
fragte sie.
»Wallace Hamer.«
Ich erzählte ihr, daß wir seine
Leiche etwa eine Meile vom Haus entfernt in seinem Wagen gefunden hatten.
»Einer der anderen Gäste, Leon
Getler, hat mich ins Hotel zurückgebracht«, sagte sie. »Hamer war noch dort,
als wir das Haus verließen.«
»Wie spät war es, als Sie
gingen?«
»Etwas nach drei, glaube ich.«
Der Martini schmeckte wie eine
Sieben-zu-eins-Mischung, und ich schlürfte ihn anerkennend.
»Sie schreiben für Ihr Magazin
einen Artikel über den Jet-Set?« fragte ich sie.
»Wenn es den noch gäbe. Es ist
eine aussterbende Rasse, mit Ausnahme der paar Ölscheichs.«
»Minerva Trent gehört aber
dazu.«
»Bis ihr Mann starb. Alle Welt
glaubte, daß sie als Witwe das Geschäft wieder aufblühen lassen würde. Aber das
tat sie nicht. Ich habe gehört, sie hat den größten Teil ihres Geldes durch
Fehlinvestitionen verloren.«
»Wie war die Dinnerparty
gestern abend?«
»Irgendwie seltsam. Ich habe
mich als Zuschauerin in gewisser Weise amüsiert. Wenn man nicht beteiligt ist,
kann man sich zurücksetzen und entspannen. Sie schienen sich die ganze Zeit
über gegenseitig an die Kehle zu gehen.«
»Und Minerva hat sich Hamer an
den Hals geworfen?«
»Es war fast peinlich«, sagte
Connie Ennis. »Sie muß gewußt haben, daß er schwul ist. Und dazu die bissigen
Bemerkungen dieses anderen Homos, Miles Gerard!«
»Wenn Sie unter ihnen Hamers
Mörder auswählen sollten, für wen würden Sie sich entscheiden?«
»Das ist eine faszinierende
Frage, Lieutenant.« Sie runzelte die Stirn und dachte konzentriert nach.
»Minerva wäre eine zu naheliegende Wahl, ebenso Gerard. Auch die lesbische
Sophia Platzer kann ich mir nicht in der Rolle vorstellen. Sie alle sind viel zu
blasiert und hochgestochen, um aus sexuellen Gründen zu morden. Ausgenommen
Paul Kendal. Aber ich glaube nicht, daß er überhaupt etwas töten könnte, nicht
einmal den Aufschlag seines Gegners. Meine Wahl würde daher vermutlich auf Jon
Blake fallen.«
»Warum?«
»Ich habe gewußt, daß Sie mir
eine ähnlich dumme Frage stellen würden. Nun, er ist zuvorkommend, verbindlich,
reich und daran gewöhnt, stets seine eigenen Wege zu gehen. Nachdem ihr Mann
gestorben war, hat Minerva ihre Aktien an Blake verkauft, und später hat Blake
an einen der multinationalen Konzerne weiterverkauft und dabei wahrscheinlich
ein Vermögen gemacht.«
»Aber dann wurde er bei
irgendeiner Grundstücksmauschelei in Florida übers Ohr gehauen. Das hat man mir
jedenfalls erzählt.«
Sie nickte. »Nun, jeder kann
mal einen Fehler machen. Im Moment scheint er jedoch in keiner Weise Not zu
leiden.«
»Ist er an irgendwelchen neuen
Transaktionen beteiligt?«
»Ich weiß es nicht, aber ich
kann es herausfinden. Wie spät haben Sie es, Lieutenant?«
Ich sah auf meine Uhr. »Zwanzig
vor sieben.«
»Dann müßte er jede Minute
kommen. Er führt mich heute abend nämlich zum Essen aus.«
»Sind Sie sicher, daß Sie es
riskieren wollen, mit einem potentiellen Mörder zu speisen?«
Sie grinste. »Das ist die Art von
Risiko, auf die sich eine Journalistin einlassen muß, wenn sie einen guten
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