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Al Wheeler und die Besessene

Al Wheeler und die Besessene

Titel: Al Wheeler und die Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ihre Leiche
fanden, identifizierten sie sie natürlich als Nina Ross. Sie hatten Ihre
Adresse in ihren Unterlagen .«
    »Oh, ich verstehe .« Ihr Kleid rutschte über ihre Knie hinauf, während sie auf
dem Sitz näher der Tür zuglitt . »Vielen Dank,
Lieutenant.«
    »Ich habe mich schon gewundert,
wann Sie wohl diese Frage stellen würden«, murmelte ich.
    Sie wandte mir wieder das
Gesicht zu. »Was soll das heißen ?«
    »Erinnern Sie sich an diese
kleine Szene in Ihrem Schlafzimmer, als Ihr verletzter Freund genau wissen
wollte, was ich da zu suchen habe ?« sagte ich kalt.
»Ich erzählte Ihnen, Nina Ross sei ermordet worden, und Sie sagten, das sei ein
Irrtum, denn Nina Ross seien Sie. Das wäre ein guter Zeitpunkt gewesen, mich zu
fragen, wieso ich daraufkäme , Sie seien
umgebracht worden. Als ich Sie bat, mit ins Leichenschauhaus zu kommen und zu
sehen, ob Sie die Tote identifizieren könnten — da wäre wieder ein guter
Zeitpunkt gewesen, dieselbe Frage zu stellen. In der Leichenhalle selbst wäre
der letzte gute Zeitpunkt gewesen, um zu fragen, Süße .«
    Ihre dunklen Augen starrten
mich aus einem weißen Gesicht an, während ihre Zähne eine kleine Weile an der
Unterseite ihrer Unterlippe nagten.
    »Sie versuchen nur, mich zu
verwirren, Lieutenant«, sagte sie mit gepreßter Stimme. »Was meinen Sie mit >gutem Zeitpunkt< ?«
    »Ich meine damit, daß Ihnen
erst vor ein paar Sekunden plötzlich eingefallen ist, daß dies eine Frage war,
die Sie mir hätten stellen sollen, Süße«, fuhr ich sie an. »Es war etwas, das
Sie hätte neugierig machen sollen. Logischerweise wäre es die erste Frage
gewesen, die Sie hätten stellen sollen, aber Sie haben sie nicht gestellt. Das
bedeutet also, daß Sie überhaupt nicht neugierig waren. Und wollen Sie wissen,
was das bedeutet ?«
    »Bitte«, sagte sie heiser.
    »Sie wußten es bereits«, sagte
ich. »Deshalb waren Sie nicht neugierig. Sie vergaßen sogar beinahe, überhaupt
zu fragen .«
    »Das kommt vermutlich dabei
heraus, wenn ein Polizeibeamter gerissen zu sein versucht«, sagte sie mit
zusammengebissenen Zähnen. »Kommt Ihnen gar nicht der Gedanke, Lieutenant, daß
jemand seelisch durch etwas Derartiges durcheinandergebracht wird — daß es
keine Logik gibt, wenn einem im Kopf alles durcheinanderwirbelt ?«
    Sie stieg mit einer
entschlossenen Bewegung aus dem Wagen und schlug mit einem bösartigen Knall die
Tür hinter sich zu. »Leben Sie wohl, Lieutenant! Wenn Sie das nächste Mal mit
mir reden wollen, werde ich dafür sorgen, daß ein Rechtsanwalt anwesend ist, um
sicher zu sein, daß ich nicht wieder beleidigt werde !«
    »Wenn Sie das nächste Mal mit
mir reden, Süße«, erwiderte ich milde, »sollten Sie versuchen, zur Abwechslung
einmal die Wahrheit zu sagen .«
    Ich blickte ihr nach, wie sie
mit kurzen zornigen Schritten die Zufahrt zum Haus hinabging, was ihrer runden
Hüfte unter dem seidenen Kleid einen faszinierenden Schwung verlieh. Wenn man
schon mit einer Lügnerin zu tun hat, überlegte ich, dann schon am liebsten mit
einer Lügnerin, die Sex hat.
     
    Das hinter einer Gruppe
salzbesprühter Palmen in Paradise Beach verborgene Blockhaus stand in scharfem
Kontrast zu dem modernen, auf zwei Ebenen angelegten Bau, der oben auf
schwindelnder Höhe von Pine Bluffs thronte. Es war
kurz nach drei Uhr nachmittags, als ich ankam, und mein Magen erinnerte mich,
als ich aus dem Wagen stieg, daß ich noch nicht zu Mittag gegessen hatte.
    Vor dem Blockhaus befand sich eine
große Holzveranda, die unheildrohend quietschte und ächzte, als ich über sie
weg auf den Vordereingang zuging. Sie stellte jede Klingel in den Schatten. Als
ich an der Tür angelangt war, stand sie bereits offen, und jemand lehnte im
Rahmen und wartete auf mich.
    »Mr. Arist ?« fragte ich.
    »Ich bin James Arist «, sagte er mit einem angenehmen tiefen Bariton.
    Er war ein großer Mann,
schätzungsweise Mitte Vierzig, mit einem prachtvollen silbergrauen Schopf. Sein
tiefgefurchtes Gesicht war bis zum Farbton polierten Mahagonis gebräunt,
wodurch das metallische Grau seiner Augen betont wurde, in denen es ohne
ersichtlichen Grund hin und wieder aufblitzte, wie ein Funke in einem Haufen
feiner Asche.
    »Ich bin Lieutenant Wheeler vom
Büro des Sheriffs«, sagte ich formell. »Sie haben eine Nichte, Diana Arist —«
    »Lassen Sie mich Ihnen die Mühe
einer unangenehmen Verpflichtung ersparen, Lieutenant«, sagte er leichthin.
»Ich weiß alles über Diana .«
    »Sie wissen es schon

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