Al Wheeler und die Besessene
Widersprüchlichkeiten,
die hier und dort auftauchten, zu erkennen.« Er schüttelte entschieden den
Kopf. »Es war für Diana nicht schwierig, ihn sieben Wochen lang zu täuschen,
Lieutenant. Bitte, begehen Sie nicht den tragischen Irrtum, auch nur halb zu
glauben, Diana könnte sich wirklich für besessen gehalten haben !«
Ich zündete eine Zigarette an
und betrachtete ihn finster und wütend. »Das bringt uns wieder zu diesem
mysteriösen Er zurück — zu dem Mann, der sie in der Nacht, als sie zu
Ihnen um Hilfe kam, umbringen wollte .«
»Vermutlich«, sagte er
sachlich. »Und mir ist eben etwas eingefallen, Lieutenant. Am frühen Nachmittag
des Tages, als ich Diana ins Sanatorium brachte, bekam ich einen Telefonanruf.
Ein Mann wollte dringend wissen, wie er Diana erreichen könnte. Er behauptete,
sie habe ihm häufig Modell gestanden und er habe einen sehr guten Auftrag für
sie, der aber eilig sei. Ich sagte natürlich, ich hätte sie nicht gesehen, aber
wenn ich sie träfe, würde ich ihr seine Nachricht geben .«
»Hat er Ihnen seinen Namen gesagt ?«
»Dana Bladen«, sagte Arist selbstzufrieden. »Von Dr. Travers Bladen Inc. Diana
kannte die Telefonnummer .«
»Na ja, das ist vielleicht ein
Anhaltspunkt«, sagte ich mürrisch. »Hat er wieder angerufen ?«
»Nein. Das war der einzige
Anruf, den ich in den letzten beiden Monaten für Diana bekam .«
»Fällt Ihnen vielleicht sonst
noch etwas ein, das uns weiterhelfen könnte, Mr. Arist ?« sagte ich mechanisch.
»Im Augenblick jedenfalls
nicht«, sagte er.
»Vielen Dank für Ihre Mühe. Ich
werde mich wieder mit Ihnen in Verbindung setzen«, sagte ich und ging auf die
Tür zu.
Er sprang mit überraschender
Schnelligkeit von seinem Stuhl auf und erreichte noch vor mir die Tür. Aus
einem plötzlichen Impuls heraus blieb ich stehen, um einen letzten Blick auf
das düstere Porträt über dem Kamin zu werfen. Die kalte sinnliche Schönheit des
Gesichts traf mich mit beinahe physischer Gewalt, und während ich noch darauf
starrte, schien in der Tiefe der kalten Schlangenaugen etwas wie ein
plötzlicher wilder Funke aufzusprühen.
»Ah!« Arist grinste verständnisvoll. »Das war wirklich eine Hexe !«
»Wer ist das ?« fragte ich.
»Madame de Montespan ,
die königliche Mätresse Ludwig des Vierzehnten«, sagte er mit beinahe
ehrfürchtiger Stimme. »Es wird behauptet, sie hätte die Schwarze Messe
zelebriert, indem sie sich völlig nackt auf einen schwarzen Altar legte,
während schwarze Kerzen entzündet wurden und ein Kelch auf ihren Bauch gestellt
wurde. Dann wurde über diesem Kelch die Kehle eines Kindes durchschnitten und
die Leiche in einen Ofen geworfen. Ihr Helfer gestand später, daß auf diese
Weise zweieinhalbtausend Babies umgebracht wurden,
während ihr schwarzer Priester ihre Dämonen, Ashtaroth und Asmodeus , beschwor .«
»Die Kerle müssen völlig am
Ende ihrer Kräfte gewesen sein, wenn sie alle diese Babies herbeigeschafft haben«, brummte ich.
»Im Paris des Jahres
Sechzehnhundertachtzig war das nicht so schwierig, Lieutenant«, sagte er
freundlich. »Von der Montespan hat man behauptet, wer
den Mut gehabt habe, ihr tief in die Augen zu sehen, habe das höllische Feuer
darin brennen sehen kämen«
»Als ich ein Junge war, hatte
ich eine Tante, bei der es genauso war«, sagte ich tief bewegt. »Ich habe fünf
volle Jahre damit verbracht, ihr zu wünschen, daß sie einmal die Treppe
hinunterfiele und sich beide Beine bräche .«
»Und was geschah, Lieutenant ?« sagte er mit leicht amüsierter Stimme.
»Sie heiratete, als sie schon
ganz zitterig wurde — so mit etwa dreiundzwanzig Jahren-, den Metzger am Ort«,
sagte ich wehmutsvoll. »Er war ein Riesenmannsbild, und alle Damen der Stadt
machten sich Sorgen um meine Tante. Sie waren erst zwei Wochen verheiratet, als
es passierte — er fiel die Treppe hinunter und brach sich ein Bein, weil er
ihrem unersättlichen Liebeshunger entfliehen wollte .«
Arist begleitete mich über die
Holzveranda, um sich von mir zu verabschieden.
»Ich lasse von mir hören«,
sagte ich mechanisch.
»Es sollte mich freuen«, sagte
er. »Viel Glück bei Ihrer Hexenjagd, Lieutenant!«
»Danke .« Ich grinste ihm zu. »Ich habe beinahe vergessen, Sie zu fragen — wovon leben
Sie eigentlich, Mr. Arist ? Verkaufen Sie
Liebestranke, Zaubersprüche und Beschwörungsformeln ?«
In seinen bleigrauen Augen
blitzte plötzlich ein Funke auf, und mir fiel auf, daß sie genau den Augen auf
dem düsteren
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