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Al Wheeler und die Besessene

Al Wheeler und die Besessene

Titel: Al Wheeler und die Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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meinen Kopf etwa zwölf
Zentimeter nach links neigte, vielleicht einen ungehinderten Ausblick auf ihre
Beine erhalten würde, wobei es mich nicht im geringsten gestört haben würde, daß ich mir das Panorama sozusagen unter Vorspiegelung
falscher Tatsachen erschlich. Das Problem war nur, würde sie geglaubt haben,
daß ein plötzlicher nervöser Tic meinen Kopf zwölf Zentimeter weit lediglich in
einer Richtung fallen ließ?
    »Wenn Sie einen plötzlichen
Anfall von Neuralgie bekommen sollten, Al«, sagte sie freundlich, »so sorgen
Sie bitte dafür, daß Ihr Kopf nach rechts sinkt — sonst verpasse ich Ihnen
eines mit dem Eisenlineal auf die Birne .«
    »Glauben Sie vielleicht, ich
hätte nichts Besseres zu tun, als heimlich nach den Jacksonschen Beinen zu schielen ?« spottete ich.
    »Wenn ich im Büro einen Schal
trüge, würden Sie den halben Tag damit zubringen, heimlich auf meinen Hals zu
schielen«, stellte sie gelassen fest.
    Ich versuchte, ihr einen Blick
zuzuwerfen, der gleichzeitig Unverstandensein , Verletztheit , Vergebung und tiefste Verehrung ausdrücken
sollte. Es war ein unpassendes Manöver, in dessen Mitte ich die Kontrolle über
meine Oberlippe verlor, so daß sie sich plötzlich über meine Zähne hochzog und
erst unmittelbar unter meiner Nase zum Stillstand kam. Dem Ausdruck auf
Annabelles Gesicht nach mußte mein Anblick am ehesten der Großaufnahme eines
Lüstlings gleichen, der in einem Harem in dem Augenblick überrascht wird, in
dem sich die ersten fünfzig Sklavinnen erwartungsvoll auf ihren Diwanen
zurückgelehnt haben. Also gab ich das Ganze auf und zündete mir eine Zigarette
an. Drei Züge später kam ich auf das zu sprechen, was mich bereits irritiert
hatte, als ich ins Büro getreten war.
    »Warum, zum Kuckuck, ist es
hier so still ?« fragte ich bedrückt. »Wo sind denn
alle ?«
    »Oh, das habe ich ganz
vergessen«, sagte die Magnolienblüte beiläufig. »Sie waren ja gar nicht da, als
die große Lawine hier herunterkam ?«
    »Was für eine Lawine?«
    »Haben Sie heute
nachmittag nicht die neuesten Nachrichten gehört, Al ?« Ihre Stimme troff förmlich vor honigsüßem Mitgefühl.
    »Nein.« Ich schauderte. »Ich
habe die neuesten Nachrichten heute nachmittag nicht
gehört .«
    »Die ganze Stadt ist
hysterisch«, sagte sie. »Das ganze Land ist hysterisch, und vielleicht ist auch
die ganze Welt hysterisch .«
    »Haben die Russen soeben Rotchina den Krieg erklärt und uns gebeten, ein Auge auf
ihre nuklearen Waffen zu haben, bis sie wieder zurück sind ?« erkundigte ich mich.
    »Die größte Sensation des
Jahres«, stellte sie gleichmütig fest. »Die Reporter ergießen sich per
Flugzeug, Eisenbahn, Bus, Auto, auf der alten grauen Schindmähre — die
Berichterstatterinnen von den Sonntagsbeilagen sogar im Damensitz — nach Pine City. Das Mädchen, das von der Hexe besessen war, das
nackt und erstochen auf dem Grundstück eines Sanatoriums, das sie erst vor
einer Woche verlassen hatte, aufgefunden wurde, das Mädchen, das eine Maske in
der Form einer satanisch aussehenden weißen Katze trug — die von jeher als Attribut
einer Hexe galt! Es sind drei Fernsehteams da, ein paar tausend Journalisten.
Haben Sie wirklich noch nichts von unserem großen Erfolgsmord heute früh
gehört, Al, Süßer ?«
    »Machen Sie noch fünf Sekunden
so weiter, Hibiskusblüte «, sagte ich mit glasigen
Augen lächelnd, »und ich ziehe Sie splitterfasernackt aus und durchsuche Sie
gründlich nach irgendwelchen Stigmata. Sie — Sie ausgekochte Hexe aus dem
Süden.«
    »Ein Mädchen, das sich nach
einer Kraftprobe mit Ihnen auf Ihrer Couch ihre Tugend bewahrt hat, hat in
einem hübschen großen Büro wie diesem hier nichts zu fürchten«, sagte sie
zuversichtlich. »Sie hätten früher kommen sollen, Al, der ganze Spaß ist Ihnen
entgangen! Als die Reporter die Barrikaden durchbrachen und in das Heiligtum
selbst eindrangen. Der Sheriff versuchte, sich unter seinem Schreibtisch zu
verstecken, aber, wie Sie wissen, ist er dafür einfach nicht gebaut.
    Dann, inmitten seines
Nervenzusammenbruchs — als er versuchte, wenigstens eine all dieser Fragen zu
beantworten —, kam ein Notruf von Doktor Maybury . Er
war selber inmitten eines Nervenzusammenbruchs begriffen. Sie hatten soeben
sein Zufahrtstor und die Wachmänner im Frontalangriff überwältigt und stürmten
das Hauptgebäude. Die Schwester an der Pforte hielt sie für wilden Mob, der
darauf aus sei, alle Männer zu lynchen und all die wehrlosen

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