Al Wheeler und die geborene Verliererin
ganz einfach, denn man brauchte Ihre Schwester nur
dazu zu bringen, Ihnen weiterhin zu schreiben, was Carol angeblich tat und
trieb. Aber als die Zeit Ihrer Entlassung näherrückte, mußte man sich was
einfallen lassen.«
Mrs. Siddell schloß die Augen,
und nach einer Weile bekam die Stille etwas Bedrückendes. Es schien endlos zu
dauern, bis sie wieder sprach.
»Wer war sie?« fragte sie fast
im Flüsterton. »Ich meine, das Mädchen, das sie für meine Tochter ausgaben?«
Ich erzählte ihr die
Geschichte, wie ich sie von Zana Whitney gehört hatte. Wie die Ablichtungen der
Zeitungsausschnitte dazu benutzt worden waren, Marsha Hennessy einen Grund zu
geben, das Haus ihrer angeblichen Mutter zu verlassen. Wie sie die Europareise
als Zana Whitney angetreten hatte und was nach ihrer Rückkehr mit ihr geschehen
war. Mrs. Siddell hörte sich alles an, ohne auch nur einmal zusammenzuzucken.
»Armes Mädchen«, sagte sie, als
ich geendet hatte. »Ich glaube, in gewisser Weise war Carol besser dran. Ihr
Tod hat sich nicht unter solch scheußlichen Umständen ereignet und ist, wenn
sie Glück hatte, sofort eingetreten. Sie hat keine solchen Erniedrigungen
mitmachen müssen wie das andere Mädchen.«
»Ich glaube«, sagte ich sehr vorsichtig,
»daß Sie das Syndikat ins Auge fassen müssen.«
»Sie sind nicht nur ein
Dreckskerl«, sagte sie gelassen, »sondern auch ein hinterhältiger Dreckskerl.
Reden Sie weiter.«
»Die maßgeblichen Herren haben
von Anfang an nicht an Ihre Loyalität geglaubt«, sagte ich. »Was sie glaubten,
war, daß Sie niemals reden würden, solange man mit Hilfe Ihrer Tochter Druck
auf Sie ausüben konnte. Das Syndikat dachte — mit Recht—, daß Sie das wüßten
und es keine Schwierigkeiten bekommen würde. Aber nachdem Ihre Tochter
umgekommen war, trauten sie Ihnen schon überhaupt nicht mehr. Sie mußten Ihnen
eine falsche Tochter unterschieben, von deren Existenz Sie überzeugt waren.«
»Sie meinen, so sehr ich von
meiner eigenen Loyalität überzeugt war, so wenig glaubten diese Männer daran?«
»Ja.«
»Also brachte jemand das arme
Mädchen um, der wußte, daß ich der Meinung war, es sei meine eigene Tochter —
um mich zum Reden zu bringen?«
»Ja«, sagte ich. »Ich
suggerierte Bryant und Magnusun, daß es möglicherweise Whitney gewesen sei. Er
könne angenommen haben, Sie würden niemals glauben, daß ein Vater seine eigene
Tochter umbrächte, und Sie würden ihn deshalb nicht belasten, wenn Sie im
übrigen auspackten. Die beiden haben mir das abgekauft, und das machte mir
Sorgen. Ich hatte lediglich versuchen wollen, ein bißchen Druck auszuüben. Dann
erzählten Sie mir, ich bräuchte mir keine Gedanken zu machen, denn jemand
anderer habe bereits die Theorie vertreten, es sei Whitney gewesen, der Ihre
angebliche Tochter umgebracht habe.«
»Sie wollen mir etwas
klarmachen«, sagte sie kalt. »Vielleicht weiß ich es schon, also fassen Sie
sich kurz, Lieutenant. Ich kann im Augenblick fast nichts mehr von alldem
ertragen.«
»Sie sind unzerstörbar«, sagte
ich mit aufrichtigem Respekt, »und das wissen wir auch beide. Okay, ich will
versuchen, es kurz zu machen. Das Mädchen wurde ermordet und ihre Leiche hier
in Ihrem Garten abgeladen. Fredos Leiche wurde in Whitneys Blockhaus am See
gefunden. Daraus sollte der offensichtliche Schluß gezogen werden, daß er in
den anderen Mord verwickelt gewesen war. Fredo bekam zwei Schüsse in den Kopf.
In seine eine Hand hatte man das Foto Ihrer angeblichen Tochter geschoben, den
Revolver in die andere. Auf einem Sessel lag ein Zettel ohne Unterschrift —
niemand konnte ihn übersehen—, auf dem stand, er habe das Mädchen umgebracht.
Wie ich schon vorhin zu Zana sagte, nur ein schwachsinniger Amateur konnte
hoffen, mit diesem Arrangement durchzukommen. Bei der Obduktion stellte sich
heraus, daß der Tote zwei Kugeln im Kopf hatte, und das Kriminallabor besorgte
den Rest. Aber ich habe mich getäuscht. Es kann durchaus jemand anderer Fredo
umgebracht, ihm dann eine zweite Kugel in den Kopf geschossen und anschließend
den Abschiedsbrief hingelegt haben, weil die Sache ganz bewußt als sehr unfachmännisch
kaschierter Mord hingestellt werden sollte.«
»Dane«, sagte sie, und es war
keineswegs eine Frage.
»Dane«, bestätigte ich. »Das
Mädchen war ein Problem und Fredo möglicherweise unzuverlässig. Nachdem Dane
also Marsha umgebracht hatte, machte er Fredo betrunken und ermordete ihn
ebenfalls. Er wußte, wie Ihre Reaktion
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