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Al Wheeler und die gespenstige Lady

Al Wheeler und die gespenstige Lady

Titel: Al Wheeler und die gespenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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zweifelnden
Blick zu, zuckte dann die Schultern und stellte das
Tonbandgerät auf den Tisch zurück. Ich ging zu ihm hin und starrte auf den
Apparat hinab.
    »Jetzt fällt mir’s ein«, sagte ich. »Als ich zuerst in dieses Zimmer
kam, war das Ding angestellt. Das Summen ging mir auf die Nerven, deshalb stellte
ich es ab. Aber der elektrische Strom war ab zehn Uhr abends ausgefallen. Wird
das Gerät vielleicht mit einer Batterie betrieben ?«
    »Ja«, sagte Sanger.
    »Dann hat es vermutlich jedes
Geräusch hier in diesem Zimmer aufgenommen, bevor Slocombe gestorben ist! Himmel, Ed. Lassen Sie das Band zurücklaufen !«
    Aber in diesem Augenblick kamen
die zwei Burschen in ihren weißen Kitteln ins Zimmer.
    »Sollen wir die Leiche
mitnehmen, Lieutenant ?« fragte einer der beiden
fröhlich.
    »Klar, nur zu«, sagte ich.
    »Die hier ist recht beachtlich,
Joe«, sagte Ed Sanger zu ihm.
    Joe sah wie eine von einem
kurzsichtigen und an beiden Händen von Dauerzittern geplagten Medizinmann
geformte Lehmfigur aus. Ein verächtliches Grinsen breitete sich auf seinem
Gesicht aus und verstärkte den makabren Eindruck.
    »Es gibt nichts, was ich nicht
gesehen habe«, sagte er stolz. »Wenn man einmal fünfzehn Jahre lang diesen Job
hat, überrascht einen nichts mehr .«
    Er trat nahe an den Toten heran
und starrte eingehend auf ihn hinab. Ed und ich beobachteten interessiert, wie
sein Gesicht langsam eine hellgrüne Färbung annahm. Man konnte das Weiße in
seinen Augen sehen, als er zu seinem Kollegen zurückblickte. »Bring die Bahre
und das Leintuch her, aber schnell !« sagte er heiser.
»Sonst wird das das erstemal sein, daß ich eine
Arbeit halb fertig liegenlasse .«
    Beide arbeiteten schnell und
mit sorgfältig abgewandten Augen, bis nur noch ein unkenntliches weißes Bündel
auf der Bahre lag. Sie trugen es in schnellem Trott aus dem Zimmer, und ich
fragte mich, ob sie wohl die Treppe schafften.
    »Alles, was noch fehlt, ist,
daß auf ihrer Heimfahrt das Gewitter erneut losbricht«, sagte Ed fröhlich.
»Dann werden drei Plätze im Leichenhaus gebraucht .«
    »Was haben Sie gegen Joe ?« fragte ich ihn. »Er kommt mir ganz wie ein normaler
widerwärtiger Leichenfledderer vor .«
    Sanger sah einen Augenblick
lang verlegen drein. »Nichts, glaube ich, wenn ich mir’s recht überlege. Nur manchmal bleiben die Burschen zu lange bei diesem Job, und
ich glaube, das ist bei Joe der Fall. Es ist so weit, daß es ihm Spaß macht .« Er räusperte sich gereizt. »Wollen wir nicht das Thema
wechseln ?«
    »Mit Vergnügen«, sagte ich.
»Kümmern wir uns wieder um das Tonbandgerät .«
    Ich zündete mir eine Zigarette
an und sah zu, wie er das Band zurück- und dann wieder vorlaufen ließ. Zuerst
geschah gar nichts, und dann kam das seltsame Geplapper, das anzeigt, daß etwas
aufgenommen wurde. Ed ließ die Spule zurücklaufen, stellte die Geschwindigkeit
richtig ein und drückte erneut auf den Knopf.
    »Jetzt«, sagte er.
    Ein paar Sekunden lang ertönte
nur das Summen des Geräts, dann begann eine tiefe Stimme mit verblüffender
Deutlichkeit zu reden. Eisige Kälte kroch mir den Rücken hinauf, als mir bewußt
wurde, daß es sich dabei um die Stimme des Mannes handelte, dessen Leiche vor
knapp fünf Minuten aus dem Zimmer getragen worden war.
    »Hier spricht Henry Slocombe «, sagte die Stimme. »Ich habe das Tonbandgerät vor
einer Weile eingeschaltet, weil das Zimmer plötzlich kälter geworden ist.
Weiter hat sich nichts ereignet, und ich dachte zuerst, es sei nur meine
Einbildung, aber ich habe soeben einen Blick auf das Thermometer geworfen und
festgestellt, daß die Temperatur um mehr als zehn Grad gesunken ist. Aber es
kommt mir vielmehr vor — als ob ich zu Tode frieren müßte. Meine Finger sind
steif, und ich weiß, ich könnte nicht von diesem Stuhl aufstehen, selbst wenn
ich wollte .«
    Eine gute halbe Minute lief das
Tonband weiter, bevor er wieder sprach.
    »Es ist schlimmer geworden«,
sagte er heiser. »Es ist etwas hier bei mir im Zimmer, ich kann es spüren. Am
Anfang spürte ich nur die Kälte, aber jetzt ist auch Furcht mit dabei. Ich
fühle mich wie erstarrt, und zugleich läuft mir der Schweiß über die Stirn in
meine Augen. Irgendwo — ganz nahe — beinahe in Sichtweite, ist...«
    Wieder lief das Band summend
ab, und Ed Sanger starrte mich mit erhobenen Brauen an.
    » Oh — Himmel !« Slocombes plötzlicher Schrei schien wie aus einem
luftleeren Raum zu kommen.
    Ein paar Sekunden später sprach
eine

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