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Al Wheeler und die gespenstige Lady

Al Wheeler und die gespenstige Lady

Titel: Al Wheeler und die gespenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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überlege ich mir, ob ich nicht innerhalb der
nächsten Stunde meinen Dienst quittieren und anfangen soll, Drahtnetze für
Ballfangzäune um Tennisplätze zu stricken. Davon müßte man gut leben können .«
    »Sie haben recht, Lieutenant !« Er nickte nachdrücklich. »Überhaupt, wie wär’s mit
Tennis? Ich könnte jetzt gerade selber gut ein Spiel brauchen .«
    Die Tür ging plötzlich auf, und
Doktor Murphy trat forschen Schrittes ins Zimmer, gefolgt von Justine .
    »Das Mädchen ist ganz in
Ordnung, Wheeler«, teilte er munter mit. »Ich habe — äh — Justine hier eben gesagt, sie sei ein wenig großzügig mit dem Beruhigungsmittel
umgegangen, aber es ist nichts passiert. Sie wird nur bis Mittag wie ein Klotz
schlafen .«
    »Danke, Doc«, sagte ich.
    »Sie brauchen mich doch wohl
nicht mehr ?« fragte er hoffnungsvoll. »Ich würde gern
heimfahren, um in den Genuß meines restlichen Nachtschlafs zu kommen, allzuviel ist es sowieso nicht mehr .«
    »Natürlich, gehen Sie nur .«
    »Ich werde Sie zur Haustür
begleiten, Doktor«, sagte Justine mit leiser,
vertraulich klingender Stimme.
    »Stört es Sie, wenn Sie sich
den Weg dorthin selber suchen müssen, Doc ?« fragte ich
höflich. »Ich möchte gern, daß sich Miss Harvey hier etwas anhört .«
    »Es stört mich«, brummte
Murphy. »Aber was nützt mir das schon ?« Er zuckte mit
übertriebener Resignation die Schultern und verschwand dann schnell aus dem Zimmer.
    »Spielen Sie das Band noch
einmal von vorn, Ed. Ja ?« bat ich Sanger.
    »Gern, Lieutenant.« Er machte
sich an dem Apparat zu schaffen.
    Justine kreuzte die Arme über ihrem
üppigen Busen und blickte mich voller Kälte an. »Handelt es sich um etwas Wichtiges,
Lieutenant? Es ist schon beinahe Morgen, und wir haben alle ein scheußliches
Erlebnis hinter uns .«
    »Was ich Sie schon vorhin
fragen wollte«, sagte ich mit echtem Interesse, »sind Sie immer so eigentümlich
angezogen? Ich meine das lange weiße Gewand mit dem Silberfiligrangürtel — oder
tragen Sie das nur bei ganz besonderen Gelegenheiten ?«
    »Wenn Sie mich hier nur
aufhalten wollen, um mich zu beleidigen, Lieutenant«, sagte sie mit gepreßter Stimme, »so werde ich...«
    »Ich meine es ganz ernst«,
versicherte ich ihr. »Ist das irgendeine besondere Art von Kleidung ?«
    »Allerdings«, sagte sie scharf.
»Aber Sie würden es doch nicht begreifen oder gäben zumindest vor, nicht zu
begreifen .«
    »Versuchen Sie’s mal .«
    »Der Fluch der Grauen Dame ist
für jedes Mitglied der Familie Harvey eine sehr reale Angelegenheit, auch ohne
das Schreckliche, was Henry Slocombe heute nacht zugestoßen ist«, sagte sie langsam. »Es war für
jeden einzelnen von uns gefährlich, sich mit jemandem, der ganz offen diesem
Fluch trotzte, im selben Haus aufzuhalten. Weiß ist die Farbe der Reinheit, Lieutenant, und dadurch ein Schutz gegen Hexen.
Gesponnenes Silber ist ein weiteres wichtiges Zaubermittel gegen das Böse .« Ihre dunklen Augen brannten, während sie mich anstarrte.
»Jetzt wissen Sie’s also — und können sich lahm und krumm lachen, wenn Sie
wollen .«
    »Ich halte es gar nicht für
komisch«, sagte ich höflich. »Ich bin froh, daß Sie so gut geschützt sind, denn
wir haben gerade eine direkte Verbindung zu der Grauen Dame entdeckt, und ich
möchte, daß Sie sich das Ganze anhören .«
    Ihre Augen wurden groß, und sie
öffnete den Mund, um etwas zu sagen, lauschte dann aber in erstarrtem
Schweigen, als Slocombes Stimme auf dem Tonband zu
sprechen begann. Ich beobachtete sie die ganze Zeit über, solange das Band
ablief, scharf und sah, wie ihr Gesicht verschiedentlich den Ausdruck wechselte
— angefangen von dumpfem Schrecken bis zu schierem Entsetzen am Schluß. Als das
Ganze schließlich zu Ende war, hatte sie das Gesicht in den Händen vergraben.
    »Das ist entsetzlich —
entsetzlich«, sagte sie mit ersticktem Flüstern.
    »Haben Sie eine der Stimmen
erkannt ?« fragte ich.
    »Es war Henry Slocombes Stimme, darüber besteht kein Zweifel«, sagte sie
ausdruckslos.
    »Wie steht es mit der anderen
Stimme — mit der Delias zu Füßen der Eiche ?« sagte ich
heiser.
    Sie hob langsam den Kopf und
sah mich, ohne zu antworten, eine Weile an. »Vater hat recht gehabt«, flüsterte
sie. »Es muß eine Art Reinkarnation sein — es ist genau dieselbe I«
    »Was ist genau dieselbe ?«
    »Ihre Stimmen!« Etwas wie echte
Verwirrung stieg in ihren Augen auf. »Man könnte sie nicht auseinanderhalten .«
    »Sie meinen, Delias

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