Al Wheeler und die gespenstige Lady
Gedanken zu
machen, Wheeler, es muß sich um etwas mit Klauen handeln — oder scharfen
Krallen .«
»Ein Berglöwe ?« fragte ich heiser.
»Oder, wie Sie schon gesagt
haben, ein Wolf?« Er schüttelte plötzlich den Kopf, als könnte er sich dadurch
Klarheit verschaffen. »Wovon, zum Kuckuck, reden wir eigentlich? Ein Wolf — der
im oberen Stockwerk eines Hauses umherwandert?«
»Sie kennen noch nicht die
Hälfte der Geschichte«, sagte ich verbittert. »Wie steht es mit der Todeszeit ?«
»Zwischen drei und vier Stunden
— .« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Zwischen halb zwölf und halb eins.«
»Sie haben den Nagel auf den
Kopf getroffen«, gab ich mit zögernder Achtung zu. »Er gab einen Schrei von
sich — und die übrigen im Haus hörten, wie er hinfiel — , genau eine Minute vor zwölf.«
»Wieder ein Triumph der
Wissenschaft«, sagte er selbstgefällig. »Sie sollten es selbst gelegentlich
einmal mit ein bißchen Wissenschaft versuchen .«
Ich überhörte es. »Da ist noch
etwas, Doc, das Sie für mich tun könnten .« Ich
erzählte ihm von Martha Harvey — daß Justine berichtet hatte , sie hätte ihr ein Beruhigungsmittel
eingegeben, und daß sie dann plötzlich unten erschienen und erneut
zusammengeklappt war.
»Klar, ich werde nach ihr sehen .« Murphys Gesicht erhellte sich zusehends. »Jung und schön
und hat ein Nylonnachthemd an, haben Sie gesagt ?«
»Sie schleimiger alter Satyr !« sagte ich angeekelt. »Können Sie niemals an etwas anderes
denken als an junge schöne Mädchen, die unzulänglich angezogen sind ?«
»Na klar«, antwortete er
vergnügt. »Meistens denke ich an junge schöne Mädchen, die überhaupt nicht
angezogen sind .«
» Justine — ihre ältere Schwester — ist im Eßzimmer «, fuhr ich
fort. »Sie kann Ihnen sagen, was sie Martha eingegeben hat — aber es wäre mir
lieber, Sie verließen sich nicht auf das, was sie angibt, Doc, sondern
überzeugten sich selber .«
»Es wird mir ein Vergnügen
sein«, sagte er prompt. »Ich werde die Jungens hinauf schicken, damit sie die
Leiche abholen, sofern Sie mit allem fertig sind .«
»Tun Sie das«, stimmte ich zu.
Ed Sanger, der ältere der
beiden Burschen vom Polizeilabor, kam zu mir herüber und zündete sich eine
Zigarette an.
»Das ist eine üble Geschichte
hier, Lieutenant !«
»Wie recht Sie haben«, brummte
ich.
»Wir haben alle Fotos gemacht,
die Sie brauchen«, fuhr er fort. »Wie steht es mit dem anderen Zeug — der
Aktenmappe und dem Tonbandgerät ?«
»He!« Sein Kollege trat auf uns
zu, einen Schlüssel zwischen Daumen und Zeigefinger haltend. »Sehen Sie mal,
was ich gefunden habe .«
»Wo war er ?« fragte ich.
»Unter der Tür — ich stieß sie
ein bißchen weiter auf, und da lag er auf dem Teppich .«
»Wenn die Tür geschlossen
gewesen wäre, wie weit von ihr entfernt hätte der Schlüssel dann gelegen ?« erkundigte ich mich.
»Ungefähr einen halben Meter.«
»Das haut hin«, sagte ich. »Als
ich das Schloß entzweischoß , sprang der Schlüssel
hinaus auf den Teppich. Trotzdem vielen Dank.«
»Okay, Lieutenant.« Er sah ein
wenig enttäuscht aus, als er abzog.
»Warten Sie mal«, sagte Ed
Sanger langsam. »Das bedeutet also, daß die Tür von innen verschlossen war ?«
»Ganz recht .«
Er blickte zu den über das
Fenster genagelten Brettern hinüber und dann zu mir zurück. »Und als Sie
hierherein kamen, lag nur die Leiche da ?«
»Stimmt !« knurrte ich.
»Oh, Mann!« Er stieß einen
leisen Pfiff aus. »Das wird Ihnen eine Menge Scherereien einbringen, Lieutenant .«
»Scherereien ist gar kein
Ausdruck«, sagte ich düster. »Sie können natürlich jetzt die Aktenmappe und das
Tonbandgerät untersuchen. Geben Sie mir beides zurück, wenn Sie damit fertig
sind. Ja?«
»Klar, Lieutenant.«
Er ging zum Tisch zurück, und
ich blieb, ihn beobachtend, stehen, und in meinem Unterbewußtsein bohrte irgend etwas — etwas,
das noch nicht dort gewesen war, bevor ich mit Sanger gesprochen hatte.
» Polnik ist nicht zusammen mit Ihnen gekommen ?« fragte ich.
»Nein, Sir .« Er schüttelte den Kopf. »Nur wir zwei und Doc Murphy, und der Leichenwagen
kommt noch hinterher .«
»Dieser lausige Sheriff hat gar
nicht zugehört, als ich ihn gebeten habe, Polnik hier
herauszuschicken«, sagte ich verärgert. Nun sehen Sie mal, wie miserabel ein
Lieutenant behandelt wird, wenn...« In diesem Augenblick fiel es mir ein.
»Warten Sie mal !« sagte ich zu ihm.
Er warf mir einen
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