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Al Wheeler und die gespenstige Lady

Al Wheeler und die gespenstige Lady

Titel: Al Wheeler und die gespenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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und Sie brauchen Ihren
guten Schlaf, Sie haben ihn redlich verdient .«
    Draußen
hatte es zu regnen aufgehört, und der Sturm hatte sich gelegt. Der matte Schein
einer frühen Morgendämmerung hüllte die Zufahrt in einen feinen dunstigen
Nebel, der zaghaft von den ersten schrägen Sonnenstrahlen durchbrochen wurde.
    Sanger
holte tief Luft und streckte die Brust heraus. »Großartiger Morgen«, sagte er herzhaft.
»Man fühlt sich direkt glücklich, daß man am Leben ist .«
    »Sprechen
Sie in der ersten Person Einzahl, Freund«, sagte ich und kroch in den Austin
Healey, dessen Ledersitze großzügig vom frischen, rosig schimmernden Tau
durchfeuchtet waren.

FÜNFTES KAPITEL
     
    A m nächsten Nachmittag gegen halb drei
betrat ich das Vorzimmer zum Büro des Sheriffs, und seine blonde, aus dem Süden
stammende Sekretärin Annabelle Jackson — das Mädchen, das es immer fertigbrachte,
Wheeler auf der falschen Seite der Demarkationslinie zu halten — blickte mit
einem heftig übertriebenen Ausdruck des Erstaunens vom Schreibtisch auf.
    »Na,
da schlag einer lang hin«, sagte sie, ihren eigenen gedehnten Südstaatenakzent
karikierend. »Ist das nicht tatsächlich Lieutenant Wheeler, der uns armes
arbeitendes Volk einmal besuchen kommt ?«
    »Sie
verleumden einen hart arbeitenden Polizeibeamten«, sagte ich mit verletzter
Stimme. »Sie schlafen natürlich nachts — oder können jedenfalls entscheiden, ob
Sie's tun wollen oder nicht — , während ich die ganze
Zeit wach bleiben muß.«
    »Wobei
mir einfällt«, sagte sie mit honigsüßer Stimme, »daß ich Ihnen von — Jackie? —
etwas ausrichten soll .«
    »Wirklich ?« sagte ich vorsichtig.
    »Sie
hat gesagt, ich solle Ihnen ausrichten, sie habe gestern
nacht , als sie durch den Vorflur ihres Appartementhauses rannte, ihren
Knöchel gebrochen und würde Sie deshalb verklagen .«
    »Sie
spinnt«, sagte ich mit Nachdruck. »Daran war das Gewitter schuld. Arme Kleine,
sie fürchtet sich entsetzlich davor, deshalb ist sie auch so gerannt .«
    »Ja?«
Annabelle lächelte milde. »Und ich dachte, Sie seien zu diesem Zeitpunkt hinter
ihr her gewesen .«
    »Selbst
ein so mittelmäßiger Läufer wie ich hätte sie eingeholt, wenn sie einen
gebrochenen Knöchel gehabt hätte«, knurrte ich.
    »Vermutlich
haben Sie sie auch eingeholt«, teilte Annabelle ihrer Schreibmaschine mit. »Und
deshalb verklagt sie Sie jetzt .«
    »Annabelle
Jackson«, sagte ich betrübt, »Sie haben eine schmutzige Phantasie .«
    »Das
verdanke ich Ihnen, Lieutenant«, sagte sie mit demütiger Stimme. »Wenn ich Sie
nie kennengelernt hätte, wäre ich wahrscheinlich noch immer die frische kleine
Magnolienblüte, die ich war, als ich aus Virginia nach Kalifornien kam .«
    »Wann
war das ?« sagte ich und kratzte mich gedankenvoll am
Kopf. »Vor oder nach dem Krieg?« Ich ging schnell auf das Büro des Sheriffs zu,
bevor sie Gelegenheit hatte, mich in meine Bestandteile zu zerlegen. »Ich hatte
doch nicht den Bürgerkrieg gemeint !« protestierte ich vorwurfsvoll, während ihr Notizbuch an der sich hinter mir
schließenden Tür abprallte.
    Das
Tonbandgerät und die Aktenmappe standen auf der Schreibtischplatte, und ein
paar blutunterlaufene Augen starrten mich darüber hinweg an.
    »Guten
Tag, Sheriff«, sagte ich mit freundlicher Stimme. »Wie geht’s Ihnen denn so ?«
    Seine
Backen zitterten heftig, und er erinnerte dadurch groteskerweise an einen
übergewichtigen Bluthund — wenn man sich’s recht überlegt, ein ziemlich
seltener Anblick.
    »Sie
waren den größten Teil der Nacht auf«, sagte er mit leiser Stimme. »Sie mußten
ein wenig Schlaf nachholen — das kann ich verstehen .«
    »Danke,
Sir«, sagte ich anerkennend.
    » Zehn
Stunden ?« brüllte er.
    »Ich
befinde mich noch im Wachstum«, sagte ich unwillkürlich im Ton der
Verteidigung. »Und was ist überhaupt aus Sergeant Polnik geworden? Sie wollten ihn doch gegen zwei Uhr morgens zu den Harveys
hinausschicken .«
    »Das
habe ich auch getan .« Er rammte sich seine Zigarre in
den Mund und brütete eine Zeitlang über dem Streichholz, bevor er es anzündete.
»Er machte sich zwanzig Minuten, nachdem Sie weggegangen waren, auf den Weg
dorthin...«
    »Und?
Ist er vielleicht zu Fuß gegangen ?«
    »Er
hat sich verirrt«, erwiderte Lavers mit beherrschter
Stimme. »Ich glaube, es war in der Hauptsache meine Schuld — ich sagte ihm, er
solle die rechte Abzweigung bei der Old Canyon Road nicht übersehen .«
    »Das
ist ja auch der

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