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Al Wheeler und die gespenstige Lady

Al Wheeler und die gespenstige Lady

Titel: Al Wheeler und die gespenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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den Boden wieder berührten,
war sie sittsam vom Hals bis zu den Knien in dickes Frottee gehüllt. Ich fragte
mich, ob der Fluch der Harveys vielleicht inzwischen auf die Wheelers
übertragen worden sei.
    Dann
wurde die Tür plötzlich geöffnet, und ich geriet in den arktischen Luftzug
ihres eisigen Blicks. »Ich hasse Schnüffler«, sagte sie leidenschaftlich.
»Dreckige, hinterhältige kleine Mistfinken, die mit ihren gierigen
Schweinsaugen durch Fenster und Türen schielen, um ihr verrottetes Innenleben
zu befriedigen.«
    »Ich
bin nicht klein«, sagte ich kalt.
    »Was
immer Sie verkaufen wollen, wir brauchen nichts«, fuhr sie mit voller Wucht
fort. »Machen Sie, daß Sie von hier wegkommen, bevor ich Sie rausschmeiße! Wenn
ich etwas verabscheue, so sind es widerwärtige, kleine...«
    »Halten
Sie den Mund !« fuhr ich sie an.
    Ihre
Augen weiteten sich ungläubig. »Sie können nicht...«
    »Und
ob ich kann«, knurrte ich. »Sie sollten nicht vergessen, wie man sich in einem
Haus mit Glasfenstern an den Türen benimmt — Sie sollten eben etwas anziehen,
wenn Sie den Korridor entlanggehen. Ich habe ohnehin nur einen flüchtigen Blick
auf Sie werfen können. Vierundneunzig — neunundfünfzig — sechsundneunzig
schätze ich ?«
    »Sechsundneunzig
— neunundfünfzig — vierundneunzig«, sagte sie langsam.
    »Und
das kleine Muttermal steht Ihnen ausgezeichnet — es ist genau am richtigen
Fleck«, fügte ich mit Wärme hinzu.
    Das flammenfarbene Haar, das oben auf dem Kopf zu einem
Knoten geschlungen war, geriet bedenklich ins Wanken. »Wer sind Sie ?« fragte sie atemlos. »Ich überlege mir gerade — vielleicht
könnte ich doch irgend etwas kaufen .«
    »Ich
bin Lieutenant Wheeler vom Büro des Sheriffs«, sagte ich. »Ich wollte mit
George Farrow sprechen, aber irgendwie scheint mir das jetzt nicht mehr so
wichtig .«
    »Sie
— ein Polizeibeamter?« Ihre grünen Augen sahen verblüfft drein.
    »Das
ist doch wohl nicht so abwegig, oder ?« brummte ich.
    »Und
ich dachte, sie wären ein Schnüffler .« Sie gurgelte
förmlich vor Lachen. »Es stimmt ja auch so halb und halb, Sie sind ein
Gesetzesschnüffler .«
    »Und
wer sind Sie ?«
    »Loraine
Farrow — Georges Schwester. Er ist natürlich viel älter als ich .«
    »Und
keineswegs so interessant gewachsen«, stimmte ich zu.
    »Kommen
Sie doch herein und trinken Sie ein Glas mit mir«, schlug sie vor. »Oder
trinken Sie vielleicht im Dienst nicht, Lieutenant ?«
    »Es
hat mir von jeher Vergnügen gemacht«, sagte ich und trat ein.
    Loraine
Farrow ging mir voran, den Korridor entlang und dann drei Stufen hinab in ein
hübsches Zimmer mit einer in moderner Sachlichkeit gehaltenen Bar am einen Ende
und einer sich über die ganze Wand erstreckenden und auf einen Patio
hinausführenden Glastür am anderen. Das Mädchen stellte sich hinter die Bar und
blickte mich einladend an.
    »Scotch
auf Eis, ein bißchen Soda, danke«, sagte ich.
    Sie
machte sich mit Flaschen und Gläsern zu schaffen, während ich mir eine
Zigarette anzündete und das scharfgeschnittene attraktive Gesicht Loraine
Farrows betrachtete.
    »George
ist vor etwa einer Stunde irgendwohin gegangen«, sagte sie, das Glas vor mich
hinschiebend. »Ich weiß nicht, wann er zurückkommen wird. Vermutlich ist er
wieder zu den Harveys hinübergegangen. Haben Sie von dieser gräßlichen ... ?« Ihre Augen nahmen plötzlich die nun schon vertraute
Untertassengröße an. »Aber natürlich! Sie müssen ja der Lieutenant sein, der
diese Mordgeschichte untersucht, von der mir George beim Lunch erzählt hat .«
    »Der
bin ich«, sagte ich — oder zumindest etwas ähnlich Tiefgründiges.
    »Aber
das ist ja schrecklich aufregend !« Sie warf zwei
Eiswürfel in ein großes Glas und füllte es lässig mit erstklassigem Bourbon.
»Sagen Sie, Lieutenant, glauben Sie wirklich, daß es das alte Gespenst getan
hat ?«
    »Wenn
nicht, dann hat jemand es prächtig verstanden, es ihm in die Schuhe zu
schieben«, sagte ich.
    »Wollen
wir unseren Whisky nicht draußen trinken ?« sagte sie.
»Ich finde immer, sonnengebräunte Alkoholiker sind sehr viel attraktiver.
Meinen Sie nicht auch ?«
    Sie
schob den einen Teil der gläsernen Schiebetür zurück und trat in den Patio
hinaus. Ich folgte ihr. Draußen standen zwei komfortable Liegestühle mit tiefen
Schaumgummipolstern, die ausgesprochen elastisch wirkten und mit elegantem,
hawaiisch gemustertem Stoff überzogen waren. Loraine sank genüßlich in den nächststehenden der

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