Al Wheeler und die gespenstige Lady
richtige Weg zum Haus«, sagte ich.
»Aber
ich hätte ihn darauf aufmerksam machen müssen, daß man dort durch eine Gabelung
die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten hat«, sagte er schwerfällig. »Natürlich
hielt Polnik die linke Abzweigung für die rechte —
nämlich für die richtige — , und er war schon halbwegs in Nevada, bevor ihm der
Gedanke kam, er könnte falsch gefahren sein und sollte sich vielleicht nach der
Richtung erkundigen.«
»Wo
ist er jetzt? Etwa noch immer bei den Harveys draußen?«
Lavers schüttelte den Kopf. »Ich habe dann
schließlich gegen Mittag einen uniformierten Beamten hinausgeschickt — selbst Polnik muß einmal schlafen, obwohl ich nicht weiß warum . Sie wollten ihn doch draußen haben, damit er die
Dinge im Auge behält, nicht wahr ?«
»Nein«,
sagte ich. »Aber ich wollte ihn bitten, darauf zu achten, daß niemand
Gelegenheit hat, mit Martha Harvey zu reden, wenn sie wach geworden sein
sollte, bevor ich hinauskomme. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr .«
Er
starrte mich ein paar Sekunden lang düster an. »Sie würden hier allen Leuten
die Sache wesentlich erleichtern, wenn Sie gelegentlich jemandem erzählten, was
in Ihrem Kopf vor sich geht«, grollte er.
»Das
wäre der schnellste Weg, den ich mir vorstellen kann, um sofort wieder als
schlichter Streifenbeamter eingesetzt zu werden«, sagte ich.
»Es
gibt noch einen schnelleren .« Er tippte auf das vor
ihm auf dem Schreibtisch stehende Tonbandgerät. »Ich habe das Band bereits
zweimal abgespielt, und ich bin dabei fast verrückt geworden. Finden Sie also
ja eine plausible Erklärung für das Ganze, oder es passiert Ihnen etwas
wesentlich Schlimmeres als eine Versetzung zum Streifendienst. Ich werde — ich
werde...«
Ein
seliges Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Ich werde Sie zum
untersten Kriminalbeamten degradieren und Sie Sergeant Polnik unterstellen — zu seiner persönlichen Verfügung .«
Noch
bevor Lavers ausgeredet hatte, befand ich mich inmitten
der Schilderung dessen, was mir draußen im Harveyschen Haus während der Nacht zugestoßen war. Das Schicksal, das mir andernfalls
bevorgestanden hätte, wäre schlimmer als der Tod gewesen, und mir lag nicht das geringste daran. Während ich sprach, wurde Lavers ’ Gesicht länger und länger, und sein Mund öffnete
sich zunehmend weiter. Als ich schließlich geendet hatte, sah er völlig
konsterniert aus.
»Vielleicht
sind die dort draußen wirklich nichts als ein Haufen Irrer, wie ich Ihnen schon
am Telefon sagte«, murmelte er. »Wie komme ich eigentlich auf das Wort
>vielleicht Ein Mann ist in einem von innen verschlossenen Raum
ermordet worden — ein Zimmer im ersten Stock, dessen Fenster zugenagelt sind — , und der Doktor hat im Ernst behauptet, seine Gurgel sei
von der Tatze eines riesigen Tieres herausgerissen worden? Und dann haben wir
auch noch ein Tonband, auf dem das Opfer sich schlichtweg bis zum Zeitpunkt
seiner Ermordung mit einem Gespenst unterhält !«
Er
starrte mich mit einem flehenden Ausdruck auf dem Gesicht an. »Bitte sagen Sie
mir eines, Lieutenant, und seien Sie ehrlich! Ist das Ganze vielleicht nur ein
Produkt meiner Phantasie ?«
»Ich
wollte, ich könnte es behaupten, Sheriff«, sagte ich. »Aber was ist dann mit
mir ?«
»Haben
Sie denn nicht die geringsten Vorstellungen, was los sein könnte ?« fragte er.
»Ungefähr
fünfzehn auf einmal, und sie gehen alle gleichzeitig in verschiedene
Richtungen«, sagte ich. »Ist bei Ed Sanger irgend etwas herausgekommen ?«
Lavers schüttelte den Kopf. »Nicht das geringste.
Die Fingerabdrücke stammen durchweg von Slocombe .«
»Was
war in der Aktenmappe ?«
»Ein
Thermometer, ein Revolver, der Slocombe gehörte, und
ein Päckchen Kleenex«, sagte er verdrossen.
»Wozu
braucht ein Geisterbeschwörer ein Thermometer und ein Päckchen Kleenex ?« fragte ich erstaunt. »Wollte er vielleicht dem Gespenst
die Temperatur messen und ihm die Nase putzen, wenn es um Gnade schrie ?«
»Es
handelt sich um ein Zimmerthermometer, Sie Knallkopf«, fuhr mich der Sheriff
an. Sein Sinn für Humor war sehr ausgeprägt. »Wahrscheinlich hatte Slocombe einen Schnupfen und gehörte zu diesen
Gesundheitsfanatikern. Albern Sie nicht mit mir herum, Wheeler, das hier ist
ein gefundenes Fressen für die Presse. Sie werden sich krank
lachen bei der Vorstellung, daß wir umherrennen und auf Geisterjagd
gehen.« Er zuckte bei dem Wort zusammen. »Was werden Sie jetzt unternehmen
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