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Al Wheeler und die gespenstige Lady

Al Wheeler und die gespenstige Lady

Titel: Al Wheeler und die gespenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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    »Ich
möchte die Leute, die ich gestern nacht getroffen
habe, ein bißchen besser kennenlernen«, schlug ich vor. »Ich vermute, sie alle
hatten Gelegenheit, Slocombe umzubringen; und so muß
ich mich jetzt auf die Suche nach den dazu passenden Motiven machen .«
    »Ganz
nach der alten klassischen Methode?« Er sah mich mit einem Schimmer von Mißtrauen in den Augen an. »Wenn Sie auf diese Weise anfangen zu reden, Wheeler, fange ich an, mir Sorgen zu machen .«
    »George
Farrow ist derjenige, der ein offensichtliches Motiv hat«, fuhr ich fort.
»Vielleicht sollte ich also bei ihm beginnen .«
    »Wissen
Sie, wo Sie ihn finden können ?« fragte Lavers um einiges zu beiläufig.
    »Im
Telefonbuch vermutlich«, brummte ich.
    Er
warf mir über seinen Schreibtisch weg ein Blatt Papier zu. »Der blöde Sergeant Polnik hat eine Liste aller Leute im Haus einschließlich
ihrer Adressen angefertigt, gleich nachdem er dort angekommen war .« Der Sheriff grinste mich höhnisch an. »Wissen Sie, was
das Ärgerliche bei Ihnen ist, Wheeler ?«
    »Ja«,
sagte ich schnell. »Ich bin ein Genie, und alle Genies sind ein bißchen vergeßlich .«
    Als
ich ins Vorzimmer trat, sah ich Annabelle neben ihrem Schreibtisch stehen, den
Rücken mir zugewandt und mit ihren wohlgerundeten Hüften wilde Kreisbewegungen
vollführend.
    »Was
ist los, Süße ?« fragte ich mitfühlend. »Scheuert das
Korsett ?«
    Sie
fuhr herum, und ihr Gesicht war von hellem Rot übergossen. »Schleichen Sie
immer so die Leute an ?« erkundigte sie sich wütend.
»Wie oft soll ich es Ihnen noch sagen, ich trage kein Korsett !«
    »Dann
müssen Sie Ameisen in Ihrem... Nun — jeder hat seine eigenen Sorgen«, endete
ich nervös.
    »Wenn
Sie’s genau wissen müssen, ich habe einen neuen Tanz ausprobiert«, fuhr sie
mich an. »Ich bin heute abend mit einem
hervorragenden Tänzer verabredet, der außerdem auch noch ein Gentleman ist —
was eine angenehme Abwechslung gegenüber gewissen Leuten bedeutet .«
    Ich
war fasziniert. »Hat der Tanz bereits einen Namen ?«
    »Er
heißt Patagonian Twist«, sagte sie brüsk.
    »Er
erinnert mich an einen Sauftanz , den es früher einmal
gab«, sagte ich.
    » Sauftanz ?«
    »Das
ist etwas Ähnliches wie ein Sauflied , nur wird es
getanzt und nicht gesungen«, erklärte ich. »Es hieß >Hintern hoch< und
war ein großer Schlager — ähnlich wie Can-Can, wenn ich mich recht erinnere .«
    »Al
Wheeler!« Sie griff nach einem eisernen Lineal auf ihrem Schreibtisch und
rückte damit drohend auf mich zu. »Raus!«
    »Ich
bin ohnehin schon dabei«, versicherte ich und strebte in schnellem Trott der
Tür zu.
     
    Es
war gegen vier Uhr nachmittags, als ich den Wagen in der Zufahrt des Farrowschen Hauses parkte. Alle Spuren des Gewitters waren
längst verschwunden, ebenso wie die Hexen, dachte ich, und die Sonne schien
kräftig von einem wolkenlos blauen Himmel herab. Es war ein Tag, wie ihn selbst
eingeborene Kalifornier kaum für möglich halten.
    Das Farrowsche Besitztum war im Gegensatz zu dem der
Harveys in tadellosem Zustand gehalten. Sauber geschnittene grüne Rasenflächen
erstreckten sich in alle Richtungen und waren hübsch von bedachtsam geformten
Beeten unterbrochen, deren Blumen streng in Reih und Glied wuchsen. Das Haus
selbst war ein weitläufiger, ungefähr fünfzig Jahre alter Bau, aber er glänzte
förmlich vor offensichtlicher — und reichlicher — Verwendung von Sorgfalt und
Geld.
    Statt
eines vergitterten Gucklochs gab es ein klares Glasfenster in der Eingangstür,
und ich dachte, die Farrows müßten recht offenherzige Leute sein. Den Finger
noch auf dem Klingelknopf, erhielt ich plötzlich eine
erstklassige Bestätigung der Farrowschen großzügigen
Lebenseinstellung.
    Durch
das Glasfenster sah ich, wie am anderen Ende des Flurs ein Mädchen auftauchte
und langsam auf die Tür zuschlenderte . Entweder kam
sie gerade aus dem Bad oder es war sehr heiß im Haus — darüber machte ich mir
keine Gedanken. Es geschieht im dienstlichen Dasein eines Polizeilieutenants nicht allzuoft , daß ein splitterfasernackter
Rotschopf, einen Bademantel lässig in der einen Hand, auf ihn zukommt. Völlig
idiotisch, vergaß ich, meinen Finger vom Klingelknopf zu nehmen, und gleich
darauf schrillte das Ding laut los.
    Die
Rothaarige reagierte, als handle es sich um die Glocken des Jüngsten Gerichts,
machte einen Luftsprung und wickelte sich mit der Geschwindigkeit eines geölten
Blitzes in ihren Bademantel. Schon als ihre Füße

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