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Al Wheeler und die gespenstige Lady

Al Wheeler und die gespenstige Lady

Titel: Al Wheeler und die gespenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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beiden Stühle, wobei ihr, als sie die Knie hob, der
Bademantel bis zum oberen Ende ihrer Schenkel hinaufrutschte. Ich ließ mich in
den danebenstehenden Liegestuhl fallen und konzentrierte mich auf die sich mir
bietende prachtvolle Aussicht, die vermutlich beinahe so
weit reichte wie ihre Sonnenbräune.
    »Ich
rede leidenschaftlich gern über andere Leute«, sagte Loraine glücklich. »Und
zum erstenmal in meinem Leben habe ich dafür eine
legitime Entschuldigung, weil ich mich mit einem echten, lebenden Polizeilieutenant unterhalte — himmlisch !«
    »Ich
heiße Al«, sagte ich, »und möchte nicht dadurch, daß Sie mich dauernd
>Lieutenant< nennen, von meinen Betrachtungen abgelenkt werden .«
    Sie
blickte selbstzufrieden auf ihre nackten Beine hinab. »Gerade noch am Rand des
Anstands«, sagte sie. »Das ist nur ein Bestandteil meines klug angelegten
Plans, Ihre Aufmerksamkeit lange genug zu fesseln, bis ich allen üblen Tratsch,
den ich über die Harveys weiß, vor Ihnen ausgepackt habe — und glauben Sie mir,
es ist eine Menge !«
    »Verführung
und Rufmord«, sagte ich ermutigend. »Das sind also bereits zwei Hobbys, die Sie
haben ?«
    »Alkohol
als drittes.« Sie nippte befriedigt an ihrem Bourbon. »Meinen Bruder George
kennen Sie bereits — ich bin ihm gar nicht ähnlich .«
    »Das
ist offensichtlich«, versicherte ich ihr. »Er benutzt zum Beispiel keinen
Lippenstift .«
    »Ich
frage mich oft, wer wohl sein Vater war«, sagte sie träge. »Es ist alles lange
vor meiner Zeit gewesen, aber ich bin noch immer neugierig. Als ich sechzehn
war, beschloß ich, an meinem zwanzigsten Geburtstag deshalb meine Mutter zu
befragen. Aber sie starb, bevor ich neunzehn war — zusammen mit meinem Vater .«
    »Tut
mir leid«, sagte ich höflich.
    »Das
braucht Ihnen nicht leid zu tun«, sagte sie. »Es war ein vergnügter Tod. Sie
waren auf einer Party, beide betrunken wie gewöhnlich, und dem Gastgeber ging
der Alkohol aus. Also erklärte sich Daddy bereit, in die Stadt zu fahren, um
Nachschub zu holen. Mummy fuhr mit, nicht weil sie dachte, er hätte gern
Gesellschaft, sondern weil sie auf diese Weise wesentlich schneller an den
Alkohol gelangen konnte. Sie fuhren in einem Kabriolett mit
heruntergeschlagenem Verdeck, und ein paar Leute sahen, wie sie im
Hundertzwanzigkilometertempo auf eine Brücke zufuhren und dabei eine offene
Flasche zwischen sich hin und her wandern ließen. Mitten auf der Brücke fuhren
sie in den See hinein, und plötzlich war ich eine Waise. Aber sie haben
wirklich ein schönes Leben gehabt .« Sie seufzte tief.
    »Nun
sind also nur Sie beide im Haus, George und Sie ?« fragte ich.
    »Hm .« Sie nickte. »Wir sehen so wenig voneinander wie möglich,
aber selbst das ist noch zuviel . George ist ein
langweiliger Kriecher. Langweilige Kriecher sind noch schlimmer als üble
Kriecher, finden Sie nicht auch ?«
    »Ich
habe noch nicht darüber nachgedacht«, gab ich zu. »Ich nehme an, Sie sind froh,
wenn George Martha Harvey heiraten wird ?«
    »Wenn
er all das schöne Öl unter Harveys Grund und Boden geheiratet hat, nach dem nur
noch gebohrt werden muß, meinen Sie ?« Sie schüttelte
sich vor Gelächter. »Er heiratet nicht, Al, er legt nur sein Kapital an .«
    »Öl
unter dem Harveyschen Grundstück ?« sagte ich interessiert.
    Sie
streckte ihren Arm aus und ließ fein säuberlich ihr leeres Glas auf meine Brust
fallen. »Gehen Sie, füllen Sie mir das noch mal mit diesem prima Zeug, und ich
erzähle Ihnen die ganzen Hintergründe der Geschichte, wenn Sie zurückkommen«,
versprach sie.
    Ich
tat, wie mir geheißen worden war, gab ihr das frischgefüllte Glas und sank dann
auf meinen Liegestuhl zurück. Loraine trank einen Schluck.
    »Den
Harveys gehört ihr Besitz seit langer Zeit, wissen Sie, Al. Meiner Theorie nach
setzte der Verfall der Familie ein, als das Haus gebaut wurde; und die beiden
Harvey-Mädchen sind sozusagen das Endprodukt von vier Generationen ständigen
Verfalls. Das ist der Grund, weshalb Martha und George wie geschaffen
füreinander sind .«
    »Was
ist mit dem Öl ?«
    »Darauf
komme ich noch zu sprechen .« Sie senkte den
Flüssigkeitsspiegel ihres Glases um ein beträchtliches .
»Drängen Sie mich nicht. Die Harveys besitzen gut vierhunderttausend
Quadratmeter Land, und nach dem, was mir George über das Gutachten der Ölgesellschaft
erzählt hat, müßten sich auf je hundert Quadratmeter vier bis fünf Quellen
befinden .«
    »Wie
nett für Ellis Harvey«, sagte

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