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Al Wheeler und die gespenstige Lady

Al Wheeler und die gespenstige Lady

Titel: Al Wheeler und die gespenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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versuchte ich mühsam, mir etwas Ermutigendes für Martha
einfallen zu lassen, gab es dann auf und trug den Apparat aus ihrem Zimmer und
durch den Flur in das Justines . Dort setzte ich mich
auf das Fußende ihres Bettes und rauchte ein paar Zigaretten, während ich über
die Familie Harvey im allgemeinen und im besonderen nachdachte. Es gehörte nicht zu der Sorte
gedanklichen Trainings, das die Gehirnmuskeln stärkt — ich hatte eher das
Gefühl, als würden sie weiter und weiter auseinandergezerrt, bis es schließlich
einen häßlich schwirrenden Laut geben würde und sie gerissen wären.
    Ich
hörte hinter mir ein leises Geräusch, blickte mich um und sah Justine ins Zimmer treten und sachte die Tür hinter sich
schließen.
    »Armes
Kind«, sagte sie mitleidig. »Ich glaube, es geht ihr jetzt wieder leidlich. Ich
habe ihr ein Beruhigungsmittel gegeben, und sie ist eingeschlafen, bevor ich
noch von ihr weggegangen bin .« Sie kam zu mir herüber
und setzte sich neben mich aufs Bett.
    »Ich
bin so gemein zu ihr gewesen«, sagte sie leise. »Das ist jetzt kein sehr
angenehmes Gefühl für mich .«
    »Ich
würde mir deshalb keine allzu großen Sorgen machen«, sagte ich gelassen.
»Schließlich ist Martha Ihnen gegenüber auch gemein gewesen. Oder nicht?«
    Sie
hob zornig den Kopf und starrte mich ein paar Sekunden lang eisig an, bevor sie
antwortete.
    »Was
wollen Sie damit sagen, Lieutenant ?« Ihre Stimme klang
wie ein Peitschenhieb.
    »Das
ist doch wohl offensichtlich«, knurrte ich. »Alles, was Ihnen gehörte, wollte
Ihnen Martha immer und um jeden Preis der Welt wegnehmen. Aber wenn sie es
einmal hatte, verlor sie jedes Interesse daran, um was immer es sich auch
handeln mochte. Immer mußte sie vor sich selber beweisen, daß sie klüger,
hübscher und attraktiver war als Sie. Die Probe aufs Exempel war Henry Slocombe , und sie gewann den Kampf mit einem K.o. in der
ersten Runde. Nicht wahr?«
    »Das
ist eine faszinierende Theorie«, sagte Justine mit brüchiger
Stimme. »Wie sind Sie denn dazu gekommen, Lieutenant ?«
    »Ich
habe nur zugehört, als andere Leute erzählten, was zwischen Ihnen und Martha
los war«, sagte ich barsch. »Es ist nicht die geringste Kunst dabei. Man
braucht sich nur auf das zu konzentrieren, was sie sagen .«
    »Wer
hat Ihnen denn was gesagt ?«
    »Loraine
Farrow — und Martha selber.«
    »Und
Sie haben ihnen geglaubt ?«
    »Klar .« Ich zuckte gereizt die Schultern. »Warum nicht? Slocombe war die große Leidenschaft in Ihrem Leben, und die
Sache endete damit, daß er Ihre jüngere Schwester heiraten wollte. Nicht wahr?
Ich glaube nicht, daß Ihnen irgendeine andere Wahl blieb .«
    Ihre
Handfläche sauste mit der Wucht eines Dampfdruckhammers gegen meine Wange, so
daß ich seitlich auf das Bett fiel. Ich blieb dort zwei Sekunden lang liegen,
während ich alle Glocken läuten hörte, und hievte mich dann wieder in eine
sitzende Position hoch.
    »Wofür,
zum Kuckuck, war denn das ?« knurrte ich.
    »Für
all diese stinkenden Lügen, die Sie George vor dem Abendessen erzählt haben;
daß Sie angeblich Martha erzählt hätten, sie hätte, verglichen mit einer so
attraktiven Frau wie mir, nicht die geringsten Chancen!« sagte sie mit gepreßter Stimme. »Und ich habe Ihnen auch noch geglaubt.
Ich hätte in diesem Augenblick alles für Sie getan, Lieutenant. Zum erstenmal , seit ich weiß nicht wie langer Zeit, hatte ich
trotz Marthas Anwesenheit wieder Selbstvertrauen. Ich konnte entspannt sein,
mich freuen, ja sogar ein bißchen lachen und verrückt sein, wie da, als wir
George durch den Kakao zogen, der Sie einen Lügner nannte. Aber alles war
Schwindel, nicht wahr ?«
    » Justine «, stotterte ich, »ich wäre nie auf die Idee
gekommen...«
    »Versuchen
Sie es nicht mit weiteren Lügen«, sagte sie mit steinernem Gesicht. »Sie kamen sehr
wohl auf die Idee. Sie hatten bereits dafür gesorgt, daß das Tonbandgerät
geschickt wurde. Dann wurde Ihnen klar, daß Sie, um es zu Martha hinaufzuschmuggeln , ohne daß die anderen etwas merkten,
Hilfe brauchten. Also wird Justine plötzlich auserwählt, das große Erlebnis im Leben des Lieutenants zu werden,
lange genug, um die Rolle des Hilfspolizisten zu spielen. Aber wenn sie ihren
Zweck erfüllt hat, warum sollte sich da der große Lieutenant noch die Mühe
geben, ihr ihre Illusionen zu lassen? Sag ihr die Wahrheit — es ist ohnehin
Zeit für das fette Frauenzimmer, daß sie sie erfährt! Sag’s ihr nur
geradeheraus — gib ihr eins auf

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