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Al Wheeler und die gespenstige Lady

Al Wheeler und die gespenstige Lady

Titel: Al Wheeler und die gespenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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unwiderstehlich. Sein Haupthobby war Mädchen
verführen, um in dieser Beziehung seine Skalpsammlung zu vervollständigen .« Ich zuckte hilflos die
Schultern. »Wie wär’s, wenn Sie auch noch Ihren Teil dazu beitrügen ?«
    Ben
Harvey betrachtete ein paar Sekunden lang die glühende Spitze seiner Zigarre.
»Er war ein gebildeter Bursche«, sagte er schließlich. »Um Marthas willen bin
ich froh, daß sie ihn nun nicht mehr heiraten kann .« Er zerrte dreimal scharf an seinem Spitzbart und vergrub dann die Nase in
seinem Cognacglas.
    »Ich
habe ihn erst gesehen, als er tot war, aber er sah jedenfalls wie ein Mann aus,
und das ist mehr, als man von dem armen alten George sagen kann .«
    »Was?«
Seine Nase fuhr aus dem Glas hoch, und der Ausdruck der Entrüstung auf seinem
Gesicht entsprach etwa dem von Sankt Nikolaus, wenn er am Weihnachtsabend
feststellen würde, daß eines seiner Rentiere betrunken ist.
    »Unterschätzen
Sie bloß George Farrow nicht !« donnerte er. »Hinter
dem Burschen steckt mehr, als es nach außen hin den Anschein hat, das kann ich
Ihnen sagen! Der hat Grips im Kopf und —«
    »—
wenn er erst einmal mit Martha verheiratet ist, wird er ihre zwanzig Prozent
Anteil an dem Besitz an die Ölgesellschaften verkaufen ?« endete ich für ihn.
    Seine
fast in den Fettfalten verschwindenden blauen Augen schielten mich
verständnisinnig an. »Nun ja...« Er zupfte unschuldig an seinem Bart. »Da
können Sie recht haben, Lieutenant. Wer weiß ?«
    »Sie
zum Beispiel ganz sicher«, sagte ich. »Wenn George und Martha einmal
verheiratet sind, brauchen Sie sich nur noch um Justine Sorgen zu machen. Bringen Sie sie noch auf Ihre Seite, so steht Ellis allein da
- ein einsamer, wenn auch steinreicher alter Mann. Stimmt’s ?«
    »Oh,
so alt ist Ellis gar nicht«, sagte Ben Harvey mit milder Stimme. »Er ist gerade
sechzig geworden — und noch recht vital .«
    »Aber
er wird keine Lust haben, den Rest seines Lebens mit Ölfässerzählen zuzubringen«, sagte ich.
    »Ich
finde, er ist alt genug, um in diesem Punkt seine eigenen Entscheidungen zu
treffen«, murmelte er.
    »Vermutlich.«
Ich zuckte die Schultern. »Ist George heimgegangen ?«
    »Schon
vor einiger Zeit«, dröhnte er. »Er ist wesentlich vernünftiger als einige
andere junge Burschen, die ich kenne — und die ältere Leute bis in die Nacht
hinein aufhalten .«
    »George
ist wirklich eine Wucht«, stimmte ich geistesabwesend zu. »Das ist eben das
Ärgerliche bei euch allen hier im Haus — ihr seid alle so viel gerissener, als
es den Anschein hat .«
    »Was?«
Wieder fuhr die riesige Nase aus dem Cognacglas, und wieder war der Ausdruck
heftiger Entrüstung über diese erneute Unterbrechung unverkennbar. »Haben Sie
was gesagt ?« brüllte er zu einem vier Meter weit
hinter mir an der Wand hängenden Ölgemälde.
    »Ja
— gute Nacht«, knurrte ich und verließ das Wohnzimmer.
    Ein
plötzlicher Donner erschütterte den Flur, und für den Bruchteil einer Sekunde
dachte ich, das Gewitter wäre zurückgekehrt, bis mir klar wurde, daß es sich
dabei um Onkel Bens Gegengruß aus dem Wohnzimmer handelte. Ich ging forschen
Schritts auf die Eingangstür zu und blieb dann plötzlich vor ihr stehen. Alle
Enttäuschungen, die sich während der letzten vierundzwanzig Stunden in mir
angehäuft hatten, schienen sich zu vereinen und schlagartig auf mein Gemüt zu
wälzen.
    Ich
streckte die Hand aus, öffnete weit die Haustür und schlug sie dann wieder zu.
Ein paar Minuten lang blieb ich stehen, blickte sie an und lauschte auf die
kurzen leidenschaftlichen und flammenden Reden, die die Bonzen der
>Gewerkschaft Enttäuschung< an mein Unterbewußtsein richteten.
    Dann
drehte ich mich um und schlich geräuschlos wie ein Spinnwebfaden im Wind an der
offenen Wohnzimmertür vorbei die Treppe hinauf. Da es mir nicht sehr sinnvoll
erschien, höflich an Justines Tür zu klopfen,
unterließ ich es. Ich öffnete sie einfach und ging geradewegs hinein.
    Justine stand vor einem
großen Wandspiegel, wandte mir den Rücken zu und bürstete heftig ihr Haar. Ich
überlegte, was wohl, wenn Martha schon in einem knielangen Nylonnachthemd in der
vergangenen Nacht schamlos gewirkt haben sollte, für ein Ausdruck angebracht
gewesen wäre, um Justines Schlafgewand zu
kennzeichnen. Das Höschen hatte Bikinigröße und war aus schwarzem Nylon, und es
gelang ihm gerade knapp, ihre prächtigen Hüften zu umspannen und an jeder Seite
durch eine große weiße, wie eine Siegesflagge

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