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Al Wheeler und die gespenstige Lady

Al Wheeler und die gespenstige Lady

Titel: Al Wheeler und die gespenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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hätte. Alles war ihr dafür recht, solange es ihr eine Chance
gab, ihre Fähigkeiten anzuwenden — und so benutzte sie das Zimmer als Mittel
für einen erfolgreichen Fluch .«
    »Vielleicht
starb sie also ganz glücklich ?« fragte George
ernsthaft.
    »Ich
glaube, es war der schrecklichste Fehler, den sie machen konnte«, sagte Ellis
düster. »Denn wenn ein Fluch für die Ewigkeit gelten soll, muß auch jemand da
sein, der für seine Erfüllung sorgt. Als Delia das Zimmer mit ihrem Fluch
belegte, hat sie sich gleichzeitig selbst dazu verurteilt, die ewige Wächterin
spielen zu müssen .« Er warf mir einen flüchtigen Blick
zu. »Verdammt zu Füßen der Eiche zu liegen, eingehüllt in ewiges Bewußtsein «, zitierte er leise.
    »Als
nun dieser arme Bursche Slocombe sich entschlossen
hatte, ihrem Fluch zu trotzen und die Walpurgisnacht in ihrem Zimmer
zuzubringen, erhob sie sich aus ihrer ewigen Nachtwache und übte schnelle und
schreckliche Vergeltung !« sagte Ben Harvey mit
nachdenklicher Stimme. »Da haben Sie’s, Lieutenant, klar wie Kloßbrühe .«
    » Slocombe behauptete auf diesem Tonband, Sie seien
überzeugt, daß Martha in gewisser Weise eine Reinkarnation von Delia sei«,
sagte ich zu Ellis. »Erstens wegen der unglaublichen Ähnlichkeit zwischen
Delias Porträt und Martha — und dann, weil beide Mütter jeweils bei Delias und
Marthas Geburt gestorben sind. Er behauptete weiter, Sie hätten bei Martha eine
Parallelsituation zu Delia gesehen, was George Farrow und Slocombe selbst anbetraf. George war der geplante Bräutigam und Henry Slocombe der Zigeunergeliebte. Stimmt das ?«
    »Es
stimmt«, sagte Ellis mit gepreßter Stimme. »Das war
auch der Grund, weshalb ich so sehr gegen Marthas Heirat mit Slocombe war — es wäre eine vollkommene Tragödie daraus
geworden .«
    »Aber
in Wirklichkeit hat es sich um gar keine Parallele gehandelt«, rief ich. »Die
Situation ist genau umgekehrt. Wenn es eine Parallele gewesen wäre, so wäre
George ermordet worden und nicht Slocombe .«
    »Sie
erkennen den maßgeblichen Punkt nicht, Lieutenant«, sagte Ellis freundlich. »In
diesen Dingen mögen sich die Einzelheiten voneinander unterscheiden, aber die
Parallele als solche bleibt bestehen. Vergessen Sie nicht, der Zigeuner war
mehr als nur ein Liebhaber — er konnte die Zauberei lehren — er war also selber
ein Zauberer !«
    »Und ?« sagte ich schroff.
    »Als
dann Slocombe in Anbetracht meiner beharrlichen
Weigerung, meine Zustimmung zur Heirat zu geben, kam und mich überredete, ihn
in der Nacht des dreißigsten April — ihrem Todestag — in Delias Zimmer
übernachten zu lassen, war ich endlich meiner Sache gewiß. Seine Behauptung, er
wolle den Nachweis erbringen, daß das Ganze nichts als Quatsch und Aberglauben
sei, war lediglich ein Vorwand — um seine wirklichen Absichten zu bemänteln .«
    »Und
die waren ?« warf ich ein.
    »Seine
Kräfte gegen die ihren zu messen«, sagte Ellis langsam, und seine Stimme sank
zu einem Flüstern herab. »Es blieb ihm keine andere Möglichkeit mehr, als alles
auf eine Karte zu setzen und es auf einen direkten Kampf mit Delia ankommen zu
lassen. Und er hat verloren, Lieutenant, und mußte wie immer den Preis für den Mißerfolg zahlen .«
    »Ich
glaube nicht, daß ich genau verstanden habe, worauf Sie hinaus wollen, Mr.
Harvey«, murmelte ich.
    Er
straffte seine schmalen Schultern und lehnte sich in seinen Stuhl zurück, ein
kleines triumphierendes Lächeln auf den Lippen.
    »Es
ist ganz einfach, Lieutenant, sofern Sie nicht aus dem Auge verlieren, daß die
Parallele in allen wichtigen Punkten übereinstimmen muß. Henry Slocombe war selber ein Zauberer !«
    Ich
blickte auf die anderen, die um den Tisch herumsaßen. Ben Harvey rollte eine
Zigarre zwischen den Fingern, und sein Gesicht war finster, während er
nachdrücklich und zustimmend nickte. George Farrow saß mit ekstatischem
Gesichtsausdruck da, als ob ihm soeben eine der größten Wahrheiten aller Zeiten
enthüllt worden sei.
    »Verstehen
Sie jetzt, Lieutenant ?« fragte Ellis mit freundlicher
Stimme.
    »Klar«,
sagte ich schwach. »Henry Slocombe war also ein
Zauberer ?«
     
    Erst
eine Stunde nachdem wir das Eßzimmer verlassen
hatten, ergab sich für uns die Möglichkeit, mit dem Tonbandgerät nach oben zu
schleichen. Die Gelegenheit kam, nachdem sich Ellis für die Nacht zurückgezogen
hatte und Onkel Ben sich in langatmigen Schilderungen über seine im Kongo
verbrachte Zeit verbreitete, gewiß, in dem

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