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Al Wheeler und die gespenstige Lady

Al Wheeler und die gespenstige Lady

Titel: Al Wheeler und die gespenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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erschöpfend geschildert
hatte — ausgenommen das Zwischenspiel mit Justine ,
das, abgesehen von seiner therapeutischen Bedeutung, gänzlich außerhalb der
Dienststunden gelegen hatte — , war der Sheriff an der Reihe, schlecht gelaunt
in mein widerwärtiges Gesicht zu starren.
    »Sie
fuhren dorthin, um nach Motiven zu forschen«, sagte er ohne jede Begeisterung,
»und kein Mensch kann behaupten, daß Sie nicht mit einer Wagenladung voll
zurückgekommen sind. Wenn ich Ihrem Bericht über diesen Fall zuhöre, Wheeler,
so fällt mir dabei unweigerlich eine Vorrichtung ein, die ich einmal in einem
Versuchslabor gesehen habe — einen kleinen runden Käfig, der wie eine
Miniaturtretmühle konstruiert war. Sie hielten dort eine lebende Ratte darin —
je mehr sie rannte, desto weniger kam dabei heraus. Schließlich endete das
Ganze damit, daß sie nach ihrem eigenen Schwanz jagte .«
    »Ich
würde es Ihnen übelnehmen, wenn die Geschichte nicht wahr wäre«, sagte ich düster.
»Aber Sie müssen zugeben, Sheriff, Ellis Harvey hat doch gestern
abend hübsch deutlich auf den Kernpunkt der Sache hingewiesen .«
    »Auf
welchen denn?«
    »Daß
Henry Slocombe ein Zauberer war«, sagte ich
verzweifelt.
    »Ich
möchte nicht den Vorgesetzten herauskehren oder irgend etwas Derartiges tun, Wheeler«, sagte Lavers in herzlichem
Ton. »Aber ich habe das Gefühl, ich muß zwei direkte Fragen an Sie stellen.
Erstens: Beabsichtigen Sie, in diesem Fall weiterhin Nachforschungen
anzustellen, oder wollen Sie noch länger wie das Erstlingswerk eines
Amateurpräparators hier sitzen bleiben? Und falls Sie die erste Frage positiv
beantworten sollten, so lautet meine zweite: Wann ?«
    »Der
springende Punkt ist«, sagte ich grübelnd, »daß sie so ziemlich alle lügen und
jeder aus einem anderen Grund. Vor zwei Tagen, als Sie mich mitten in der Nacht
anriefen, sagten Sie, es könne sich möglicherweise dort draußen um ein paar
Verrückte handeln; und diese Möglichkeit besteht bis zu dieser Minute noch in
vollem Umfang. Aber woher soll man wissen, wer verrückt ist und wer nicht?
Woher soll man wissen, ob ein Verrückter nur aus Verrücktheit lügt oder ob er
lügt, um einen davon abzuhalten, ihm einen Prozeß wegen Mordes an den Hals zu
hetzen ?«
    »Wheeler !« brummte Lavers heiser, »würde
es Ihnen etwas ausmachen, sich mit Ihren algebraischen Spielereien anderwärts
zu beschäftigen, bevor die kleinen Männer in ihren langen weißen Kitteln kommen
und mich mitnehmen?«
    »Ich
kann mir schon vorstellen, wie es geschehen ist«, brütete ich weiter vor mich
hin. »Nur diese Lampe verwirrt mich! Zumindest drei von ihnen haben die
triftigsten Gründe gehabt, ihn umzubringen. Die Frage, wer es
war, ist also im Augenblick ganz albern .«
    Ich
spürte einen plötzlichen festen Druck unter jedem Arm, und in der nächsten
Sekunde wurde ich von zwei stämmigen uniformierten Polizeibeamten aus dem Büro
getragen. Bevor sie durch die Tür gingen, gelang es mir noch gerade, den Kopf
zu wenden und einen kurzen Blick auf Lavers zu
werfen, der mir grimmig zulächelte.
    »Schreiben
Sie mir, wenn Sie Ihre Arbeit wieder aufnehmen«, rief er in ermutigendem Ton,
und dann schlug die Tür seines Büros heftig hinter uns zu.
    »Wie
wär’s mit diesem Stuhl hier, Lieutenant ?« fragte einer
der Uniformierten höflich, während sie mich einen halben Meter darüber in der
Luft schweben ließen wie einen Helikopter.
    »Der
reicht völlig !« knurrte ich.
    »Ja,
Sir«, sagten die beiden gleichzeitig und ließen einfach los.
    Fünf
Minuten später, als ich zu dem am Straßenrand geparkten Healey hinaushumpelte,
verspürte ich ein aus gemeinsamem Leid hervorgegangenes Mitgefühl für Justines Sitzfläche, das zuvor nicht bestanden hatte.
     
    Während
der langen Fahrt, hinaus zur Old Canyon Road hatte ich nichts anderes zu tun,
als darüber nachzudenken, was, zum Kuckuck, ich als nächstes tun sollte, und
kam schließlich zu einem einleuchtenden Entschluß. Das einzige, was mir
übrigblieb, war, bildlich gesprochen, jemandes Arm zu ergreifen und ihn so
lange umzudrehen, bis der Betreffende um Gnade schrie. Die Wahl fiel eindeutig
auf George Farrow.
    Ich
hatte in Pine City kurz haltgemacht, um einen
schnellen Lunch einzunehmen, und so war es drei Uhr nachmittags, als ich beim Farrowschen Haus eintraf. Wieder war es ein schöner Tag, an
dem die Sonne heftig von einem wolkenlosen Himmel herabbrannte, und ich hatte
plötzlich das gespenstische Gefühl, als ob sich alle

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