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Al Wheeler und die gespenstige Lady

Al Wheeler und die gespenstige Lady

Titel: Al Wheeler und die gespenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ich glaubte, daß ein Wort von dem,
was Sie eben gesagt haben, aufrichtig gemeint gewesen ist? In Null Komma nichts müßte ich alles glauben, was Sie gesagt
haben .«
    Sie
wandte den Kopf wieder dem Spiegel zu und bürstete sich weitere zehn Sekunden
heftig das Haar. Dann schien die Bürste plötzlich mitten in der Luft zu
erstarren. »Ich habe einen prima Slogan für Sie«, verkündete sie mit dünner
Stimme. »Lieutenant Wheeler — der Polizeibeamte, dessen Hand die Kinder
ergreifen, wenn sie über die Straße gehen!«
    Im
Bruchteil einer Sekunde später platzte sie in hysterischem Gelächter heraus.
»Ich kann nichts dafür«, stöhnte sie schwach, »aber ich sehe all die klebrigen
kleinen Hände, die nach Ihnen greifen — vertrauensvoll, während...«, sie
stöhnte hilflos und umklammerte sich selber mit den Armen, »während Sie sie mit
einem Gummiknüppel wegzuschlagen versuchen .«
    Ihr
ganzer Körper zitterte vor unterdrücktem Gelächter, während sie langsam auf
ihre Knie sank. Ich betrachtete sie etwa eine halbe Minute lang düster, bis sie
sich, abgesehen von gelegentlichen kurzen Krampfanfällen, wieder unter
Kontrolle hatte.
    »Es
tut — mir leid«, keuchte sie. »Vielleicht ist es gar nicht so komisch ?«
    Sie
taumelte wieder auf die Füße und schüttelte kläglich den Kopf. »Wenn ich mir’s recht überlege, gibt’s dabei wohl gar nichts zu
lachen ?« In ihren Augen lag ein entschuldigender
Ausdruck, während sie mich ansah. »Ein großer Haufen kleiner klebriger Hände,
die sich alle nach dem freundlichen Lieutenant ausstrecken — und Sie schlagen
sie weg mit einem... Ah! Ha — ha — ha Ich... Oh! Ah! Oh!« Sie sank wieder in
einer Art stöhnenden Deliriums auf die Knie, und ihr Körper zitterte mehr denn
je.
    Während
ich dastand und sie mit steinernem Gesicht betrachtete, hörte ich deutlich ein
Geräusch, als ob etwas entzweigerissen wäre. »Das war mein Verstand !« bemerkte ich laut, ohne mich an jemanden im besonderen zu wenden. Und es stimmte — etwas drang aus
einer Tiefe, von der meine gesammelten Enttäuschungen nichts ahnten, in Form
blinder Wut hervor. Zum Zeitpunkt, als sie mein Gehirn erreicht hatte, hatte
sie auch ihren Siedepunkt erreicht.
    Ohne
Eile ging ich auf Justine zu, die noch immer
unbeherrscht stöhnend auf dem Boden kniete, packte sie an ihrem Haar und
schleifte sie zum Bett hinüber. Dort setzte ich mich behutsam hin und
vergewisserte mich, daß ich auch bestimmt bequem saß, bevor ich anfing, das
Haar vom Boden hoch und über meine Knie zu zerren. Es schien mir eine ungeheure
Menge Haar zu sein, aber nach einer Weile tauchte ihr Gesicht auf, und zwar mit
einem völlig verdonnerten Ausdruck. Aber das ging vorüber und wurde in
entsprechendem Zeitabstand durch ihren Nacken ersetzt. Ich fuhr fort, weitere
Bestandteile ihrer Anatomie über mein Knie zu schieben, bis endlich ihr
Hinterteil in strategisch günstiger Position in die Luft ragte. Ich preßte ihr
meine linke Hand fest ins Kreuz, damit sie sich mir nicht plötzlich entwinden
konnte, und hob meine Rechte hoch über den Kopf. Es gab einen sanft
schwirrenden Laut, als sie im Bogen durch die Luft sauste, was einen hübschen
Kontrast zu dem darauffolgenden explosionsartigen Knall bildete.
    Vom
Boden her drangen seltsame, in der Art eines Kontrapunkts komponierte
Lautmalereien zu mir herauf. In der Hauptsache bestanden sie aus gellenden
Schmerzensschreien — wilden Bitten um Gnade — gräßlichen Vergeltungsdrohungen — und alles hier und dort unterbrochen von kurzem
schrillem Gekicher.
    Nach
einer Weile ermüdete mein Arm, ich verlangsamte das Tempo ein wenig, und kurze
Zeit später hielt ich inne. Ich spürte plötzlich eine angenehme, alles
durchdringende Wärme — das erfreuliche Gefühl der Selbstgerechtigkeit, das
einen immer überkommt, wenn man ein gesundheitsförderndes, heftiges
körperliches Training hinter sich hat. Das Hinterteil auf meinen Knien fühlte sich
plötzlich um ein beträchtliches schwerer an als zuvor,
und so stemmte ich meine Handfläche gegen Justines Hüfte und versetzte ihr einen Stoß.
    Justine war plötzlich ein wütend strampelndes,
unordentliches Bündel, das vor mir auf dem Boden lag. Einen Augenblick lang, in
dem mir das Herz stockte, dachte ich ernsthaft, ich hätte ihre gesamte Anatomie
durcheinandergebracht. Dann überflutete mich eine Welle der Erleichterung, als
ihre Hände vor ihrem Gesicht herumfummelten, das lange dunkle, darüberhängende Haar teilten und

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