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Al Wheeler und die gespenstige Lady

Al Wheeler und die gespenstige Lady

Titel: Al Wheeler und die gespenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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und blickte auf die drei am anderen Ende des großen Tisches
dicht beisammensitzenden Männer. Die vor ihnen stehenden Cognacgläser sahen
aus, als seien sie eben erst aus der in der Mitte des Tisches stehenden Karaffe
nachgefüllt worden. Ein schwacher Dunst würzigen Zigarrenrauchs schwebte über
ihren Köpfen, wie im Rauchzimmer eines nicht zu exklusiven Herrenklubs.
    »Ich bin Lieutenant Wheeler«,
sagte ich in formellem Ton, »vom Büro des Sheriffs .«
    Ein großer dünner Bursche, der
oben am Tisch saß, stand langsam auf. Er mochte nahe an Sechzig sein, schätzte
ich, und das Leben schien alles überschüssige Fett bei ihm aufgezehrt zu haben,
so daß nur noch Haut und Knochen übriggeblieben waren. Die undurchdringlichen
dunklen Augen hoben sich erstaunlich groß gegen die sie umgebende durchsichtige
und weiße Haut ab.
    »Ich bin Ellis Harvey,
Lieutenant«, sagte er mit dünner trockener Stimme. »Wir haben natürlich gewußt,
daß Sie gekommen sind, und haben auch die Schüsse gehört — wir dachten, es wäre
das beste , hier zu warten, bis Sie uns sprechen
wollen .«
    »Klar .«
    »Sie sind mit Gewalt in Delias
— in das Zimmer eingedrungen ?«
    »Ich habe das Schloß
zerschossen«, sagte ich.
    »Und der junge Mann, Henry Slocombe , ist tot ?«
    »Die Gurgel ist ihm
herausgerissen worden«, bestätigte ich.
    Unter den losen Hautfalten an
seiner Kehle hüpfte der Adamsapfel krampfhaft auf und ab. »Ich habe ihn so
dringend gebeten, es nicht zu tun«, sagte Harvey leise. »Aber er war fest
entschlossen — und Martha auch. Was hätte ich tun sollen ?«
    »Nichts !« platzte plötzlich neben ihm eine grobe Stimme heraus. »Nicht das
allergeringste, Ellis. Hör mit dem Geplärre auf. Ja? Der junge Idiot hat gegen
die Graue Dame ankommen wollen, und genau das, wovor wir ihn gewarnt haben, ist
eingetroffen .«
    Ich richtete meine
Aufmerksamkeit auf den Eigentümer der Stimme. Er war ungefähr zehn Jahre jünger
als Ellis Harvey, etwa gleich groß und mochte doppelt soviel wiegen. Ein massiver Bursche, und die Stimme paßte zu ihm. Er saß bequem zur Rechten Harveys,
nachlässig eine Zigarre zwischen Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand
haltend, während seine Linke sachte das vor ihm stehende Glas schüttelte, so
daß der Cognac herumwirbelte. Sein dichtes, lockiges graues Haar war kurz
geschnitten, und er trug einen gepflegten, dazu passenden Spitzbart. Sein Teint
war frisch, und die scharfen blauen Augen versanken beinahe in dicken Speckfalten.
Ohne jeden ersichtlichen Grund war er mir vom ersten Augenblick an zuwider.
    »Ich bin Ellis’ Bruder,
Lieutenant, Ben Harvey«, schnaubte er. »Vermutlich fragen Sie sich, wovon, zum
Teufel, ich eigentlich rede ?«
    »Nein«, sagte ich und blickte
angelegentlich auf den dritten Mann, der Ben Harvey gegenübersaß.
    Er sah in diesem Augenblick aus
wie der vielversprechende junge Leiter der Buchhaltung, der mit der Hand in der
Portokasse erwischt wird. Er war ein verlegen aussehender Bursche, der auf
Anhieb viel jünger wirkte, als er den Linien in seinem Gesicht nach sein mußte
— ich schätzte ihn auf etwa dreißig, vielleicht ein Jahr weniger oder eines
mehr. Was einst ein flammendes Strohdach roten Haares gewesen war, zog sich nun
schnell in Richtung seines Hinterkopfes zurück und verlieh seiner Stirn dieses
bewußte, elegante, intellektuelle, hochgewölbte Aussehen. Aber der übrige Teil
seines Gesichtes paßte durchaus nicht dazu. Die
wasserblauen Augen und der weichliche Mund mit der herabhängenden vollen
Unterlippe wirkten ganz so, als stimmten sie gegenseitig darin überein, daß man
Mama von vornherein niemals hätte verlassen sollen.
    »Ich — ich bin George Farrow,
Lieutenant«, sagte er nervös. Er sprach so schnell, als hätte er noch einen
ganzen Sack voll abgenutzter Worte abzuladen. »Ich bin mit Martha Harvey
verlobt und...«
    »Ich weiß«, sagte ich schroff.
    »Ja?« Sein Mund blieb vor
Überraschung offen.
    Ich löste mich vom Türrahmen,
zog einen Stuhl heraus und setzte mich ans andere Ende des Tisches, Ellis
Harvey gegenüber. Alle drei beobachteten mich unentwegt, als wäre ich ein
Zauberer, der kurz vor der Vorführung eines neuen, bis dato unbekannten Tricks
steht und vermutlich demnächst etwas aus dem Ärmel ziehen wird.
    » Justine hat mir erzählt, was heute nacht geschehen ist«,
sagte ich langsam. »Und weshalb Henry Slocombe in
jenem Zimmer war.«
    »Dann wissen Sie also über die
Graue Dame Bescheid ?« sagte Ellis

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