Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Al Wheeler und die letzte Party

Al Wheeler und die letzte Party

Titel: Al Wheeler und die letzte Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
vermutlich der Grund dafür war,
daß man sie noch nicht geöffnet hatte. Einer der Umschläge entsprach dem, was
ich suchte: er war an Judy Manners adressiert und
offen. Er enthielt eine Drucksache, auf der das Letzte in Nerz von einem
Pelzgeschäft in Pine City angeboten wurde. Ich
zerknüllte den Bogen und warf ihn in den Papierkorb unter dem Schreibtisch.
    »Den wievielten haben wir
heute?« fragte ich.
    »Den neunzehnten«, antwortete Polnik prompt.
    »Sind Sie sicher?«
    »Heute jährt sich mein
Hochzeitstag, ich weiß nicht, zum wievielten Mal, Lieutnant «,
sagte er mürrisch. »Den Tag, an dem man den größten Fehler seines ganzen Lebens
begangen hat, vergißt man schließlich nicht.«
    Ein paar Sekunden lang starrte
ich auf die weiße Karte, dann begann ich langsam mit einem Finger zu tippen,
wobei ich bemüht war, den nach Cognac stinkenden Polnik ,
der mir über die Schulter blickte und ins Genick atmete, zu ignorieren. Fünf
Minuten später hatte ich mein Werk vollendet und las es noch einmal durch,
bevor ich es aus der Maschine zog:
     
    Diesmal wird es kein Versehen
geben. La Belle Dame wird Freitag, den 20. Juli, im Paradies sterben. Am 23.
Juli wird sie Elias Fry und Pearl Coleman auf dem Friedhof von Oakridge Gesellschaft leisten. »Und kein Vogel wird
singen!«
     
    Hinter mir hörte ich ein
überraschtes Grunzen.
    » Lieutnant !«
sagte Polnik heiser. »Der sieht genauso aus wie die
anderen Briefe, die sie bekommen hat!«
    »Freut mich zu hören«, sagte
ich.
    » Lieutnant !«
Er schluckte ein paarmal krampfhaft. »Sie haben doch nicht etwa alle selber
geschrieben und die Arnold umgebracht?«
    »Nicht, daß ich wüßte«, sagte
ich. »Aber vielleicht sollte ich einmal nachprüfen lassen, ob ich schlafwandle.«
    Ich zog die Karte aus der
Maschine, schob sie in das bereits an Judy Manners adressierte Kuvert, das vorher die Drucksache enthalten hatte und klebte es zu.
    »Wo ist der Briefkasten?«
fragte ich.
    »Draußen vor dem Haus an der Straße«,
erklärte Polnik . »Sind Sie verrückt geworden, Lieutnant ?«
    »Wissen Sie, was ein guter
Reporter tut, wenn es nichts Neues zu berichten gibt?« frage ich. »Er sorgt
dafür, daß etwas geschieht. Ich komme mit diesem Fall einfach nicht weiter — es
tut sich nichts. Deshalb sorge ich dafür, daß sich etwas tut.«
    »Wenn das der Sheriff jemals
erfährt —«
    »Das wird er nicht«, sagte ich
zuversichtlich. »Von mir jedenfalls nicht — und von Ihnen auch nicht!«
    Ich schob den Brief in die
Tasche und stand auf. Polnik zockelte dicht hinter
mir her, als ich wieder durch das Haus ging.
    »Ich fahre ins Büro zurück«,
erklärte ich. »Sorgen Sie dafür, daß Judy Manners innerhalb der nächsten zwei Stunden den Brief aus dem Briefkasten bekommt. Dann
bringen Sie sie dazu, daß sie den Sheriff anruft.«
    »Ich hoffe, Sie wissen, was Sie
tun, Lieutnant «, sagte er besorgt.
    »Hoffen wir das nicht alle?«
sagte ich. »Sie können noch etwas für mich tun, wenn ich weg bin.«
    »Ja, Lieutnant ?«
    »Lassen Sie die Finger von
diesem Napoleon!« raunzte ich ihn an.
    Draußen entdeckte ich weder
eine Spur von Rudi noch von seiner liebenden Gattin. Am offenen Gartentor hielt
ich den Healey an und stieg aus. Nachdem ich mich vergewissert hatte, daß
niemand in Sicht war, warf ich den Brief in den Mauerbriefkasten und stieg
wieder in den Wagen.
    Auf dem ganzen Weg zurück nach Pine City grinste ich ohne Grund vor mich hin. Ich brauchte
ein Weilchen, bevor mir der Grund klar wurde — weil es stimmte, was ich
vermutet hatte: einen Mord zu planen, macht wirklich Spaß.
     
     
     

11
     
    Ich saß auf der Kante von
Annabelle Jacksons Schreibtisch und ließ die Beine in den Papierkorb baumeln,
während ich versuchte, mich mit jener weiblichen Verbohrtheit
auseinanderzusetzen, mit der die meisten Frauen behaftet sind.
    »Der Fehler bei Ihnen, meine
kleine Gewächshausblume«, sagte ich eindringlich zu ihr, »ist, daß Sie sich
einfach nicht entspannen können.«
    »So, und das ist schlimm?«
sagte sie spöttisch.
    »Ich will Ihnen erklären, wie
ich das meine — sagen wir mal, wir sind für heute abend verabredet, ja?«
    »Nein!« sagte sie entschieden.
    Ich seufzte. »Wir sind also
verabredet. Wir gehen irgendwohin, essen, sehen uns eine Show oder einen Film
an und gehen so gegen Mitternacht in meine Wohnung zurück.«
    »Nein«, stellte sie fest.
    Ich achtete nicht auf die
Unterbrechung. »Sie setzen sich also auf die Couch, und ich bringe uns etwas

Weitere Kostenlose Bücher