Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Al Wheeler und die letzte Party

Al Wheeler und die letzte Party

Titel: Al Wheeler und die letzte Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
zu
trinken, lege dann einige Schallplatten auf den Plattenspieler, knipse hie und
da ein Lämpchen aus — und schon fangen Sie an, Bedenken zu bekommen.«
    »Da würde ich bereits um Hilfe
schreien«, sagte sie ruhig.
    »Jetzt«, sagte ich in
sachlichem Ton, »ist Ihr Augenblick der Erkenntnis gekommen. Das ist der
Moment, die geheimnisvolle Furcht zu erkennen, die in den Hintergründen Ihres Bewußtseins lauert, und sie ans Licht der Erkenntnis zu
ziehen. Wovor fürchten Sie sich?«
    »Al Wheeler«, sagte sie mit
schockierter Stimme. »Sie wollen mir doch nicht etwa einreden, Sie wüßten es
nicht?«
    »Sie brauchen nichts weiter zu
tun, als sich zu entspannen«, sagte ich beharrlich. »Jede neue Erfahrung ist —«
    Das Telefon neben ihrem
Ellenbogen unterbrach mich. Sie nahm den Hörer ab und sagte: »Ja, Sir?« In dem
schnarrenden Geräusch erkannte ich Lavers ’ Stimme.
    »Er ist hier, Sir«, sagte
Annabelle höflich. »Sofort.« Sie legte den Hörer auf die Gabel und lächelte
mich honigsüß an. »Die Stimme unseres Herrn«, sagte sie. »Er möchte Sie sofort
sprechen, aber er hat nicht gesagt, warum.«
    Ich rutschte von der
Schreibtischkante herab. Einen Augenblick lang stand ich mit geschlossenen
Augen und zurückgeworfenem Kopf da.
    »Sind Sie krank oder fehlt
Ihnen sonst was, Al?« fragte Annabelle neugierig.
    Ich riß die Augen auf, so weit ich konnte, und starrte sie an. »Ich weiß«, sagte
ich mit monotoner Stimme.
    »Was wissen Sie?«
    »Weshalb der Sheriff mich
sprechen möchte.« Ich schloß kurz die Augen und schüttelte mich. »Es hat sich
mir einfach eröffnet, vielleicht das zweite Gesicht?«
    »Ich glaube eher, daß bei Ihnen
eine Schraube locker ist«, sagte sie ungeduldig.
    »Es ist wegen Judy Manners «, sagte ich mit hohlklingender Stimme. »Sie hat
soeben einen weiteren Drohbrief erhalten.«
    »Sie und Ihre überspitzte
Fantasie!« sagte Annabelle. Aber ihre Stimme klang nicht so schnippisch wie
sonst. »Was steht denn darin?«
    »Diesmal wird es kein Versehen
geben«, sagte ich langsam. »La Belle Dame wird am Freitag, dem 20. Juli,
sterben... Es steht noch mehr darauf, aber ich kann es nicht deutlich erkennen.
Irgendwas, daß sie in Oakridge begraben werden wird.«
    »Quatsch!« sagte sie bündig.
»Hören Sie mit dem Blödsinn auf und machen Sie, daß Sie zum Sheriff
hineinkommen, bevor er kocht!«
    »Okay«, sagte ich. »Sie wollen
mir also nicht glauben. Aber Sie können ja anschließend nachsehen und prüfen,
ob ich recht gehabt habe.«
    Während ich zu Lavers hineinging, setzte ich mein Dienstgesicht auf: der
strahlende Blick wachsamen Eifers, sich in die Arbeit zu stürzen; das
freundliche, aber respektvolle Lächeln auf den Lippen; den Körper auf die
Zehenspitzen erhoben und mit der richtigen Dosis »Auf-los-geht’s-los-Energie«
versehen zitternd; nur noch so lange mühsam im Zaum gehalten, bis die Befehle
entgegengenommen sind.
    »Ja, Sir?« fragte ich mit
forscher Stimme.
    Lavers blickte mich voll Abscheu an.
»Was ist denn mit Ihnen los, Wheeler. Sie zittern ja!«
    Ich ließ die Fersen wieder auf
den Fußboden sinken. »Nein, Sir«, sagte ich ernsthaft. »Ich brenne nur darauf,
daß Sie mir Ihre Befehle erteilen und ich mich wieder in die Arbeit stürzen
kann!«
    »Sie sind krank«, sagte er
verblüfft. »Sie sollten sich lieber hinsetzen — und hören Sie um Himmels willen
auf, so ein idiotisches Gesicht zu machen. Bei dem Anblick erstarrt mir das
Blut in den Adern!«
    Es gibt Augenblicke, in denen
ich so entmutigt bin, daß ich mich frage, ob ich nicht vielleicht doch zum
Direktor ausersehen bin anstatt zu dem Rumtreiber, der ich bisher war. Ich ließ
mich sorglos in einen der Besuchersessel fallen, da ich wußte, daß die
Polsterung letzte Woche gerichtet worden war und nun kein Risiko mehr barg.
    »Ich habe soeben einen Anruf
von Judy Manners erhalten«, sagte Lavers .
»Sie hat wieder einen dieser Briefe bekommen!«
    »Was steht darin?« fragte ich
höflich.
    Wort für Wort wiederholte er,
was ich vorhin Annabelle mitgeteilt hatte.
    »Es scheint so, als wolle der
Mörder Ernst machen, Sir«, wagte ich zu sagen. »Er muß von seinen Fähigkeiten
sehr überzeugt sein, wenn er seine Absichten derart in die Welt hinausposaunt —
ja sogar den genauen Tag angibt!«
    »Genau das habe ich mir auch
gedacht«, brummte Lavers . »Was werden wir also tun?
Ich könnte sofort ein Dutzend Leute im Haus und drum herum postieren und sie
morgen den ganzen Tag über dort lassen. Aber

Weitere Kostenlose Bücher