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Al Wheeler und die letzte Party

Al Wheeler und die letzte Party

Titel: Al Wheeler und die letzte Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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schüttelte
entschieden den Kopf. »Wir sind noch immer am Überlegen.«
    »Ben Luther hat mir alles
erzählt«, fuhr ich fort. »Er hat Sie gestern abend angerufen, nicht wahr?«
    »Er hat Rudi angerufen, aber
ich habe mit ihm gesprochen, weil Rudi nicht da war.« Sie preßte grimmig die
Lippen zusammen. »Jetzt weiß ich auch, wo er gewesen ist!«
    »Hat Luther Barbara Arnolds Anruf
am Tag ihrer Ermordung erwähnt?«
    »Daß jemand unsere
Unterschriften kopiert haben soll?« Sie nickte. »Ja, das hat er mir gesagt. Er
hat wissen wollen, ob wir die Verträge mit Harkness schon unterschrieben
hätten, und ich habe ihm gesagt, nein. Don muß völlig den Kopf verloren haben,
so eine Dummheit zu begehen!«
    »Um nicht zu verhungern,
braucht er sechsstellige Summen«, sagte ich. »Er war doch gerade hier, als
Luther anrief, nicht wahr?«
    »Ja.« Sie lächelte etwas
verkrampft. »Ich mußte ihm etwas vor spielen,
nach alledem, was Luther mir erzählt hatte — ich dachte mir, wenn ich mir
anmerken ließe, wie wütend ich auf ihn sei, würde er das mit Ben Luthers Anruf
in Verbindung bringen.«
    »Hätte das denn etwas
ausgemacht?«
    »Vielleicht nicht.« Sie zuckte
gereizt die Schultern unter der Leinenjacke. »Aber ich wollte Ben gegenüber
fair sein — er ist ein kluger Geschäftsmann —, er würde mit Don auf seine Weise
fertigwerden. So dachte ich, ich würde ihm keinen guten Dienst erweisen, wenn
ich Don wissen ließe, daß er im Bilde war.«
    »Wann ist Harkness gegangen?«
    Judy überlegte kurz. »So gegen
elf Uhr, glaube ich — es kann auch ein bißchen später gewesen sein, aber nicht
sehr viel.«
    »Warum ist er so lang
geblieben?«
    »Er sprach natürlich über den
Film. Er hatte das erste Treatment dabei, und wir gingen es zusammen durch. Er
hat sein Bestes getan, den Vertrag unter Dach und Fach zu bringen, und wenn Don
sich Mühe gibt, ist er ein sehr überzeugender Verhandlungspartner. Wenn ich
durch Ben Luther nicht die Wahrheit erfahren hätte, würde ich den Vertrag
wahrscheinlich gestern nacht unterschrieben haben.«
    Ich zündete mir eine neue
Zigarette an und stand dann auf. »Vielen Dank für Ihre Auskunft, Judy.«
    »Hilft es Ihnen ein bißchen
weiter?« fragte sie besorgt.
    »Ich weiß nicht«, antwortete
ich ehrlich. »Im Augenblick nicht — vielleicht später.«
    »Gehen Sie schon?« Ihre Stimme
drückte das höfliche Bedauern der perfekten Gastgeberin aus.
    »Ich möchte noch mit Rudi
sprechen«, sagte ich. »Ich glaube, ich gehe hinaus und versuche, ihn auf dem Rückweg
von seinem Spaziergang zu erwischen.«
    Sie erhob sich rasch und sagte
mit fester Stimme: »Ich komme mit, Lieutnant . Ich
möchte Rudi auch auf dem Rückweg von seinem Spaziergang erwischen.«
    Wir kehrten ins Wohnzimmer
zurück, wo Polnik uns unsicher mit zwei Fingern
zuwinkte, als wir an der Bar vorbeikamen. Durch halbgeschlossene Lider blickte
er mich intensiv an, dann sagte er mit undeutlicher Stimme: »He, Lieutnant !«
    »Was?«
    »Dieser Napoleon — wo sagten
Sie doch, wohnt der?«
    »In Frankreich.«
    »Frankreich? In Europa?«
    »Frankreich in Europa«, sagte
ich geduldig.
    Polnik dachte einen Augenblick
darüber nach. »Wie kommt man da hin?« fragte er dann.
    Inzwischen hatten wir die
Haustür erreicht. Ich öffnete sie, ließ Judy den Vortritt und folgte ihr unter das
Vordach. Sie blickte zu dem trüben Himmel empor und schauderte plötzlich.
    »Wir werden schreckliches
Wetter kriegen«, sagte sie. »Ich hasse Regen und Gewitter!«
    »Wie lange sind Sie schon mit
Rudi verheiratet?« fragte ich sie.
    »Drei Jahre«, antwortete sie.
»Warum?«
    »Ach nur so«, sagte ich. »Haben
Sie ihm von Oakridge und Johnny Kay erzählt?«
    »Natürlich.« Sie lachte leise.
»Nach ein paar Ehejahren, Lieutnant , gibt es nichts
mehr, was man nicht voneinander weiß —«
    Plötzlich blieb sie stehen und
blickte zu mir auf, einen Ausdruck wachsenden Entsetzens in den Augen.
    »Nein!« sagte sie verzweifelt.
»Nein — das würde Rudi mir nicht antun!«
    »Ich habe kein Wort davon
gesagt, daß er es getan hat«, antwortete ich mit milder Stimme. »Aber er könnte
es getan haben.«
    Die Person, von der gerade die
Rede war, tauchte plötzlich hinter der Hausecke auf und kam forschen Schrittes
auf uns zu.
    Rudi hatte keinen Hut auf, er
trug ein leichtes Jackett aus aufgerauhtem grünem
Tweed und dazu senffarbene Baumwollhosen. Sein am Hals offenstehendes Hemd war
in der Farbe auf seine blauen Wildlederstiefel abgestimmt. In der

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