Al Wheeler und die letzte Party
sich
nicht zu sehr gelangweilt, während Sie gewartet haben, Lieutnant ?«
sagte sie leichthin.
»Für eine Frau ging es sehr
schnell«, sagte ich.
»Das klingt ja, als seien Sie
verheiratet.« Sie lächelte.
»Jetzt machen Sie mich aber
nervös«, sagte ich. »Als nächstes werde ich auch noch wie ein verheirateter
Mann aussehen.«
Sie nahm mir gegenüber in einem
Sessel Platz und schlug die Beine übereinander. Kleine Grübchen bildeten sich
an ihren Knien, über denen der Spitzenrand ihres Unterkleides zu sehen war.
»Also schön, Lieutnant «, sagte sie leise. »Sie können sich denken, daß
ich das nicht auf sich beruhen lassen kann — auf welche Weise betrügt mich mein
Mann?«
»Es tut mir schrecklich leid«,
entschuldigte ich mich. »Ich dachte, Sie wüßten längst Bescheid.«
»Sie brauchen sich nicht zu
entschuldigen«, entgegnete sie. »Nachdem ich es jetzt weiß, möchte ich gern die
ganze Geschichte hören, mit allen Einzelheiten.«
Ich erzählte ihr von Camille
und dem Apartment im Daydream Court, daß Rudi die Miete zahlte, Camille fast jeden Abend besuchte und sogar ein
Wochenende mit ihr zusammen verbracht hatte.
»Aha«, sagte sie finster,
nachdem ich geendet hatte.
Sie schüttelte den Kopf,
nachdem ich ihr eine Zigarette anbot, und ich zündete mir selber eine an.
»Gestern bin ich nach Oakridge gefahren«, sagte ich,
»und habe die Angaben in diesen Briefen überprüft.«
»Was haben Sie herausgefunden?«
fragte sie interessiert.
»Sie hatten recht, als Sie
sagten, der Briefschreiber müsse eine ganze Menge aus Ihrer Vergangenheit
wissen«, bemerkte ich. »Alle Einzelheiten stimmen. Opa Coleman pflegt tatsächlich
den Friedhof.«
»Ich habe von ihm gehört«,
sagte sie. »Vor zwei, vielleicht drei Monaten bin ich dort gewesen. Bloß auf
einen Tag, Rudi hat mich hingebracht. Es war ein Fehler — man kann nicht
zurückkehren, man sollte es gar nicht versuchen.« Sie biß sich auf die Lippen.
»Waren Sie auf dem Friedhof, Lieutnant ?«
»Ja.« Ich nickte. »Ich
unterhielt mich mit Coleman.«
»Stimmt das mit der... der
leeren Grabstätte?«
»Es stimmt«, sagte ich. »Ich
habe sie gesehen — der alte Mann sagte, er habe sie für Sie reserviert. Er ist
von zuviel Sonne und vom allzuhäufigen Grübeln ein bißchen überdreht, glaube ich.«
Judy wandte plötzlich den Kopf
ab. »Warum nur?« flüsterte sie. »Seit die arme Barbara wegen mir ums Leben
gekommen ist, habe ich mich immer wieder gefragt, warum bloß. Warum hassen sie
mich so sehr — was habe ich getan? Im Geist sehe ich immer — und immer wieder
die Briefe vor mir, und ich überlege mir, wer sie geschrieben haben könnte!
Manchmal glaube ich, ich werde selber noch verrückt!«
»Dieses Mädchen Camille
Clovis«, sagte ich, »heißt in Wirklichkeit gar nicht so.«
»Oh?« Sie blickte mich
überrascht an. »Wie heißt Sie?«
»Sandra Shane.«
Sie preßte ihren Handrücken an
den Mund, und ihre Augen weiteten sich in panischem Entsetzen. »Sandra?« Sie
hauchte den Namen, als habe sie Angst, ihn laut auszusprechen. »Dann hat sie
die Briefe —«
»Dafür haben wir keinerlei
Beweise«, sagte ich. »Noch nicht, jedenfalls. Haben Sie sie gesehen, als Sie Oakridge vor zwei Monaten besucht haben?«
»Nein, ich habe sie nicht
gesehen. Ich habe gar nicht gewußt, daß sie noch dort gewohnt hat.«
»Sie kam nach einem ungefähr
dreijährigen Aufenthalt in Los Angeles nach Oakridge zurück«, sagte ich. »Wenn auch Sie Sandra nicht gesehen haben, so muß sie Ihr
Mann jedenfalls getroffen haben. Eine Woche darauf kam sie nach Pine City und rief ihn an. Die darauffolgende Nacht zog sie
in das Apartment im Daydream Court.«
»Das sieht Sandra ähnlich«,
sagte sie noch immer mit gepreßter Stimme. »Sie wirft
sich jedem Mann, den sie haben möchte, an den Hals — dieser Art von
Schmeichelei hat Rudi noch nie wiederstehen können.«
»Vielleicht hat sie diese
Briefe geschrieben, und vielleicht hat sie auch Barbara Arnold ermordet«, sagte
ich. »Aber hier fangen die Komplikationen an.«
Diese Bemerkung rief Judy Manners , die wahrscheinlich noch in Gedanken damit
beschäftigt war, Sandras Shanes Kopf langsam in einen Kessel mit kochendem Öl
zu tauchen, in die Gegenwart zurück.
»Komplikationen?« fragte sie
mechanisch.
»Komplikationen wie Don Harkness
zum Beispiel«, erklärte ich. »Haben Sie oder Ihr Gatte wegen dieses neuen Films
einen verbindlichen Vertrag mit ihm unterschrieben?«
»Nein.« Sie
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