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Al Wheeler und die Malerin

Al Wheeler und die Malerin

Titel: Al Wheeler und die Malerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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nicht«, sagte ich mürrisch.
    »Warum nicht ?« sagte er und plusterte sich auf. »Ich bin ein aufgeschlossener Mensch. Ich bin
bereit, mir alles anzuhören — jedenfalls für zwei Minuten. Also schießen Sie
los !«
    »Von dem Augenblick an, als Hardacre erstochen worden war, hat sich das Ganze wie eine
griechische Tragödie entwickelt«, sagte ich mit Entschiedenheit. »Das gesamte
Ensemble kommt auf die Bühne gelatscht, sagt seinen Spruch im richtigen
Augenblick auf und latscht wieder ab — es ist einfach lächerlich. Es ist
geradeso, als ob hinter den Kulissen jemand Regie führte .«
    »Nun«, sagte er mit glasigem
Lächeln, »ich glaube, Ihre zwei Minuten sind um, Wheeler .«
    »Noch nicht«, knurrte ich. »Sie
wollten doch wohl wissen, weshalb ich dieselbe Geschichte, mit jeweils
veränderten Hauptpersonen, den dreien vorerzählt habe, nicht wahr? Nun ja, eben
deshalb.«
    »Damit ist alles kristallklar«,
sagte er heiter. »Und nun können wir wohl wieder dazu übergehen, Papierpuppen
auszuschneiden, nicht ?«
    »Ich möchte den Regisseur
durcheinanderbringen«, sagte ich mit mordlüsterner Stimme. »Und so habe ich ein
paar neue Zeilen Text eingefügt und einige vom Bisherigen abweichende Auftritte
veranlaßt und erzähle jedem der Hauptdarsteller, daß die anderen ihn alle
hassen. So wird von nun an nichts mehr nach den Plänen des Regisseurs abrollen.
Statt eines ordentlichen Auftritts wird er wahrscheinlich ein Chaos erleben.
Die Schauspieler werden plötzlich undiszipliniert sein und den falschen Text
aufsagen. Wenn das soweit ist, wird er etwas unternehmen müssen, und zwar
schnell. Ich hoffe, daß er in Panik gerät, aber selbst wenn das nicht
geschieht, wird er doch aus dem Gleichgewicht geraten; und das bedeutet, daß er
einen Fehler begehen wird. Sie verstehen nun also das Ganze, nachdem ich es
Ihnen sozusagen graphisch dargestellt habe ?«
    Sheriff Lavers betrachtete mich lange Zeit und schüttelte dann bekümmert den Kopf. »Es ist ein
trauriger Augenblick, Wheeler«, sagte er mit heiserer Stimme. »Man erinnert
sich immer an den stolzen, hochgemuten Hengst, und wenn man eines Tages
realisiert, daß die Jahre ihren Tribut gefordert haben — daß der Hengst nun
eine keuchende, schlotternde alte Schindmähre ist, dessen nächste Station der
Abdecker sein wird, überkommt einen ein Schock. Würden Sie mir einen kleinen
Gefallen tun, alter Freund? Hätten Sie was dagegen, wenn ich Ihre Ohren auf
eine kleine Platte montieren und hinter meinem Stuhl an die Wand hängen würde ?«
    »Das war nicht improvisiert«,
sagte ich vorwurfsvoll. »Das haben Sie sich seit Monaten aufgespart, um es im
richtigen Augenblick anzubringen !«
    Er warf einen unschuldsvollen
Blick zur Decke. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden, Wheeler .«
    »Egal«, sagte ich mit
erstickter Stimme. »Sie glauben, ich sei übergeschnappt mit meiner griechischen
Tragödie und dem Regisseur, der hinter der Bühne das Spiel lenkt, nicht wahr?
Na schön, warten Sie ab! Warten Sie vierundzwanzig Stunden und — und...«
    »Und dann muß die Sache
irgendwie platzen«, sagte er hilfsbereit.
    »Ja — dann muß die Sache
irgendwie platzen .«
    »Weil Sie den Regisseur
durcheinandergebracht haben und weil das Stück da nicht so läuft, wie er es
sich bei seinen privaten Proben vorgestellt hat?«
    »Richtig !« fuhr ich ihn an. »Aber Sie sind so blöde, daß Sie nicht begreifen...«
    Ein engelhaftes Lächeln
breitete sich langsam auf seinem Gesicht aus. »Ich sitze den größten Teil
meines Lebens in diesem Büro hier«, sagte er befriedigt. »Ich habe nichts
dagegen, den größten Teil der Zeit den Bühnenschurken spielen zu müssen, denn
das ist die wichtigste Funktion eines County-Sheriffs. Aber gelegentlich tut es
mir wohl, wenn mir ein Souffleur die nötigen Zeilen liefert — «
    »Souffleur !« sagte ich mit erstickter Stimme.
    »Es ist viel schwieriger, als
Komiker zu sein«, sagte er kalt. »Lassen Sie uns für einen Augenblick zu Ihrer
griechischen Tragödie zurückkehren. Da ist nur eine Sache, die mir Sorge macht:
Es könnte sich nämlich wirklich genau zu einer solchen Tragödie entwickeln !«
    »Wie meinen Sie das ?« fragte ich gereizt.
    »Es könnte so sein, daß der
Regisseur ursprünglich nur einen Mord geplant hat und die übrigen Schauspieler
entsprechend eingesetzt hat. Nun haben Sie ihn mit neuem Text und abweichenden
Auftritten durcheinandergebracht. Es wäre mir äußerst unsympathisch, wenn die
Sache nun mit ein

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