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Al Wheeler und die Malerin

Al Wheeler und die Malerin

Titel: Al Wheeler und die Malerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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paar anderen Morden endete, die nie erfolgt wären, wenn wir
dem Mann die Regie des Stücks weiterhin überlassen hätten ?«
    Ich hatte plötzlich ein leeres
Gefühl im Magen, als ob mir jemand mit dem Fuß in den Bauch getreten hätte. Lavers hatte soeben auf den einen wichtigen Punkt
hingewiesen, den ich noch nicht einmal in Betracht gezogen hatte — das Ausmaß
des Risikos. Hier konnte ich nichts mehr dagegen unternehmen, es war bei weitem
zu spät.
    »Sie glauben, Sie hätten es mit
einem Mörder zu tun, der versucht, den lieben Gott zu spielen, Wheeler«, sagte Lavers leise. »Vielleicht haben Sie recht .
Aber Sie hätten der Versuchung widerstehen müssen, Ihrerseits zu versuchen, den
lieben Gott zu spielen. Die potentiellen Kosten sind zu hoch — selbst wenn der
Rest des Ensembles nicht einmal weiß, in was für ein titanisches Ringen es da
verstrickt ist. Nicht wahr?«
    »Sie haben natürlich recht«,
sagte ich finster. »Von diesem Gesichtspunkt aus habe ich das Ganze niemals
betrachtet. Vielleicht sollte ich Ihnen wirklich meine Ohren überlassen ?«
    »Wenn Sie darauf warten, mich
in Tränen ausbrechen zu sehen«, brummte er, »werden Sie verdammt lange
hiersitzen. Freitag wird der einzige Tränentag der ganzen Woche für mich sein.
Das ist der Freitag, an dem ich im Rathaus versuchen muß, die unmäßigen
Ausgaben dieses Büros für solch offensichtlich nutzlose Posten wie Ihr Gehalt
zu rechtfertigen .«
    »Ich gehe ja schon«, sagte ich
nervös.
    »Es wird auch Zeit !« donnerte er. »Wo glauben Sie eigentlich, befinden Sie
sich? In einer Damentoilette für alte Mütterchen?« —
    Ich verließ sein Büro und
fühlte meine Beine zittern, als ich in normalen Gang verfiel. Erschöpft war
nicht der richtige Ausdruck, ich war einfach richtig fertig. Eine Nacht mit
Hilda war wundervoll und nicht von dieser Welt, was ich dankbar anerkannte,
aber sie wirkte gleichzeitig wie eine Woche, die man in zwölf Stunden gepreßt
hat. Ich konnte trotzdem nichts anderes tun, als abzuwarten und zuzusehen, was
passierte. Dies konnte ich ebensogut in meiner
Wohnung tun — ja sogar in meinem Bett. Allein der Gedanke an Schlaf entlockte
mir ein schwaches Wimmern. Dann verpaßte das
Schicksal Wheeler einen weiteren eisenharten Schlag, und zwar in dem
Augenblick, als ich genau drei Schritte in Richtung Straße gemacht hatte.
    »Al, mein Süßer ?« Eine gedehnte, zarte Stimme, zusammengesetzt zu gleichen
Teilen aus Jasmin, Magnolien und Frangipani ,
durchtrennte mein Rückenmark.
    »Hallo, Annabelle !« sagte ich mit zitternder Stimme.
    »Ich dachte eben, Sie wären
vielleicht beglückt, wenn Sie erfahren, daß ich bereit bin, mich Ihnen heute abend anzuvertrauen, Al,
mein Alterchen «, sagte sie liebenswürdig. »Darum
lasse ich auch meine kleine alte Flinte zu Hause !«
    »Großartig !« sagte ich in hysterischem Ton.
    »Und vergessen Sie nicht — Sie
sind inzwischen ein liebes, zum Besseren bekehrtes Alterchen geworden !«
    »Ich hole Sie um acht Uhr ab,
okay ?« sagte ich und bleckte meine Zähne in ihrer
Richtung. Sie blieben in erstarrtem Grinsen fest aneinandergepreßt .
    »Ich muß schon sagen,
Honiglämmchen«, bemerkte Annabelle neugierig, »Sie sehen ein kleines bißchen
mitgenommen aus .«
    »Acht«, flüsterte ich durch
meine zusammengepreßten Zähne hindurch. »In Ihrer Wohnung?«
    »Ich habe eine echte Überraschung
für Sie, Al, mein Süßer .« Sie kicherte vergnügt. »Wir
werden uns um acht Uhr in Ihrer Wohnung treffen. Und Sie brauchen sich um
nichts zu kümmern — ich bringe das Abendessen mit .«
    Ich schauderte unwillkürlich.
»Was für ein wundervoller Einfall! Wie sind Sie denn darauf gekommen,
Magnolienblüte ?«
    »Ich habe neuerdings meine
Kochkenntnisse erweitert«, sagte sie stolz. »Überhaupt, wissen Sie was: Es ist
so lange her, seit ich mit südlichem Akzent gesprochen habe, daß ich ihn nicht
einmal mehr richtig nachmachen kann .«
    »Annabelle, meine Süße«, sagte
ich verzweifelt. »Ich muß einen Mann wegen einer Vitamintablette konsultieren.
Es ist mir schrecklich, daß ich es jetzt so eilig habe. — Also gegen acht Uhr
bei mir zu Hause?«
    »Punkt acht, mein
Honiglämmchen«, sagte sie in entschiedenem Ton. »Punkt acht Uhr!«
    Ich trottete hinaus auf den
Gehsteig und dachte, zum Teufel mit Lavers ! Ich
wartete nicht erst bis Freitag, ich war drauf und dran, jetzt sofort in Tränen
auszubrechen.
     
     
     

ZEHNTES KAPITEL
     
    I ch glaube, Annabelles
Abendessen hätte

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