Al Wheeler und die Millionärstochter
aufgebrochen.«
»Befindet sich irgend etwas von Wert im Haus?«
Sie schüttelte den Kopf. »Wir
nehmen immer alles mit, wenn wir ausziehen — abgesehen von den Möbeln
natürlich.«
»Und Sie kennen die Tote
nicht?«
»Ich habe Ihnen doch gesagt,
ich habe sie noch nie in meinem Leben gesehen.«
Sie war mit der Zubereitung des
Kaffees fertig und reichte mir eine Tasse. »Ich kann Ihnen weder Milch noch
Zucker anbieten. Bis jetzt hatte ich noch keine Zeit, Lebensmittel zu
bestellen.
»Wo wohnen Sie in der übrigen Zeit
des Jahres?«
»In Los Angeles. Mein Vater
arbeitet so hart, daß wir gern die beiden Sommermonate am Ozean verbringen.«
»Nur Sie beide?«
»Ist das von irgendwelcher
Bedeutung, Lieutenant?«
»Ich wollte nur ein bißchen
Konversation machen«, sagte ich.
Es klingelte an der Haustür und
ich sagte, ich würde aufmachen. Gleich darauf führte ich Doc Murphy und Ed
Sanger ins Wohnzimmer.
»Auf diese Weise genießen Sie
also Ihren Sommerurlaub am Strand«, bemerkte Doc Murphy liebenswürdig. »Aber
vermutlich ist das eine hübsche Abwechslung, anstatt immerzu nur Babys zu
ertränken.«
»In diesem verdammten Zimmer
hier kriege ich natürlich nicht einen anständigen Fingerabdruck«, klagte Ed
Sanger.
»Machen Sie eben statt dessen
ein paar hübsche Aufnahmen«, schlug ich vor. »Sofern Sie diesmal nicht
vergessen haben, einen Film in die Kamera einzulegen.«
Zwei Sekunden später blendete
mich das grelle Licht des Blitzgerätes, so daß ich meinen Ratschlag auf der
Stelle bedauerte. Doc Murphy kniete auf dem Boden neben der Toten und löste den
um ihren Hals geschlungenen Draht. Als er damit fertig war, entfernte er sachte
den Plastikbeutel vom Kopf des Mädchens, und ich konnte ein Gefühl
aufsteigenden Widerwillens nicht unterdrücken, als ich das verzerrte Gesicht
nun deutlich vor mir sah. Die geschwollene Zunge ragte zwischen den Lippen
hervor.
»Ich werde unter ihren
Fingernägeln nachsehen, wenn der Doktor seine Autopsie vornimmt«, sagte Sanger.
»Sonst noch was, Lieutenant?«
»Ich brauche ein paar Aufnahmen
vom Gesicht des Mädchens für die Identifizierung«, sagte ich. »Vielleicht
können Sie es zu dem Zweck ein bißchen normaler gestalten?«
Er schluckte mühsam. »Ich
glaube, das kann der Doc für mich erledigen.«
Murphy stand auf und bürstete
sich sorgfältig die Hose ab. »Sie muß zwischen sieben und zehn Stunden tot
sein«, sagte er. »Und sie ist ganz eindeutig erstickt. Die Autopsie wird alle
übrigen Einzelheiten ergeben. Der Fleischerwagen steht schon draußen. Soll ich
den Burschen sagen, sie sollen die Leiche abholen?«
»Ja, danke«, murmelte ich.
»Sie war sehr jung«, sagte er.
»Nicht älter als einundzwanzig, würde ich schätzen. Irgendwie ist mir bei
dieser Sache nicht nach Witzen zumute, Al.«
»Mir auch nicht«, pflichtete
ich bei.
»Ich werde heute am späten
Nachmittag die Autopsie vornehmen.«
»Besorgen Sie mir ein paar
Fingerabdrücke von ihr«, sagte ich zu Sanger. »Sie könnten bei der
Identifizierung hilfreich sein.«
»Na schön«, murmelte er ohne
jede Begeisterung.
»Haben Sie jemals den Namen Clive
Matthews gehört?« fragte ich. »Seiner Tochter nach ist das irgendein großes
Tier in Los Angeles.«
»Ich glaube, es gibt rund zehn
Millionen Leute, von denen ich nie was gehört habe«, erklärte Ed munter. »Und
er gehört dazu.«
»Doch nicht der alte >Heirats-Matthews«
sagte Doc Murphy.
»Wer?« brummte ich.
»Der Millionär Matthews«,
antwortete er. »Der Krösus Matthews, der aufs Heiraten schwört. Wenn ich mich
recht erinnere, hat er sich gerade von der siebten Ehefrau scheiden lassen,
aber es kann sein, daß ich zeitlich und zahlenmäßig nicht mehr ganz auf dem
laufenden bin.«
»Und darauf begründet sich sein
Ruhm?« fragte ich.
»Mit neunzehn erbte er das
Familienvermögen — ohne jegliche Bedingungen«, sagte Murphy. »Erste Heirat mit
einundzwanzig, geschieden mit vierundzwanzig. Das war die haltbarste Ehe, sie
dauerte drei volle Jahre. Aus ihr stammen zwei Kinder. Nach der Scheidung
wurden sie ihm zugesprochen. Er hat seiner Ex-Ehefrau ausreichend Geld bezahlt,
damit sie nichts dagegen einzuwenden hatte. Zweite Heirat mit fünfundzwanzig,
geschieden mit sechsundzwanzig. Dritte Ehe mit sechsundzwanzig, Scheidung mit
siebenundzwanzig. Vierte Ehe—«
»Es ist alles völlig klar,
Doc«, sagte ich schnell.
»Sie müssen alle unberührt
sein, wenn er sie heiratet, und er heiratet, weil er findet, ein Mann
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