Alantua
machen?“
Er hob seine Axt, die im Kampf mit Snorri zu Boden gefallen war. Für
gewöhnlich zog er einen Kriegshammer vor.
Ich
zog meine Dolche, die Bärenklauen. „Ist Euch das jemals
gelungen?“ Mit einem Nicken deutete ich auf seinen rechten
Oberarm auf dem eine schräge Narbe prangte, ein Andenken an
einen unserer ersten Übungskämpfe.
Berenbarr
grinste. „Womöglich habe ich dich bisher nur gewinnen
lassen, weil du eine Frau bist...“
Ich
schüttelte tadelnd den Kopf „Wollt Ihr kämpfen oder
von Euren großen Taten prahlen?“
Ein
Muskel in seiner Wange zuckte. Würde ich irgendwann zu weit
gehen? Er war der König.
Dann
griff er an. Weit ausholend schwang er die Axt. Ich wich aus, die
Klinge sauste knapp links an meiner Schulter vorbei.
„Der
Rat hat beschlossen...“, keuchte Berenbarr, „dass nach
Kantú und Alantua Boten geschickt werden.“
Darum
ging es also.
Er
hob die Axt über die Schulter und wartete auf meine Reaktion.
Ich
atmete tief ein. „Vernünftig, denn in beiden Königshäusern
pocht das Blut der Ahnen. Man sollte keines der beiden Häuser
benachteiligen, obwohl ein weiblicher Nachfahre in Kantú
zurzeit nicht bekannt ist.“
Er
machte einen langsamen Schritt zur Seite. Dann noch einen. „Die
Wahl der Braut wird diplomatische Auswirkungen haben.“
„Aye,
das wird sie. Der Rat wird jedoch weise wählen. Ihr vertraut
Eurem Rat.“
„Er
wird weiser wählen, als ich es tun würde...“,
Berenbarr schritt langsam um mich herum.
Ich
hielt meine Klingen bereit. Es fiel mir schwer, mich in dieser
Situation zu konzentrieren. Mir wäre es lieber gewesen, einfach
nur zu kämpfen. Ich blieb ruhig, wartete jede Regung ab. Eine
unbedachte Reaktion meinerseits hätte mich Erde schmecken
lassen, wie Snorri zuvor. Warm und vertraut fühlte ich das Heft
des Scheibendolches in meiner Rechten. Würde ich mit meiner
verletzten Schulter schnell und stark genug zustoßen können?
Nun, ich hatte immer noch meinen Parierdolch in der Linken. Selbst
damit konnte ich Berenbarr schwer verletzen...
Er
wollte meinen Rat, obwohl er wusste, wie ich zu Alantua stand. Er
allein kannte meinen richtigen Namen. Für alle anderen war ich
einfach nur Bromm, die Bärin. Niemand konnte auf dem Platz
unsere Worte hören; es war geschickt von ihm, mich hier nach
meiner Meinung zu fragen. Geschickt und gefährlich.
Er
hatte mich umrundet, stand wieder direkt vor mir und sah mich ernst
und abwartend aus seinen tiefblauen Augen an. Ich hielt seinem Blick
stand und wartete, was er als nächste tun oder sagen würde.
„Du
musst für mich nach Alantua zurückkehren“, waren
schließlich seine leisen Worte. „Du musst meine Botin
sein und mit Königin Martrella sprechen.“
„Die
Königin ist zu alt für die Hohe Hochzeit“, spottete
ich.
„Du
weißt genau, was ich meine.“
„Nein“,
antworte ich knapp und stieß zu. Meine Bewegung war langsamer
als sonst und er hatte keine Mühe, mir auszuweichen. Er packte
mich am rechten Handgelenk und drehte mir den Arm auf den Rücken.
Der stechende Schmerz in meiner Schulter ließ mich aufschreien.
Er konnte mich nur mit einem Arm festhalten, denn in der anderen Hand
hielt er seine Axt locker an der Seite. Zu locker. Ich musste nur
meinen Parierdolch fallen lassen, dann konnte ich ihm die Axt aus der
Hand schlagen. Überrascht ließ er mich los, ich verpasste
ihm einen Tritt in sein Gemächt - nicht ganz regelkonform - und
nutzte die gewonnene Zeit, mir meine Dolche zurückzuholen.
Finster
sah er mich an. Bevor er seine Axt ergreifen konnte, rannte ich mit
einem Kriegsschrei auf ihn los. Er wich zurück. Ich hob ab zum
Sprung und trat gegen seinen nackten Oberkörper. Rückwärts
fiel er zu Boden und ich mit ihm. Mit meinem Körpergewicht hielt
ich ihn am Boden und rammte die Dolche links und rechts neben seinen
Kopf in den Boden.
„Niemals“,
keuchte ich. „Ich werde niemals nach Alantua gehen, nicht
einmal für Euch.“
Mit
einem Ruck zog ich beide Dolche aus der Erde, stand auf und steckte
die Bärenklauen zurück in die Scheiden an meiner Hüfte.
Ich sah auf ihn herab. Er war außer Atem, sein Brustkorb hob
und senkte sich schnell. Schweißnass klebten Strähnen
seines blonden Haares in seinem ansehnlichen Gesicht.
Nein,
nicht einmal für ihn.
Ich
wandte mich ab und verließ den Platz. Nicht unsere Unterkunft
war mein Ziel, sondern der Wald, der nördlich von Olthing lag.
Ruhe, ich wollte einfach nur meine Ruhe.
Er
wusste, warum ich nicht zurück
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