Alantua
der irgendwo aus dem hinteren Bereich des
Etablissements stammte. Männer und Frauen aßen, tranken,
lachten und unterhielten sich, einige auf die besondere Weise, die
Männer und Frauen verband.
„Sieht
aus, als habe sich die komplette Mannschaft hier eingefunden“,
stellte Jarro hinter mir fest.
Ich
sah mich nach jemandem um, den ich ansprechen konnte. Alle Anwesenden
wirkten höchst beschäftigt und ich hatte kein Interesse,
sie bei ihrem Treiben zu stören. Es blieb mir nichts anderes
übrig, als weiter in den Raum hineinzugehen. Es musste doch eine
Bar oder eine Theke zu finden sein... Der Wirt oder die Wirtin
konnten uns bestimmt weiterhelfen. Für ein Freudenhaus in einem
solch einfachen Örtchen war
Die
Freudige Henne
erstaunlich luxuriös ausgestattet. Silberverzierte Spiegel
hingen an den Wänden, Wasserpfeifen aus buntem Glas standen auf
den Tischen, dazu silberverzierte Becher, Köstlichkeiten aus
allen Ecken der mir bekannten Welt, wie Orangen aus Südland und
Feigen aus Kantú. Der Wein kam bestimmt aus dem Süden und
schmeckte süß wie die Lust. Meine Schritte wurden von
kostbaren Teppichen gedämpft. Dieses Haus hatte einen
großzügigen Gönner und einen Besitzer oder eine
Besitzerin mit überschwänglichem Geschmack.
„Guten
Abend, Mylady, wie kann ich Euch dienlich sein?“
Eine
zierliche Blondine war zu uns gekommen. Sie trug ein tief
ausgeschnittenes rotes Kleid und war auffallend geschminkt.
„Guten
Abend. Wir sind auf der Suche nach dem Kapitän der
Anjina.
Ist
er heute hier Gast?“
Das
Mädchen zog einen übertriebenen Schmollmund. „Oh, wie
schade. Ich dachte, ich könnte Euch anders dienlich sein...“
Ich
fühlte mich etwas unwohl. Mit Avancen von Männern konnte
ich umgehen. Avancen von Frauen aber verunsicherten mich. Ich
entschied mich für ein Ablenkungsmanöver.
„Sollten
wir unsere Geschäfte mit dem Kapitän rasch erledigt haben,
so könnt Ihr vielleicht meinem Freund hier dienlich sein...“
Jarro
hatte bereits große Augen bekommen. Ich hoffte, er würde
nicht auch noch anfangen zu sabbern.
Die
junge Frau musterte den großen Mann nicht uninteressiert.
„Kapitän
Dannerr ist im Hinterzimmer mit der Mutter.“ Sie deutete in den
dunkleren Bereich des Etablissements. Ein violetter Vorhang war dort
angebracht und verhüllte den Blick, auf das, was dahinter lag.
„Wir
wollen den Mann ungern stören.“ Ich verschränkte die
Arme vor der Brust. „Könntet Ihr ihm ausrichten, dass wir
hier auf ihn warten?“
„Hmm,
was bekomme ich dafür?“
Jarro
fand seine Sprache wieder. Er kramte im Ausschnitt seines Hemdes
herum, wo er einen kleine Beutel mit Münzen trug. „Hier,
das bekommst du jetzt. Und später...“ Er ließ
anzüglich seinen Blick über den jungen Körper wandern
„... gibt es noch mehr.“
Das
schien dem Mädel zu gefallen. „Nehmt dort vorne Platz, der
Tisch ist noch fei. Bin gleich wieder da.“
Jarro
wollte sich bereits zu den gepolsterten Sesseln begeben, aber ich
hielt ihn zurück und schüttelte den Kopf Er konnte es sich
meinetwegen später noch gemütlich machen. Ich wollte dort
nicht länger als nötig verweilen. Meine innere Unruhe
wuchs. Die Huren machten mir nichts aus. Auch die ausgehungerten
Seemänner nicht.
Beluga
war weder ein unschuldiges Fischerdörfchen, noch ein
Handelshafen. Ich hatte Tavernen und Handwerkshütten gesehen,
doch nur wenige Fischerhütten. Wo war der Marktplatz, wo die
Frauen, die ihre tägliche Arbeit verrichteten und sich auf der
Straße unterhielten, während Kinder um sie herumtollten?
Die einzigen Frauen, die ich in Beluga bisher gesehen hatte, waren
die Prostituierten in der
Henne
.
Und die Männer waren keine gewöhnlichen Seemänner, sie
waren Schmuggler, genau wie ich bereits vermutet hatte. Was, bei
allen Göttern, hat der König mit Schmugglern zu schaffen?!
Der
Vorhang bewegte sich. Die junge Frau kam wieder zum Vorschein und mit
ihr der Schmuggler-Kapitän.
Er
war jünger, als ich es erwartet hatte. Trotz des wirren braunen
Haares und dem Ansatz eines Bartes wirkte er kaum älter als
dreißig Sommer. Er war schlank und hielt sich gerade. Beim
Näherkommen erkannte ich warme braune Augen und Lachfältchen.
Die Götter hatten diesen Mann mit einem umwerfenden Aussehen
gesegnet.
„Kapitän
Dannerr?“ kam Jarro mir zuvor.
Der
Mann nickte. „Und Ihr seid...?“
„Boten
aus Olthing“, antwortete mein Begleiter gedämpft.
Der
Kapitän verstand. „Kommt, die Mutter der Henne
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