Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alantua

Alantua

Titel: Alantua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Bernett
Vom Netzwerk:
den
entsprechenden Stühlen und dem morsch aussehenden Brett, das auf
zwei Fässer gelegt, die Theke bildete. Ein Wirt mit großem
Kugelbauch und wucherndem schwarzen Bart stand dahinter, zapfte aus
einem Fass ein Met und bedachte seine neuen Gäste mit einem
freundlichen Nicken.
    Vier
Männer saßen an einen runden Tisch und unterhielten sich
lautstark, uns nicht weiter beachtend. Alle vier trugen Vollbärte,
zotteliges Haar und geflickte Seemannskleidung. Der Empfänger
unserer Botschaft sollte gemäß der Beschreibung Lord
Murros ähnlich aussehen: Längeres, hellbraunes Haar,
mittelgroß, bärtig, schlank und wenig älter als ich.
Mal abgesehen davon, dass diese Attribute auf die Hälfte der
Männer Tallgards zutrafen, erschienen mir die vier anwesenden
Exemplare zu alt, um der Gesuchte sein zu können. Also richtete
ich mich an den Wirt und erwiderte sein freundliches Lächeln.
    „Guten
Tag, junge Dame“, begrüßte er mich. „Was wollt
Ihr trinken?“
    Jarro
stand hinter mir, so dass ich seine Mimik nicht sehen konnte. Mir war
es nicht geheuer, wenn ich den Wolfswandler nicht im Blickfeld hatte.
    „Zwei
Humpen Bier wären nett“, antwortete ich. „Und eine
Auskunft: Wisst Ihr, wo sich der Kapitän der
Anjina
aufhält? Sie soll hier vor Anker liegen.“
    Der
Wirt schob uns die Bierhumpen zu. „Ihr habt Glück, die
Anjina
ist erst heute Morgen eingelaufen. Nachdem sie ihre Ladung gelöscht
haben, sind die Männer rüber in
Die
Freudige Henne
.
Der Kapitän ist mit seinen Männern entweder da oder auf’m
Schiff.“
    Ich
vermutete, dass
Die
Freudige Henne
ihren Namen nicht aufgrund schmackhafter Brathähnchen erhalten
hatte.
    „Sagt,
Wirt, wo finden wir diese
Henne
?“
wollte Jarro wissen.
    „Einfach
den Weg nach Norden weitergehen, ist am Ende der Straße. Kann
man nicht verfehlen. Ne rote Laterne hängt über’m
Eingang.“
    So
hatte ich Recht.
Die
Freudige Henne
war natürlich ein Hurenhaus.
    „Das
dürfte interessant werden“, hörte ich Jarro hinter
mir nuscheln.
    Ich
sagte nichts mehr, sondern leerte meinen Humpen in wenigen Zügen.
Jedes unbedachte Wort hätte Jarro als Vorlage genutzt, sich über
mich lustig zu machen.
    Nachdem
wir gezahlt hatten, verließen wir die Spelunke. Ich sah die
gepflasterte Straße hinauf und hinab. „Wir sollten uns
aufteilen. Du gehst in die
Henne
und ich zur
Anjina.
Je schneller wir den Kapitän finden, desto besser.“
    „Nein“,
entgegnete Jarro bestimmend. „Wir bleiben zusammen. Also, lass
uns zum Hafen gehen.“
    Ich
verschränkte die Arme vor meinem ledernen Brustharnisch. „Hast
du Angst vor den Huren?“
    Zomig
packte er mich am Ellbogen. „Wir bleiben zusammen!“
    Was
stimmte nicht mit ihm? Selbst für einen egozentrischen, leicht
reizbaren Kerl wie ihn, war er plötzlich extrem erregt. Lag es
an der Möglichkeit, dass wir es hier mit Schmugglern zu tun
haben keimten? Ich löste mich aus seinem Griff „Schon gut,
gehen wir zusammen. Aber wir gehen als erstes in die
Henne
.“
    „Wieso?
Lust auf vergnügliche Stunden nach getaner Arbeit?“
    „Nein,
Wolfsochse. Ich schätze nur, dass der Kapitän ein gesunder
Kerl mit gesunden Bedürfnissen ist. Wenn sich seine Mannschaft
in der
Henne
vergnügt, wird er wohl dabei sein.“
    Jarros
hohe Stirn färbte sich rot... Nein, sein ganzer kahler Kopf
wurde rot und einzelne Adern traten hervor. „Weib, achte auf
deine Zunge.“
    „Hrmpf“,
gab ich von mir, drehte mich um und ging in nördliche Richtung.
Es war mir egal, ob er mir folgte oder nicht.
    Die
freudige Henne
war tatsächlich nicht zu übersehen. Das zweistöckige
Gebäude aus Stein lag genau am Ende der einzigen gepflasterten
Straße des Ortes. Frisch angekommene, ausgehungerte Seemänner
brauchten vom Hafen aus nur die Straße an einigen Spelunken
vorüber zu torkeln. Die Tür war bemalt mit einer
aufgebrachten Henne, die von einem aufgeplusterten Hahn verfolgt
wurde. Über dem Eingang leuchtete die erwähnte rote
Laterne.
    Mittlerweile
war die Sonne untergegangen und in der
Henne
herrschte Hochbetrieb. Ein süßer Dunst begrüßte
uns beim Eintreten.
    Ich
erkannte den Geruch von exotischem Tabak, von schweren Parfums
gemischt mit dem Duft von Gewürzen und Wein. Ein leichter Nebel
verschleierte zudem den Blick. Frauen in dünnen Kleidern und
Seemänner aller Formen und jeden Alters saßen hier auf
bunten Kissen an runden Tischen oder standen in Ecken, miteinander
turtelnd. Einzelne bewegten sich im Takt leiser Trommelklänge
und des Gesangs,

Weitere Kostenlose Bücher