Alantua
Eingangs“, stellte Anyún
außer Atem fest.
„Wir
können sie nicht allein gegen die Priester kämpfen lassen“,
entgegnete ich und lief schneller.
Einer
der Priester tauchte vor uns auf. Er hatte nicht mit uns gerechnet.
Für Ty war es daher leicht, ihn zu überwinden. Wir trafen
auf Malja und Carlo, die Rücken an Rücken gegen Soldaten
kämpften. Ty war wieder an meiner Seite und warf mir ein Messer
zu. Ich weiß nicht, gegen wie viele Krieger wir dort kämpften.
Wenigstens kamen keine Feuerpriester hinzu. Dann hatten wir die
Männer besiegt. Malja hatte eine klaffende Wunde am
Oberschenkel. Sie hielt Anyún davon ab, sie zu heilen.
„Bewahre
deine Kräfte für Phiol.“
Nun
führte uns Anyún weiter den Berg hinauf. Der Gestank war
grausam. Es war derselbe Geruch, der schon bei unserer Ankunft die
Stadt verpestete, nur hundertfach stärker. Die anderen husteten.
Ich aber war durch den magischen Trank geschützt. Noch bevor wir
den Eingang finden konnten, traten uns die letzten drei Feuerpriester
und ein Krieger in den Weg. Die ersten Feuerbälle prallten an
Anyúns Schutzschild ab. Wenn wir nahe beieinander blieben,
konnte sie uns alle damit schützen. Doch sie hatte an diesem
Abend bereits einen Großteil ihrer Magie eingesetzt. Wie viel
Kraft war ihr noch geblieben? Ihr Schutzschild könnte noch eine
wertvolle Abwehr sein gegen das, wozu auch immer Arthano sich
verwandelte. Und ihre Heilkräfte brauchte sie für Phiol, so
unsere Schwester denn noch am Leben war.
„Malja,
wir müssen an ihnen vorbei. Sofort!“ knurrte ich.
Sie
wusste es. „Ich lenke die Männer ab. Geh du mit Anyún.
Vielleicht gelingt es euch, Arthano herauszulocken, damit wir ihn
hier überwinden.“
„Wir
bleiben bei Malja und lenken diese Kerle ab“, stimmte Ty zu und
Carlo nickte.
Ich
nahm Anyún bei der Hand. Sie war feucht vom Schweiß und
der Anstrengung, das Schild zu halten. War sie stark genug? Sie
nickte tapfer, sie war bereit.
„Kwarren“,
Malja sah mich an. Die Kälte und Unerschütterlichkeit in
ihren Augen war einem Schmerz gewichen, den ich bei ihr nicht
erwartet hätte. „Bring mir Phiol zurück.“
„Ja,
das werde ich“, versprach ich.
Malja
rief ihren Kriegsschrei und griff an. Ty sah mich ein letztes Mal an,
dann folgte er ihr Seite an Seite mit Carlo. Ich sah, wie der Krieger
gekonnt Maljas Hiebe parierte und erkannte ihn: General Hasto.
„Bleib
hinter mir“, befahl ich Anyún und stürmte nach
vorne durch die Mitte. Zwei Feuerbällen wich ich aus, dann war
ich bei dem Priester, packte ihn am Kopf und schnitt ihm die Kehle
durch.
„Hier
entlang“, sagte Anyún leise, und schon war ihr Gestalt
im Fels verschwunden. Ich tastete mich voran, spürte nun den
gleichen kantigen Fels unter meinen Händen, den ich schon unter
meinen Füßen gespürt hatte. Ein schmaler Spalt, mehr
nicht war der Eingang, durch den meine Schwester bereits geschlüpft
war.
„Anyún?“
„Ich
bin hier. Gib mir deine Hand.“
Es
war so eng. Ich konnte kaum glauben, dass ein erwachsener Mann hier
durchpasste. Der Gestank war unerträglich. Dass ich überhaupt
atmen konnte, war nur dem Zaubertrank zu verdanken. Anyúns
Hand war nun warm und ruhig. Sie hatte den Zaubertrank aus der Phiole
bereits zu sich genommen.
„Hast
du keine Angst?“
„Doch.
Nur irgendwie... Du glaubst nicht an das Schicksal. Ich aber schon...
und an den Willen der Götter. Ich war hier schon einmal, in
meinen Visionen. Das ist der Weg, der mir bestimmt ist.“
Diese
Gewissheit war es, die sie so ruhig bleiben ließ. Ich selbst
wäre am liebsten sofort weggerannt.
„Hoffentlich
kommen wir noch rechtzeitig“, sagte ich leise.
„Es
wird so sein. Sonst hätte der Dache längst seine Flügel
ausgebreitet und uns vernichtet.“
Anyúns
Sicherheit machte mir Mut. Ich war eine Kriegerin aus dem Stamm der
Bären und Anyún eine Magierin mit unglaublicher Macht.
Arthano sah in uns aber nur zwei schwächliche Frauen. Er würde
uns unterschätzen und das war unser Vorteil.
„Still
jetzt, wir sind gleich da“, flüsterte Anyún.
Die
Finsternis um uns herum wich einem leicht glühenden Licht. Wir
hörten das Brodeln der Lava ... und die ekstatischen Rufe eines
Wahnsinnigen.
Arthano
bemerkte nicht einmal, dass wir aus dem Schacht hinaus auf die
schwarze Ebene traten. Er war allein und kniete am Rande dieser
Ebene, über den regungslosen Körper unserer Schwester
gebeugt. Er rief Worte in unverständlicher Sprache; Worte, die
mir mit ihrer
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