Alarm auf Burg Schreckenstein
zu. „Sie will anscheinend kein Aufsehen vor den Mädchen.“
„Dein Wort in Mauersäges Ohr!“ alberte Ottokar.
Mücke meinte: „Der hört sowieso nichts. Aber jetzt geht es um die Wurst.“
Stephan kam ins Zimmer zurück, die Horn trat ein, sah wieder von einem zum andern, überging den Ausbruch völlig und fragte nur, scheinbar seelenruhig: „Ihr wollt mir sagen, wo die Mädchen sind?“
„Nein“, antwortete Stephan mit fester Stimme und hielt ihrem Blick stand. „Wir wollten Sie fragen, ob Sie Ihr Armband nicht wiederhaben möchten?“
Und mit Blicken, die besagten: hoffentlich ist es ihres, sahen die Ritter einander an. Sie ließ sich Zeit, die Horn, schaute wieder prüfend von einem zum anderen, bevor sie fragte: „Mein Armband? Wieso?“
Ob das Erstaunen echt war oder nur gespielt, die Ritter konnten jetzt nicht mehr zurück, und Mücke hakte nach: „Das mit den Steinen. Sie haben es doch verloren.“
Mit einer Bewegung, als wisse sie im Moment nicht genau, wovon die Rede ist, faßte sich die Horn an die Stirn und sagte, scheinbar nebenbei: „Ach ja. Das ist richtig.“
Es war also ihres. Erleichtert lockerte sich die Haltung der Ritter und Stephan ging zum Angriff über.
„Sie behaupten zwar, Beatrix habe es ihnen gestohlen...“
„Das ist eine Unterstellung!“ herrschte die Horn ihn an. „Jawohl. Genau das ist es“, bemerkte Mücke sanft, als schneide er Käsekuchen und brachte sie damit erst richtig in Harnisch.
„Was geht das euch überhaupt an?“
„An sich nichts. Nur...“ Stephan riskierte ein kleines Lächeln.
„Nur was? Was wollt ihr damit sagen?“ fragte sie aufgebracht.
„Wir haben es“, sagte Ottokar so lieb, als sei es ihm peinlich, das einzugestehen.
„Mein Armband?“
„Ja.“
„Lüge!“ zischte sie und sah wieder von einem zum andern. „Ich weiß nicht, worauf ihr hinauswollt, ich weiß nur, daß ihr lügt.“
Diese Feststellung war bei den Schreckensteinern völlig verfehlt. Auch die Horn wußte, daß die Ritter nicht logen, und wenn sie es ihnen noch so gern unterstellte.
Sehr gelassen, fast schon mitleidig sah Ottokar ihr in die Augen: „Fangen Sie schon wieder an?“
Ihre Antwort: Werd nicht frech! wirkte bereits wie ein Rückzugsgefecht. Der Eindruck war für die Ritter so schlagend, daß ausgerechnet Dampfwalze sich zu der Bemerkung erdreistete: „Wir wollen Ihnen doch nur helfen.“
„Was soll das heißen?“ fragte sie und das Klappmesser zitterte leicht.
Ottokar nickte ihr zu: „Sie können es wiederhaben. Ihr Armband.“
„Von euch?“ Das Klappmesser wanderte von einem zum andern.
„Ja, von uns“, antwortete Stephan.
Da kam Glanz in ihre Augen, höhnischer Glanz: „Dann gebt es mir doch. Gebt es mir doch! Los! Wo ist es?“
„Wir haben zwei Bedingungen...“ Weiter kam Stephan nicht.
„Nein. So nicht!“ rief sie mit überschnappender Stimme. „So kriegt ihr mich nicht dran. Ihr habt es gar nicht, ihr wollt mir nur auf den Zahn fühlen, wegen irgendeiner Niederträchtigkeit, die ihr vorhabt. Ihr wollt Gutwetter machen, weil es eines von den Mädchen hat...“
Hier unterbrach Ottokar. „Sie wissen ganz genau, daß keines der Mädchen ihr Armband hat.“
„Ach?“ fragte sie, mehr über den Ton als über den Sinn seiner Worte verblüfft.
Und jetzt war es Stephan, der erbarmungslos weiterbohrte: „Sonst hätten sie nicht eigenhändig nachts im Duschraum danach gestochert.“
„Wer behauptet denn so was?“ Und sie lachte schrill.
„Wir waren zufällig dabei“, fuhr Ottokar fort.
Stephan nickte zur Bestätigung. „Wir haben die Bogenstücke sämtlicher Becken aufgeschraubt. Deswegen waren auch die Holzroste hochgeklappt. Wir lagen nämlich dahinter.“ Jetzt hatte der Blick, den sie von einem zum andern wandern ließ, Ausdruck, und der sah ganz nach ernster Besorgnis aus. Doch der Schein trog, das Klappmesser blieb aufgeklappt: „Damit gebt ihr also zu, daß ihr euch nachts im Duschraum der Mädchen herumtreibt.“
„Das liegt an Ihnen“, sagte Mücke nicht minder dreist. „Weil sie Unschuldige beschuldigen.“
Fassungslos starrte die Horn ihn an und besann sich gerade noch rechtzeitig auf ein Ausweichmanöver, das alle Erwachsenen anwenden, wenn sie nicht mehr weiterwissen, mit Ausnahme Schreckensteiner Lehrer. Sie verschieben, drohen aber dabei.
„Darüber sprechen wir uns noch! Macht jetzt, daß ihr dorthin kommt, wo ihr hingehört!“
Miß Rosenfels
In der Folterkammer wurde lange
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