Alarm auf Burg Schreckenstein
bedeutend schauten die größeren vier im Zimmer des Rex.
„Dann finden Sie auch, daß Fräulein Horn sich entschuldigen muß?“ fragte Ottokar gerade, und der Rex nickte.
„Wenn sie vor Zeugen behauptet hat, Beatrix habe sie bestohlen, sollte sie sich auch vor Zeugen bei ihr entschuldigen.“
„Ich glaube vor Zeugen war es nicht“, schränkte Stephan ein. „Hm“, meinte der Rex. „Ist es da nicht am besten, wenn Beatrix ihr das Armband zurückgibt?“
„Das wäre zu einfach.“ Mücke schüttelte den Kopf. „Von uns hat sie ja auch behauptet, wir lügen, als wir ihr sagten, wir hätten das Armband. Vor Zeugen!“
„Ihr wollt, daß sie sich auch bei euch entschuldigt?“ fragte der Rex und sah Ottokar an. Ottokar lächelte: „Wir wollen natürlich vermeiden, daß sie vor lauter Demütigungen der Schlag trifft. Das wäre dann kein Streich mehr.“
„Die Gefahr besteht meines Erachtens nicht.“ Der Rex schmunzelte.
Stephan fuhr fort: „Wir haben den Mädchen versprochen, daß alles in Ordnung geht, und da muß auch alles in Ordnung gehen.“
„Nicht, daß die anderen nachträglich bestraft werden, weil sie aus Sympathie für Beatrix mitgegangen sind“, bemerkte Dampfwalze und dachte dabei vor allem an Ingrid.
„Tja“, sagte der Rex, „ein kleiner Dämpfer wäre ganz in meinem Sinne. Sie macht uns ja das Leben nicht immer leicht. Ich lasse euch völlig freie Hand. Aber seid nicht zu hart. Rache bringt gar nichts. Man kann sich einen Menschen viel mehr verpflichten, indem man ihn nicht in die Pfanne haut. Also viel Glück! Im Interesse von Schreckenstein.“
So war der Rex.
Er hielt zu seinen Rittern. Da machte es Spaß, sich einzusetzen. Diesmal sogar zusammen mit den Mädchen. Doch die waren wieder einmal wie vom Erdboden verschwunden.
„Die sind mit Mauersäge weg“, berichtete Bäbä im Rittersaal.
Werner kam dazu. „Soviel ich gehört habe, wollte er sie zum Essen einladen.“
„Diese Hühner! Was ist denn da wieder im Gange?“ schimpfte Mücke.
„Das wollten wir eigentlich gerade euch fragen“, meinte Strehlau, der die Pflanzen goß. Aber niemand konnte ihm eine Antwort geben. Immerhin hatten die Mädchen ihre Arbeit beendet. Die Girlanden hingen wo sie hingehörten.
Mit der Mauersäge zum Essen, wo gab’s denn so was? Heini, der Burgkoch, hatte wegen seiner vielfältigen Aufgaben an diesem Samstag für die Ritter nur ein einfaches Essen vorbereitet. Es gab eine dicke Suppe mit Wurst und Kartoffeln, und jeder konnte essen wann er Zeit und Lust dazu hatte.
Dampfwalze holte die Suppe in Pappbechern für den ganzen Arbeitstrupp, der mit Doktor Schüler nun nach Wampolds-reute fuhr, um beim Schmücken der Kirche zu helfen. Während der Fahrt auf dem Kleinlaster löffelten die Ritter die kräftige Suppe.
„Mann, da ist Mumm drin!“ schmatzte Andi. Das fanden die andern auch. Plötzlich klopfte Klaus, der vorn bei Doktor Schüler saß, wie wild gegen die Heckscheibe des Führerhauses und deutete gleichzeitig nach vorn. Doktor Schüler bremste scharf; die Ritter hinten auf der Ladefläche wurden zusammengeschoben und schauten über das Blechdach nach vorn. Ein Wagen kam entgegen und wich einfach nicht aus. Hinter der Windschutzscheibe sahen sie eine strömungsgünstige Nase, scharf und vorspringend, wie ein offenes Klappmesser.
„Vielleicht hat Mauersäge sie auch eingeladen. Zu den Mädchen!“ rief Mücke. „Ich lach mich schief!“
„Das kannst du dir sparen“, antwortete Mini-Ritter Eberhard. „Die Weiber sind vorhin mit zwei Booten rüber nach Rosenfels.“
„Wieso? Die Boote sind doch weg“, sagte Ottokar.
Der kleine Kuno grinste verhalten. „Nein, sie sind wieder da.“
Mücke witterte einen Zusammenhang und drohte ihm mit dem Löffel: „Wir sprechen uns noch!“
„Ist schon gut, Miß Rosenfels“, antwortete der Mini-Ritter.
„Woher weißt du denn das schon wieder?“ fragte Dampfwalze, der Erfinder dieser Bezeichnung.
„Ach“, sagte der kleine Kuno, „wir wissen so manches.“
Darauf verstummten die großen Ritter. Es war schon viel zuviel geredet worden. Aber sie ärgerten sich. Das sahen die Kleinen ganz deutlich. Auch bei der Arbeit in der Kirche kam kein Gespräch mehr auf. Jeder muffelte vor sich hin, bestenfalls tuschelten mal zwei miteinander. Argwöhnisch wurden die beiden kleinen Ritter beobachtet.
„He, Minis, wo steckt ihr denn?“ rief Ottokar, der zusammen mit Dampfwalze rechts und links vom Altar Buchsbäumchen
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