Alarm auf Burg Schreckenstein
kusch!“
„Habt ihr uns etwa erwartet?“ fragte Ingrid, die im ersten Boot am Bug stand und Dampfwalze das Seil zuwarf.
„Nicht unbedingt“, antwortete der. Die Mädchen stiegen aus, beladen mit Taschen und Tüten. Konstanze hatte sogar einen Koffer dabei.
Beatrix zog Stephan beiseite. „Gib mir das Armband!“ flüsterte sie.
„Nicht hier“, antwortete er. „Das besprechen wir heute abend. Ich hab schon einen Plan...“
„Interessiert mich nicht“, unterbrach sie ihn. „Ich will nur das Armband.“ Und sie folgte den andern, die mit Mauersäge über den Steg gingen. Nur Konstanze war noch im Boot.
„Was kochst du uns heute?“ fragte Andi, der ihr den Koffer abgenommen hatte und das Seil um einen Pfosten schlang.
„Gar nichts“, sagte sie schnippisch. „Wir sind beim Grafen zu Gast!“
Mauersäges Tafelrunde
Um eine Lage richtig zu beurteilen, muß man wissen, was die anderen denken. Man muß sich in alle Beteiligten hineinversetzen. Das macht die Sache schwierig, und darum dauerte es auch endlos, bis sich die Ritterrunde in der Folterkammer auf eine gemeinsame Ansicht einigte.
Die Horn — so mutmaßten sie — wußte, daß sie den Mädchen Unrecht getan hatte. Sie wußte aber nicht, wie sie die Sache wieder in Ordnung bringen sollte. Der Rex brauchte nicht unbedingt zu erfahren, daß sie zu weit gegangen war und jetzt Schwierigkeiten hatte. Anders ließ sich ihre plötzliche Großzügigkeit dem nächtlichen Treiben der Mädchen gegenüber nicht erklären. Allzu große Sorgen machte sie sich nicht. Sie wußte ja, daß die Schreckensteiner dahintersteckten. Zwar paßte ihr das Schulsystem auf der Burg überhaupt nicht, letzten Endes aber hatte sie nie schlechte Erfahrungen mit den Rittern gemacht. Streiche zwischen ihnen und den Mädchen gab es immer wieder, aber sie gingen immer gut aus. Um einen Streich handelte es sich für sie auch diesmal. Die Ritter hatten im Duschraum nach dem Armband gesucht — das glaubte sie ihnen aufs Wort. Daß sie es auch gefunden hatten, glaubte sie ihnen jedoch nicht. Für die Horn mußten die Mädchen das Armband haben, sonst hätte sie ihnen nie erlaubt, drei Nächte wegzubleiben, ohne Alarm zu schlagen. Im Augenblick ging die Hochzeit vor. Das mochte sie zurückhalten. Danach würde sie durchgreifen müssen, ob sie wollte oder nicht.
Das war die Meinung der Ritter. Unklar war ihnen noch die Sache mit Mauersäges Streich. Wahrscheinlich hatten ihm die Mädchen etwas vorgeflunkert, der alte Herr war ja leicht zu beeinflussen. Und sie waren tatsächlich bei ihm. Ottokar und Stephan hatten sich über die Speicher herangeschlichen und sie im gräflichen Wohnzimmer kichern gehört. Jetzt hörten sie plötzlich eilige Schritte draußen auf der Treppe.
Andi riß die schwere Tür auf und rief von draußen herein: „Sie fahren weg! Mit Mauersäge!“
Als erfahrene Streichemacher hatten die Ritter selbstverständlich Wachen eingeteilt.
„Dann bringt er sie rüber“, meinte Dampfwalze.
„Quatsch“, sagte Mücke. „Er weiß doch, daß sie mit den Booten da sind.“
„Genau!“ Ottokar schlug sich vor die Stirn. „In Wampoldsreute haben sie ihre Schlafsäcke.“
Hans-Jürgen, der aus allem sofort Geschichten machte, war anderer Ansicht: „In Wampoldsreute ist heute Polterabend. Und Mauersäge ist natürlich Ehrengast...“
„Und erscheint mit Damenflor“, alberte Klaus. „Leider ohne die Schönste von allen, Miß Rosenfels.“
„Hör bloß auf!“ fuhr ihn Mücke an.
„Du mußt hin!“ rief Stephan. „Du hast ihm doch versprochen, daß du sie liefern kannst.“
Neue Wachen wurden eingeteilt, denn überall war Vorsicht geboten, am Steg, in der Folterkammer, bei Mauersäge. Wenige Minuten später saßen fünf Ritter auf ihren Rädern und strampelten nach Wampoldsreute. Dampfwalze fluchend auf Dieters altem Bock. Sie mußten Gewißheit haben.
Die Kirche, zu der sie zuerst fuhren, war dunkel, das Portal war verschlossen. Dampfwalze öffnete es fachmännisch und sah nach. Die Schlafsäcke lagen im Notenschrank. Ohne Licht fuhren die fünf weiter zum Gasthaus. Wagen standen davor und Musik und Lärm kündigten schon von weitem an, daß es drinnen hoch herging. Ottokar entdeckte Mauersäges schweren Wagen. Unbemerkt traten die Ritter an die Fenster, schauten in die große Gaststube und in den Festsaal, in dem getanzt wurde.
„Mann, wie sollen wir die da finden?“ brummte Andi, angesichts der vielen Menschen.
„Die sind sicher
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