Alarm im Tunnel Transterra
weiteren Disposition zur Verfügung zu stellen. Ende.“
Reg und ich brüllten auf wie verwundete Löwen. Kein Gedanke an die Beförderungen und die damit verbundenen Befehle! Nein, das durfte man Achternak nicht antun! Wir schrien uns gegenseitig unsere Entrüstung zu, schüttelten die Fäuste und knirschten mit den Zähnen. Wo gab es denn so etwas, daß die vom Stab sich erlauben durften, einen Mann wie Achternak derart zu kränken!
Ich vergaß, daß ich selbst zu den Schreibtischkosmonauten gehörte, und zog alle Register meines wahrlich nicht unterent-wickelten Vermögens, aus der menschlichen Sprache ein infer-nalisches Getöse der Empörung zu machen.
Nach und nach jedoch wich der Zorn einer beschämenden Ernüchterung. Es war eine Tatsache, Achternak hatte versagt.
Ich wehrte mich dagegen. Auch andere hätten sehen müssen, daß die Astrojäger, die uns suchten, unser Verderben waren, daß sie den Hyperraumkreuzer am Auftauchen hinderten. Aber bei Achternak liefen alle Fäden zusammen, er hatte den besten Überblick, nur er konnte entscheiden! Er war schuld. Unter meiner Zunge sammelte sich bitterer, metallisch schmeckender Speichel. Mir wurde übel.
Reg schrie weiter: „Nein, das dürft ihr nicht, ihr Tintenfische, Papiergesichter, Mistwürmer, Maulwürfe, die ihr nie die Son-nenkorona vom Merkur aus gesehen, nie die Erde aus den Augen verloren habt in der eisigen Kälte des Neptuns und nie mit einem Leck im Sauerstofftank durch das halbe Sonnensystem getrudelt seid! Das ist euch nicht erlaubt, den Alten so abzuservieren! Ich lehne ab, ich nehme nicht an! Hört ihr? Das lasse ich nicht zu, daß ihr Albert fertigmacht. Das hat er nicht verdient. Setzt euch mit euren fetten…“
Ich unterbrach ihn betrübt: „Sei still, Reg. Albert hat es so gewollt. Und…. und er hat recht.“
Hatte ich heftigen Widerstand erwartet, sah ich mich ge-täuscht. Regs Zorn fiel wie ein Kartenhaus zusammen, und er blickte mich verstört an. „Vielleicht“, preßte er hervor und wandte sich ab.
War es nicht so? Albert Achternak hatte sich selbst ange-zeigt. Das ging aus der Begründung eindeutig hervor. Es sprach für seine Größe – unter Umständen wäre sein Fehler niemandem aufgefallen. Ich hätte geschwiegen wie ein Grab.
Aber er hatte sich selbst gestellt! Daß er es vermochte, zeigte einmal mehr, was für ein Mensch Achternak war! Er hatte die Konsequenz aus seinem Versagen gezogen, aus seiner schwerwiegenden Fehlentscheidung, die ein Menschenleben kostete…
Das war nicht aus der Welt zu schaffen. Und das hatte er erkannt! Und wenn es hundertmal eine Verkettung tragischer Umstände und Mißverständnisse war, die dazu führte, die zwei Wochen gingen auf Alberts Konto! Die Verantwortung brauchte niemand mit ihm zu teilen, und ich bin sicher, einige waren darüber heilfroh. So ist unsere Welt nun mal eingerichtet – es gibt immer einen Schuldigen.
Der große Achternak hatte versagt. Wahrscheinlich das erste und einzige Mal in seinem bewegten Leben. Es war einmal zuviel. Die Erkenntnis tat weh, aber sie reinigte auch. Achternak blieb für mich der „Alte“. Niemand konnte mir verbieten, ihm zu verzeihen. Aber hatte ich das Recht, auch für Bob zu sprechen?
Der Gedanke an den unglücklichen Synthom stimmte mich traurig. Bevor ich in Regs Jäger umstieg, der uns bald mit seiner Staffel erreichte, sprach ich noch einmal mit Spinks.
Man würde ihm wieder eins dieser Geschöpfe zuteilen. Ob er etwas gelernt hatte? Ich wiederholte die Frage, was er zu tun gedenke.
Spinks grinste schwach und antwortete: „Zuerst werde ich die Epsilonanzüge verscheuern und mir einen guten Anwalt nehmen. Das wird natürlich ein Synthom sein. Die Sphärogleiter kann ich abschreiben. Anwälte sind teuer, auch Synthome der Nullkategorie. Je nachdem, wie gut mein Anwalt ist, werde ich befördert und bekomme einen Orden umgehängt – oder es endet sehr böse…“
„Sie könnten bei uns bleiben, Magister…“, warf ich ein.
Er winkte energisch ab. „Nein, nein, schlagen Sie sich das aus dem Kopf, Inspektor. In Ihre Welt passe ich nicht, ich habe gar keine Wahl: Ich muß zurück in den heimatlichen Bau!
Außerdem tauge ich nicht zum Verräter. Sie nehmen meine Einstellung zur persönlichen Ehre eines Menschen immer noch nicht ernst, sonst hätten Sie das nicht gesagt.“ Er bemerkte mein enttäuschtes Gesicht und brummte mißmutig. „Sie verlangen zuviel von mir, Inspektor. Alles braucht seine Zeit, bei Ihnen muß es immer
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