Alarm in Sköldgatan
Gedanken weiter und kam zu dem Schluß, daß er mit seiner Lüge eigentlich ein gutes Werk tat. Dadurch, daß er zu Hause blieb, zwang er den Schwager, nüchtern zu bleiben.
Zu dieser angenehmen Entscheidung war er gerade gekommen, als Ingas Bruder an der Tür klingelte, und fünf Minuten später begann für Martin Beck das langersehnte Wochenende.
Es wurde so, wie er es sich erhofft hatte. Obwohl Inga für alles gesorgt hatte und genügend Lebensmittel im Kühlschrank lagen, ging er los und kaufte ein, unter anderem eine Flasche Grönstedts Monopole und sechs Flaschen Bier. Dann machte er sich daran, das Deck des Modellschiffs Cutty Sark einzubauen, wozu er wochenlang nicht gekommen war. Zu Abend aß er kalte Fleischklöße, Rogen und Camembert auf Pumpernickel und trank zwei Flaschen Bier. Anschließend trank er Kaffee und Cognac und sah sich Im Fernsehen einen alten amerikanischen Gangsterfilm an. Dann ließ er das Badewasser einlaufen, legte sich in die Wanne und las Raymond Chandlers »Die Tote im See«. Zwischendurch trank er hin und wieder einen Schluck Cognac aus dem Glas, das er in bequemer Reichweite auf den Klosettdeckel gestellt hatte.
Er fühlte sich außerordentlich wohl und dachte weder an seine Familie noch an seine Arbeit.
Nach dem Bad zog er sich den Schlafanzug an, löschte alle Lampen bis auf die an seinem Schreibtisch, las und trank Cognac, bis er sich müde fühlte und zu Bett ging.
Am Sonntag schlief er sich richtig aus, setzte sich dann im Schlafanzug hin und arbeitete an seinem Schiffsmodell. Erst nachmittags zog er sich ordentlich an. Abends, als die Familie nach Hause gekommen war, ging er mit Ingrid und Rolf ins Kino. Sie sahen sich einen Film über Vampire an. Es war ein gelungenes Wochenende gewesen, und am Montag morgen fühlte er sich ausgeruht und energiegeladen und kümmerte sich unverzüglich darum, wer dieser Göran Mahn gewesen war und was er eventuell auf dem Gewissen gehabt haben konnte. Den Vormittag verbrachte er in den Arbeitszimmern verschiedener Kollegen im Polizeigebäude und machte dann einen kurzen Besuch im Rathaus. Als er zurückkam, wollte er das Ergebnis seiner Ermittlungen bekanntgeben, fand aber niemanden, der ihm zuhören wollte, da alle zum Mittagessen gegangen waren. Er rief im Polizeigebäude Süd an und staunte nicht schlecht, als er sofort Kollberg am Apparat hatte, da dieser dafür bekannt war, immer pünktlich zum Mittagessen zu gehen. »Warum bist du nicht in der Kantine?«
»Ich wollte gerade losgehen. Von wo aus rufst du an?«
»Aus Melanders Zimmer. Komm her und iß hier, dann weiß ich wenigstens, wo ich dich finden kann. Wenn Melander und Rönn auftauchen, wollen wir uns mal etwas näher mit diesem Göran Malm befassen, sofern Melander an der Brandstelle abkömmlich ist. Ich hab mich jedenfalls schon mal nach diesem Mahn erkundigt.«
»Okay. Ich will nur mal sehen, wo Benny ist, und ihn sozusagen einweisen. Wenn sich das machen läßt.«
Benny Skacke war gerade Kriminalassistent geworden. Vor zwei Monaten war er als Ersatz für Äke Stenström zur Reichsmordkommission versetzt worden. Äke Stenström war neunundzwanzig Jahre alt gewesen, und seine Kollegen, besonders Kollberg, hatten in ihm ein ahnungsloses Kind gesehen. Benny Skacke war zwei Jahre jünger.
Martin Beck nahm Melanders Tonbandgerät, und während er auf die anderen wartete, ließ er das Band, das er im Rathaus geliehen hatte, ablaufen. Beim Abhören machte er sich einige kurze Notizen.
Rönn erschien pünktlich um ein Uhr, und eine Viertelstunde später riß Kollberg die Tür auf und rief noch im Mantel: »Na, dann laß mal hören.«
Martin Beck überließ Kollberg seinen Stuhl und stellte sich an den Aktenschrank. »Es geht um Autodiebstahl und Handel mit den gestohlenen Fahrzeugen. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der gestohlenen Wagen so auffallend angestiegen, daß man es sich nur mit einer organisierten Bande erklären kann. Vermutlich werden die Wagen über die Grenze geschmuggelt. Mahn scheint ein Rad in dem Getriebe gewesen zu sein.«
»Ein großes oder ein kleines?« fragte Rönn. »Ich glaube, nur ein kleines. Wahrscheinlich sehr klein.«
' »Weswegen ist er eigentlich festgenommen worden?« erkundigte sich Kollberg.
»Nicht so schnell, laß mich der Reihe nach berichten.«
Martin Beck nahm seine Notizen und legte sie neben sich auf den Schrank. Dann begann er zu sprechen, gewandt und flüssig.
»Am 24. Februar, 22Uhr, wurde Göran Mahn bei einer
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