Alarm in Sköldgatan
verborgen, auch wenn er das früher nicht bewußt getan hat. Wenn ihr mehr Personal benötigt, dann sagt es ruhig.«
»Was für Personal?« fragte Kollberg. »Und woher?«
»Na ja«, sagte Hammar. »Ihr habt ja doch diesen Burschen Skacke.«
Kollberg war schon aufgestanden und auf dem Weg zur Tür, als er den Namen Skacke hörte. Er blieb abrupt stehen und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Martin Beck schob ihn auf den Flur hinaus und machte die Tür hinter ihm zu.
»Dummes Gerede«, murmelte Kollberg. »Nach Hammars Auftreten zu urteilen, hat Skacke vielleicht doch große Chancen, mal Polizeichef zu werden.« Er schüttelte sich und fügte hinzu: »Gott sei Dank bin ich alt genug, um das nicht mehr erleben zu müssen.«
Den Rest des Nachmittags verbrachten sie damit, ergänzende Angaben über Bertil Olofsson einzuholen.
Martin Beck sprach unter anderem mit dem Einbruchsdezernat; dort war man sehr daran interessiert, ihn festzunehmen, hatte aber nicht genug Personal, um die Wohnung und das Sommerhaus auf Värmdö dauernd bewachen zu können. Aus der Personenakte ging unter anderem hervor, daß Bertil Olofsson vor sechsunddreißig Jahren geboren worden war, sechs Jahre lang die Volksschule besucht hatte, keine Berufe ausgeübt hatte und in den letzten Jahren vorwiegend ohne festen Arbeitsplatz gewesen war. Der Vater war gestorben, als Olofsson acht Jahre war, die Mutter hatte zwei Jahre später wieder geheiratet und lebte immer noch mit dem Stiefvater zusammen. Er hatte einen zehn Jahre jüngeren Halbbruder, der Zahnarzt in Göteborg war. Hinter sich hatte er eine kinderlose und auch sonst mißglückte Ehe; nach dem Gefängnisaufenthalt hatte er eine Zeitlang mit einer fünf Jahre älteren Frau zusammen gelebt.
Die Psychologen beschrieben ihn als leicht beeinflußbar, unentschlossen und zum Asozialen neigend. Außerdem war er gehemmt. Seinem Bewährungshelfer gegenüber war er feindlich und ablehnend eingestellt gewesen.
Ehe sie an diesem Tag auseinandergingen, verteilte Martin Beck die nächstliegenden Aufgaben. Einar Rönn sollte nach Segeltorp hinausfahren und mit Olofssons Mutter und Stiefvater sprechen, während Melander über seine Kontakte, die er zur Unterwelt hatte, versuchen sollte, genauere Angaben über Olofssons Tätigkeit herauszufinden. Martin Beck selbst wollte sich die notwendige Erlaubnis besorgen und zusammen mit Kollberg eine Haussuchung in der Wohnung und im Sommerhaus durchführen.
Benny Skacke wurde bei der Suche nach Olofsson vorläufig nicht mit eingesetzt.
16
Die Uhr war noch nicht acht am Donnerstagmorgen, als Kollberg bei Martin Beck läutete. Der war noch nicht angezogen, saß im Bademantel in der Küche und unterhielt sich mit seiner Tochter Ingrid, deren Schule erst eine Stunde später begann und die daher ausnahmsweise Zeit hatte, ordentlich zu frühstücken. Er selbst trank nur Tee mit Milch, während das Mädchen mit gesundem Appetit mit Käse belegte Knäckebrotschnitten in den Kakao stippte und dabei von dem FNL-Treffen erzählte, auf dem sie am Vorabend gewesen war. Als es an der Tür klingelte, zog Martin Beck den Gürtel seines Bademantels fester und legte die Zigarette weg, obwohl er wußte, daß Ingrid heimlich einen Zug nehmen würde. Dann ging er und öffnete die Tür.
»Noch nicht angezogen?« fragte Kollberg ärgerlich.
»Hatten wir nicht acht gesagt?« fragte Martin zurück. Er ging voraus in die Küche.
»Es ist zwei Minuten vor acht. Morgen, Ingrid.«
»Guten Morgen«, murmelte das Mädchen und fächelte schuldbewußt die Rauchwolke über ihrem Kopf weg.
Kollberg setzte sich auf Martin Becks Stuhl und besah sich den Tisch. Er hatte zwar ein ausreichendes Frühstück hinter sich, fühlte sich aber durchaus in der Lage, noch ein zweites zu sich zu nehmen. Martin Beck hatte bereits eine Tasse geholt, und Ingrid schob ihm die Butterdose, Käse und den Brotkorb hinüber.
»Ich bin gleich fertig«, sagte Martin Beck und ging in sein Zimmer.
Während er sich anzog, hörte er durch die halboffene Küchentür, wie Ingrid sich nach Kollbergs sieben Monate alter Tochter Bodil erkundigte und der stolze Vater von den Fortschritten der Kleinen berichtete. Als Martin Beck kurze Zeit später angezogen und frisch rasiert in die Küche kam, sagte Kollberg: »Ich hab gerade einen neuen Babysitter engagiert.«
»Ja. Er hat mir versprochen, daß ich das nächste Mal, wenn es nötig ist, auf Bodil aufpassen kann. Das darf ich doch wohl? Babys sind so
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