Alarm in Sköldgatan
die Polizei hier war.«
Martin Beck sah sich die Tür zum Haus an. Sie war mit einem Sicherheitsschloß und zusätzlich mit einem großen Vorhängeschloß aus Messing versperrt. Der einzige, der ihnen die Schlüssel dazu geben konnte, war Olofsson selbst. Hier mußten sie also anders vorgehen. Aus dem Handschuhfach holten sie Schraubenzieher und verschiedenes anderes Werkzeug und fingen mit der Arbeit an. Nach wenigen Minuten brauchten sie die Tür nur noch aufzuklinken.
Das Sommerhaus bestand aus einem großen, rustikal möblierten Raum, zwei kleinen Schlafzimmern, Küche und Toilette. Die Luft hier drin war kalt und feucht und roch nach Schimmel und Petroleum. Im großen Raum gab es einen offenen Kamin und in der Küche einen kleinen Holzofen, darüberhinaus beschränkte sich die Heizmöglichkeit auf einen Petroleumofen in einem der Schlafräume. Überall auf dem Fußboden lagen Sand und getrocknete Lehmklumpen, und die Möbel im großen Raum waren fleckig und abgewetzt. In der Küche standen Tische, Bänke, Herd und Regale voller leerer Flaschen, schmutziger Teller, Tassen mit eingetrockneten Kaffeeresten und schmutziger Gläser. In einem der Schlafräume lag auf dem an der Wand befestigten Bett ein schmutziges Laken und eine fleckige, zerrissene Steppdecke.
Im Haus befand sich kein Mensch.
In der kleinen Veranda entdeckten sie eine Tür und dahinter eine lange Kammer, deren Regale voller Diebesgut waren, offenbar Gegenstände, die aus den gestohlenen Autos stammten. Da lagen Transistorapparate, Kameras, Ferngläser, Taschenlampen, Werkzeug, ein paar Angelruten, ein Jagdgewehr und eine Reiseschreibmaschine. Martin Beck kletterte auf einen Hocker und blickte in das oberste Fach des Regals. Dort lagen ein altes Krokketspiel, eine verblichene schwedische Flagge und eine eingerahmte Fotografie. Er nahm das Bild herunter und gab es Kollberg.
Es zeigte eine junge blonde Frau in kurzärmeliger Seidenbluse und kurzen Hosen mit einem kleinen Jungen. Die Frau war hübsch, und sowohl sie als auch der Junge lachten fröhlich in die Kamera. Der Kleidung und Frisur der Frau nach zu urteilen, stammte das Bild aus den dreißiger Jahren; im Hintergrund sah man das Haus, in dem sich Martin Beck und Kollberg gerade befanden.
»Ein oder zwei Jahre bevor der Vater starb, würde ich sagen. Das Haus sah damals etwas anders aus«, meinte Martin Beck.
»Eine hübsche Mutter hat er«, sagte Kollberg. »Wer weiß, wie es Rönn ergangen ist.«
Einar Rönn war mit dem Wagen eine ganze Weile in Segeltorp umhergeirrt, ehe er das Haus fand, in dem Bertil Olofssons Mutter wohnte. Sie hieß jetzt Lundberg, und ihr Mann war nach Rönns Informationen Abteilungsleiter in einem großen Warenhaus.
Die Frau, die ihm öffnete, hatte völlig weißes Haar, sah aber nicht älter als fünfundfünfzig aus. Sie war schlank und braungebrannt, obwohl der Frühling gerade erst begonnen hatte. Die feinen Falten um die schönen grauen Augen herum leuchteten hell aus dem sonnenverbrannten Gesicht, als sie fragend die Augenbrauen hob. »Sie wünschen?«
Rönn nahm den Hut in die linke Hand und holte seinen Dienstausweis heraus.
»Sie sind Frau Lundberg?« fragte er.
Sie nickte, und ihr Blick verriet einen Anflug von Unruhe, als sie auf seine nächsten Worte wartete.
»Es betrifft Ihren Sohn, Bertil Olofsson. Ich möchte Ihnen ein paar Fragen stellen.«
Sie zog die Stirn kraus. »Was hat er denn nun wieder angestellt?«
»Nichts, hoffe ich. Darf ich einen Augenblick hereinkommen?«
Die Frau nahm zögernd die Hand von der Türklinke. »Jaa…«, sagte sie unentschlossen. »Bitte.«
Rönn hängte seinen Mantel auf, legte den Hut auf die Kommode in der Diele und folgte ihr in das Wohnzimmer, das freundlich und geschmackvoll, aber ohne übertriebene Eleganz möbliert war. Die Dame des Hauses wies auf einen Sessel vor dem Kamin und setzte sich selbst aufs Sofa.
»Ja. Dann schießen Sie mal los. Was Bertil betrifft, so bin ich eine ganze Menge gewohnt. Sie können also gleich sagen, worum es sich handelt. Was hat er getan?«
»Wir suchen ihn, weil wir hoffen, daß er uns bei der Klärung eines Falles helfen kann. Ich wollte eigentlich nur fragen, ob Sie wissen, wo er sich zur Zeit aufhält.«
»Ist er denn nicht zu Hause in Ärsta?«
»Nein. Er scheint eine ganze Weile nicht dort gewesen zu sein.«
»Und im Sommerhaus? Wir haben… er hat ein Sommerhaus auf Värmdö. Mein früherer Mann, Bertils Vater, hat es gebaut, und nun gehört es Bertil.
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