Alarm in Sköldgatan
mein Mann. Ich mußte sogar einem absagen, dem ich das Zimmer schon fest versprochen hatte.«
»Darf ich mir das Zimmer mal ansehen?«
»Selbstverständlich.«
Sie stand auf und zeigte ihm den Weg. Die Tür zu dem Zimmer befand sich genau gegenüber der Wohnungstür. Der Raum war ungefähr drei mal fünf Meter groß und mit einem Bett, Nachttisch, größerem Tisch, zwei Stühlen einem Sessel, einem kleinen Schreibtisch und einem großen alten Kleiderschrank mit ovalen Spiegeln in den Türen ausgestattet.
»Die Toilette liegt direkt daneben. Mein Mann und ich haben unser Badezimmer gleich neben dem Schlafzimmer.«
Skacke nickte und sah sich um. Das Zimmer wirkte unpersönlich wie ein drittklassiges Hotelzimmer. Auf dem Tisch bei dem Sessel lag ein kariertes Tuch und auf dem Schreibtisch eine fleckige Schreibunterlage. Zwei Öldrucke und ein Kranz aus Strohblumen hingen an den Wänden. Der Teppich, die Decke auf dem Bett und die Gardinen sahen dünn aus und waren ausgebleicht von allzu vielem Waschen.
Skacke ging an das Fenster zur Straße hin. Er konnte die Telefonzelle und den Papierkorb, in den er die Bierflasche des Norwegers geworfen hatte, sehen. Weiter hinten auf der Straße zeigte die große Uhr vor einem Uhrengeschäft zehn Minuten nach drei. Er sah auf seine eigene Armbanduhr. Die Zeit stimmte. Benny Skacke verabschiedete sich hastig von Frau Borg und lief die Treppe hinunter, immer zwei Stufen auf einmal. Als er gerade aus dem Haus wollte, fiel ihm etwas ein. Er stürzte auf den Fahrstuhl zu und fuhr in den vierten Stock hinauf. Die Frau sah ihn verwundert an. Wahrscheinlich hatte sie ihn so schnell nicht zurückerwartet.
»Haben Sie das Zimmer saubergemacht?« fragte er atemlos. Sie hob die Augenbrauen.
»Saubergemacht? Natürlich hab ich…«
»Staub gewischt und aufgewischt? Die Möbel und alles?«
Sie zögerte mit der Antwort. »Ja also… ich mach immer erst richtig sauber, wenn ein neuer Untermieter einzieht. Lohnt sich nicht, es vorher gründlich zu machen. Das Zimmer steht tagelang leer, manchmal auch Wochen. Ich schütte die Aschenbecher aus, zieh die Bettwäsche ab und laß frische Luft rein, wenn einer ausgezogen ist. Wieso? Warum fragen Sie?«
»Lassen Sie bitte alles so, wie es ist, und fassen Sie nichts an. Wir müssen untersuchen, ob da noch irgendwo Spuren sind. Fingerabdrücke oder so.« Sie versprach, den Raum nicht einmal mehr zu betreten. Skacke verabschiedete sich zum zweitenmal und stürzte die Treppe hinunter.
Er rannte, denn er hatte sich bei Monica verspätet, und überlegte dabei, ob es ihm wohl gelungen war, eine Spur zu finden.
Als er in dem Restaurant ankam, in dem Monica bereits seit fünfundzwanzig Minuten wartete, war er in Gedanken bereits befördert und auf seinem Weg zum Polizeichef ein gutes Stück vorangekommen.
Aber in der Kungsholmsgatan fragte Gunvald Larsson: »Wie war er gekleidet?« Und zehn Sekunden später: »Was hatte er für einen Mantel an? Anzug? Schuhe? Strümpfe? Oberhemd? Schlips? Benutzte er Pomade? Wie waren seine Zähne? Rauchte er? Wenn ja, welche Marke und wieviel? Wie sah die Bettwäsche aus, wenn er darin gelegen hatte? Trug er einen Schlafanzug oder ein Nachthemd? Machte sie ihm morgens Kaffee? Zum Beispiel.«
Und nach einer weiteren halben Minute: »Warum hat dieses Weibsbild kein Meldeformular eingeschickt, wo sie doch einen Ausländer bei sich wohnen hatte? Hat sie sich seinen Paß angesehen? Hast du der Alten ordentlich eingeheizt?«
Skacke sah ihn verdutzt an, drehte sich um und wollte gehen. Gunvald Larsson hielt ihn zurück. »Halt. Einen Augenblick noch.«
»Ja?«
»Sieh zu, daß du so schnell wie möglich einen Fingerabdruckexperten hinschickst.«
Skacke ging.
»Idiot«, sagte Gunvald Larsson zu der geschlossenen Tür.
In dem Zimmer in Sundbyberg fanden sie eine Menge Fingerabdrücke. Als sie alle ausgesondert hatten, die von Frau Borg und Skacke stammten, blieben drei übrig, einer davon ein Daumen, konserviert in schönster Haarpomade.
Am Dienstag, dem 21. Mai, sandten sie Kopien der Fingerabdrücke an Interpol. Was konnte man anderes tun?
25
Montag nach Himmelfahrt erkundigte sich Martin Beck in Malmö nach dem Stand der Dinge.
Hammar stand zwei Schritte entfernt und hatte ihn gerade gebeten: »Ruf in Malmö an und frag mal, wie es da steht.«
Als er Mänssons Stimme hörte, tat es ihm schon wieder leid, weil ihm in derselben Sekunde einfiel, wie oft ihm während seiner langjährigen Dienstzeit diese idiotische
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