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Alarm in Sköldgatan

Alarm in Sköldgatan

Titel: Alarm in Sköldgatan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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demzufolge sprachen sie miteinander ein sogenanntes Skandinavisch, ein selbstgestricktes Rotwelsch, das eigentlich nur sie beide verstanden. Außerdem waren sie gute Polizeibeamte, und keiner von ihnen hatte Lust, Untersuchungen noch schwieriger zu machen, als sie ohnehin schon waren.
    Um halb drei Uhr nachmittags ging Mänsson zum Polizeigebäude am Polititorv in Kopenhagen zurück und bekam einen Zettel, auf dem mit Schreibmaschine ein Name und eine Adresse geschrieben standen.
    Eine Viertelstunde später stand er vor einem alten Mietshaus in der Leaderaede und verglich das Geschriebene auf dem Zettel mit der verblichenen Nummer oben über einem schmalen, düsteren Torweg. Er ging durch den Gang stieg eine Außentreppe hinauf, die unter seinem Gewicht bedenklich schwankte und ihn an eine Hühnerleiter erinnerte, und kam vor eine Tür, von der die Farbe abblätterte und an der kein Namensschild hing.
    Er klopfte. Eine Frau öffnete.
    Sie war klein und untersetzt, hatte aber eine gute Figur, breite Schultern und Hüften, eine schmale Taille und hübsche kräftige Beine. Ungefähr fünfunddreißig Jahre alt, mit hellem, lockigem, kurzgeschnittenem Haar, breitem sinnlichem Mund, blauen Augen und einem Grübchen am Kinn. Sie hatte keine Strümpfe an, lief barfuß und trug einen schmutzigen Kittel, der früher einmal weiß gewesen sein mußte. Unter dem Kittel hatte sie ein schwarzes Polohemd an. Mehr konnte er nicht sehen, da sie den Kittel mit einem breiten Ledergürtel geschlossen hatte. Über sie hinweg blickte er in eine Küche. Die war klein und ziemlich dunkel.
    Sie starrte ihn an und fragte mit dem typischen Dialekt der Leute aus Malmö:
    »Was sind Sie denn für einer?«
    Mänsson antwortete mit einer Gegenfrage: »Heißen Sie Nadja Eriksson?«
    »Ja.«
    »Kannten Sie Bertil Olofsson?«
    »Ja.« Dann wiederholte sie ihre Frage: »Was sind Sie denn für einer?«
    »Verzeihung. Ich wollte nur sehen, ob ich hier richtig bin. Ich heiße Per Mänsson und arbeite bei der Polizei in Malmö.«
    »Polizei? Was hat die schwedische Polizei hier zu suchen? Sie haben kein Recht, hier hereinzukommen!«
    »Nein. Hab ich nicht. Ich hab auch keinen Durchsuchungsbefehl oder so was. Ich will mich nur ein bißchen mit Ihnen unterhalten. Wenn Sie nicht mögen, geh ich wieder.«
    Sie sah ihn einen Moment an. Dabei bohrte sie nachdenklich mit einem gelben Bleistift in ihrem Ohr. Schließlich fragte sie: »Was wollen Sie?«
    »Mich 'n bißchen mit Ihnen unterhalten.«
    »Über Bertil?«
    »Ja.«
    Sie trocknete den Stift am Ärmel des Kittels ab und biß sich nachdenklich auf die Unterlippe. »Ich hab nicht gern was mit der Polizei zu tun.«
    »Ich bin ja auch hier als…«
    »Als was? Privatmann? Oder Nachbars Katze?«
    »Paßt beides gut.«
    Sie lachte, plötzlich und heiser. »Na, dann fangen Sie an, kommen Sie rein.« Sie drehte sich um und ging durch die kleine Küche. Mänsson folgte ihr, und ihm fiel auf, daß sie schmutzige Füße hatte.
    Hinter der Küche befand sich ein großes Atelier mit schrägen Fenstern, in dem eine grenzenlose Unordnung herrschte. Bilder, Zeitungen, Farbtuben Pinsel und Kleidungsstücke lagen überall umher. An Möbeln hatte sie einen großen Tisch, einige Stühle, zwei große Schränke und ein Bett. An den Wänden hingen Poster und Bilder, und auf Sockeln und Podesten standen Skulpturen, von denen einige in feuchte Tücher gehüllt waren; an einer arbeitete sie offenbar gerade. Auf dem Bett lag ein schmächtiger dunkelhäutiger Jüngling in weißem Netzhemd und Unterhosen. Er hatte schwarzes, krauses Haar, und ein silbernes Kruzifix hing um den Hals.
    Mänsson sah sich um. Überall lagen Reste und Abfall herum, aber sie schien sich hier wohl zu fühlen. Er blickte fragend auf den Mann im Bett.
    »Um den brauchen wir uns nicht zu kümmern, der versteht sowieso kein Wort. Außerdem kann ich ihn rausschmeißen.«
    »Nicht meinetwegen!«
    »You better run along, Baby«, sagte sie.
    Der Mann im Bett stand sofort auf, nahm ein Paar Khakihosen vom Boden auf und zog sie an.
    »Ciao«, sagte er und ging.
    Mänsson blickte scheu zu der Skulptur hinüber. Soviel er erkennen konnte, stellte sie einen aufrechtstehenden Penis dar, in den von allen Seiten rostige Eisenstücke und alte Schrauben gesteckt worden waren.
    »Dies hier ist nur ein Modell«, sagte sie. »Eigentlich soll er hundert Meter hoch sein.« Sie runzelte gedankenverloren die Stirn.
    »Ist er nicht schrecklich«, fuhr sie fort. »Glauben Sie, daß den

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