Alarm in Sköldgatan
Kleinstadt bei Malmö. Jetzt wollen wir uns anhören, was sie zu sagen hat.«
Er ließ das Band laufen, auf dem zuerst seine eigene Stimme zu hören war:
»Gespräch mit Anna Desiree Eriksson, geboren am 6. Mai 1931 in Arlöv. Bildhauerin. Ledig. Wird Nadja genannt.«
Martin Beck lauschte. Daß Rönn gekichert hatte, konnte man verstehen, aber kicherte Mänsson auf dem Band nicht auch? Nun, er fuhr jedenfalls fort:
»Wollen wir zusammenfassen, was Sie über Bertil Olofsson wissen?«
»Sofort. Warten Sie nur einen Moment.«
Die Frau sprach mit dem Dialekt der Leute in Skäne, aber nicht mit dem üblichen winselnden Ton. Die Stimme war tief und klar und klangvoll. Es rasselte ein wenig auf dem Band. Dann sagte Nadja Eriksson:
»Ich hab ihn also vor beinah zwei Jahren kennengelernt. Traf ihn das erste Mal im September 66 und zuletzt im Februar dieses Jahres. Er kam regelmäßig, meistens am Anfang jeden Monats, blieb ein oder zwei Tage, nie länger als drei. Er kam normalerweise so am Fünften und fuhr am Siebten oder Achten wieder ab. Wenn er in Kopenhagen war, wohnte er, soviel ich weiß, immer bei mir.«
»Und warum so regelmäßig?«
»Er hatte eine Art Fahrplan, an den mußte er sich halten. Jedesmal, wenn er hier war, kam er aus dem Ausland, meistens über Malmö. Manchmal kam er mit dem Flugzeug oder mit einer Fähre aus Deutschland. Und dann blieb er zwei Tage. Er kam hierher, um jemanden zu treffen…«
»Was für einen Beruf hatte Olofsson?«
»Er nannte sich Geschäftsmann. Und das war er ja sozusagen auch. Diebe sind doch auch Geschäftsleute, wenn man so will? Im ersten halben Jahr unserer Bekanntschaft erwähnte er mit keinem Wort, was er tat oder woher er kam. Dann taute er langsam auf. So nach und nach. Er war der Typ, der einfach den Mund nicht halten kann. Er mußte angeben. Ich bin nicht besonders neugierig, und das war es gerade, weil ich nicht gefragt habe, mußte er sich mit seinen Geschäften brüsten. Schließlich, als ich immer noch nicht fragte, platzte es beinah aus ihm heraus. Soll ich erzählen, wie… verdammt heiß ist das hier…« Mänsson drehte den Zahnstocher mit der Zunge, kratzte sich ungeniert am Oberschenkel und sagte: »Hier ist eine kurze Unterbrechung. Technischer Fehler.«
Nach dreißig Sekunden Totenstille kam die Stimme der Frau zurück:
»Ja, Bertil konnte einem leid tun. 'n bißchen bauernschlau, aber im großen und ganzen dumm und großkotzig; ein Mensch, der einen Erfolg nicht richtig beurteilen kann und dem schon der unbedeutendste Erfolg zu Kopf steigt. Ich meine, wenn er zum Beispiel ein bißchen Geld verdiente oder etwas erfuhr, was seiner Meinung nach kein anderer wußte. Er hatte immer große Ideen im Kopf, faselte von der großen Chance, die sich ihm bieten würde, und so 'n Zeug. Er überschätzte seine Intelligenz, und zwar nicht wenig. Als er merkte, daß ich ungefähr wußte, was er tat und was für eine Art Geschäftsmann er war, bemühte er sich regelrecht, als richtiger großer Gangster vor mir zu erscheinen, und fing an, von einem Millionencoup zu sprechen und wie er Menschen mit einer Fahrradkette erschlagen würde und solche Sachen. Tatsächlich war er, wie gesagt, alles andere als überragend.«
»Wenn man mal versucht, genau zu beschreiben, was er eigentlich tat, und annimmt, daß…«
Mänsson ließ die Worte im Raum stehen, und es dauerte einen Moment, bis sie antwortete.
»Ich glaube, ich weiß genau, was er gemacht hat. Er und noch zwei andere arbeiteten in Stockholm mit gestohlenen Autos. Manche stahlen sie selbst, andere kauften sie für billiges Geld von anderen Dieben. Dann frisierten sie die Wagen um und brachten sie auf den Kontinent, hauptsächlich nach Polen, glaub ich. Die Bezahlung erfolgte nicht mit Geld, sondern mit anderen Sachen. Meistens Schmuck oder Steinen, Brillanten oder so. Das weiß ich, weil Bertil mir einen geschenkt hat, im Herbst, als er damit rechnete, bald Millionär zu sein, und die Spendierhosen anhatte. Dies Geschäft hatten sie allerdings nicht selbst aufgebaut, sie waren nur Handlanger. Die Stockholmer Filiale, wie dieser Idiot es nannte. Deshalb mußte er auch jeden Monat nach Kopenhagen kommen. Er lieferte die Wertsachen ab, die er für die Autos bekam, und erhielt dafür Geld. Der Kerl, der das Geld brachte, war auch nur ein Laufbursche. Aus Madrid oder Paris oder irgendwoher, ich weiß es nicht richtig, denn ich hab ihn nie gesehen. Soviel Vernunft hatte sogar Olofsson. Er hat mir nie den Mann mit
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