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Alarmstufe Blond

Alarmstufe Blond

Titel: Alarmstufe Blond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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ich schon nächste Woche wieder in die Stadt zurückkehre und hier die Hände voll zu tun habe. Es ist gerade nicht der richtige Zeitpunkt.«
    Er löste sich vom Fenster und kam auf mich zu. »Ich würde dir ein hübsches Heim bereiten, du müsstest nicht zurück in die Stadt.«
    »Danke, das ist wirklich lieb von dir, aber es geht nicht. Ich habe einen Job, meine Wohnung, mein Leben. Und hier? Ich kenne kaum jemanden, und Arbeit hätte ich auch nicht.«
    »Ich würde genug für uns beide verdienen. Du müsstest nicht arbeiten.«
    »Ich möchte aber arbeiten, ich liebe meinen Job.«
    »Du könntest bei der Regionalzeitung anfangen.«
    Ich versuchte ein Lächeln. »Den Job hat schon jemand, ich kann nicht einfach jemandem die Arbeit wegnehmen. Carl, es tut mir leid, aber es geht wirklich nicht. Du bist ein wunderbarer Mann und wirst sicherlich eine Frau sehr glücklich machen, aber das kann nicht ich sein. Bitte, nimm es nicht persönlich, es hat wirklich nichts mit dir zu tun.«
    Ich konnte sehen, dass er an meinen Worten hart zu schlucken hatte. Sein Adamsapfel bewegte sich auf und ab, dann wurden seine Augen kalt. Er ging zur Tür.
    »Es ist also definitiv aus zwischen uns? Hast du das neulich schon gemeint, als du gesagt hast, du bräuchtest mehr Freiraum?«
    »Naja, so genau wusste ich das da noch nicht, aber im Prinzip ist es richtig«, entschuldigte ich mich. »Es tut mir leid.«
    Er starrte mich an. »Und das ist dir jetzt erst eingefallen? Nachdem ich mir ernsthaft Hoffnungen machte?«
    Ich kam mir vor wie eine gewissenlose Herzensbrecherin. »Ich habe zuerst auch gedacht, es würde etwas mit uns werden. Es tut mir wirklich leid.«
    Er sah mich stumm an, dann nickte er. »Dann weiß ich Bescheid und brauche nicht mehr auf deinen Anruf zu warten. Übrigens steht dein Auto falsch an der Straße. Ich muss dir leider einen Strafzettel mit Bußgeld geben.«
    Er ging hinaus und knallte die Tür zu.
    Ich zog den Kopf ein. Das war nicht ganz so geschmeidig gelaufen, wie ich es gerne gehabt hätte. Schlussmachen war ganz sicher keine meiner Lieblingsbeschäftigungen.
    Ich setzte mich zurück an den Computer und wollte gerade die letzten Sätze an der Grabrede überarbeiten, als das Telefon klingelte.
    Mit einem unguten Gefühl ging ich an den Apparat. Das konnte nichts Gutes bedeuten.
    Es war meine Chefin.
    »Pippa, ich habe deine Mail erhalten und mit dem Chefredakteur gesprochen. Er meint, du hast mehr verdient, als immer nur Kaffee zu kochen und Texte zu kopieren. Du kannst nach deinem Urlaub als Redakteurin anfangen. Ein Jahr Probezeit. Und deinen Artikel habe ich noch schnell in die aktuelle Ausgabe geschoben. In zwei Tagen kannst du ihn in der Zeitschrift lesen.«
    Danach legte sie auf.
    Ich musste mich setzen, weil ich so wackelige Knie hatte. Wer hätte das gedacht? Zum ersten Mal war etwas in meinem Leben richtig nach Plan verlaufen. Mein Erstschlag war gelungen.

TAG 16
    18. Juli, Tag 1 nach Erstschlag
     
     
    Vor lauter Aufregung und Freude über meine Beförderung schlief ich unruhig. Wilde Träume spukten durch mein Hirn, in denen ich wunderbare Artikel schrieb, auf Preisverleihungen war, von Filmpremieren mit Brad Pritt berichtete, von Johnny Depp angeflirtet wurde und Leserinnen im ganzen Land glücklich machte. Greenpeace bedankte sich für meine gnadenlosen Offenlegungen, Frauenrechtlerinnen auf der ganzen Welt zitierten mich. Es war ein großartiges Leben, das ich auf mich zukommen sah.
    Schließlich stand ich wie gerädert, aber mit einem breiten Grinsen im Gesicht in der Tür, als die Möbelwagen vorgefahren kamen. Die Möbelpacker begrüßten mich mit einem gut gelaunten »Guten Morgen, junge Frau«, bevor sie anfingen, die Möbel abzuladen und im Haus zu verstauen. Ich gab ihnen Anweisungen, wo was stehen sollte. Den Grundriss des Hauses, den mir Caroline mitgegeben hatte, legte ich nicht eine Sekunde aus der Hand.
    Einen kleinen, unangenehmen Zwischenfall gab es gegen Mittag, als sich einer der Möbelpacker einen Schrank auf den Fuß stellte, so dass er blutete. Ich versuchte ihn davon zu überzeugen, dass es völlig übertrieben wäre, einen Arzt zu rufen und dass die Selbstheilungskräfte des Körpers schon damit klarkommen würden, doch er blieb hartnäckig. Was für ein Weichei!
    Wohl oder übel wählte ich die Nummer von Doktor Diercksen, reichte das Telefon jedoch sofort an den Möbelpacker weiter. Dann verkroch ich mich ins Haus, um dem Arzt auf keinen Fall zu begegnen. Lediglich aus dem

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