Alarmstufe Blond
einfach umwerfend aus. Wieder schlang ich meine Arme um ihn. Mein Gesicht war direkt vor seinem.
»Und du? Würdest du denn eine solche Chaosbraut wie mich im Dorf haben wollen? Das könnte dir mehr Arbeit bringen, als dir lieb ist.«
Er schmunzelte. »Freizeit wird völlig überbewertet, ich liebe meine Arbeit.«
»Weißt du, ich liebe meine Arbeit auch, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass es mir mehr darum geht, endlich akzeptiert zu werden. Meine Chefin hat mich so lange schlecht behandelt, dass ich gar nicht mehr weiß, was ich wirklich will.«
Er streichelte über meinen Kopf. »Ich hoffe, du findest es heraus, Pippa. Ich hoffe es für dich, weil ich möchte, dass du glücklich wirst, auch wenn es ohne mich sein wird.«
Diesen Gedanken wollte ich nicht denken. »Das möchte ich nicht. Ich will mit dir glücklich werden.« Ich klang wie ein bockiges Kind.
Er lächelte und wischte sanft einen Wassertropfen von meiner Wange. Aber vielleicht war es auch eine Träne, sie sich aus meinem Auge gestohlen hatte.
»Ich werde auf dich warten, bis du dich entschieden hast«, flüsterte er. »Hier kommt nicht so schnell wieder jemand wie du vorbei, der mein Herz stehlen kann. Überlege es dir in aller Ruhe.«
Ich nickte. Ich konnte seinen Atem auf meiner Haut spüren, bevor Leonard noch näher kam und mich küsste.
Er schmeckte wieder so unbeschreiblich, so männlich und hart, sanft und weich zugleich. Ich liebte seinen Mund, und als sich seine Lippen fest auf die meinen pressten, ließ ich meine Zunge in seinen Mund wandern, wo sie seine Zunge fand und die beiden miteinander spielten. Ein verlangender Laut entschlüpfte meiner Kehle, und auch er stöhnte leise, als wir unsere Münder gegenseitig erforschten. Seine Hand strich über meine Haut, so dass ein sanfter Schauer durch meinen Körper rieselte.
Schließlich schob er mich sanft von sich. Sein Atem ging schnell.
»Pippa, wenn wir jetzt nicht aufhören, ertrinke ich in dir. Und wenn du dich dafür entscheidest, in die Stadt zurückzukehren, bleibe ich mit dem Trümmerhaufen eines gebrochenen Herzens zurück.«
Ich schüttelte entsetzt den Kopf. »Das würde ich dir nie antun.«
Seine Hand strich über meine Wange. »Schlaf drüber, Pippa. So oft du willst. Und wenn du dich entschieden hast…«
Er ließ das Ende des Satzes in der Luft hängen. Ich sah ihn an und lächelte. Im Idealfall hatten wir alle Zeit der Welt miteinander.
23.Juli
TAG 1 IM NEUEN LEBEN
Ich habe mich entschieden. Ziemlich schnell sogar. Es war eine Sache von Minuten, nicht Tagen. Ich will Leonard nicht verlieren, dafür ist er mir zu wichtig. Und die anderen Dorfbewohner auch. Irgendwie habe ich das Gefühl, in Frankenstein eine Heimat gefunden zu haben.
Es ist schon seltsam, wie das Leben manchmal so läuft. Da habe ich die ganze Zeit darum gekämpft, einen Platz in der Welt zu finden, wo ich respektiert werde, aber es war am falschen Ort. Vielleicht hatte Albert ja Recht, als er sagte, dass mein Herz in der Stadt mit Absicht niemanden finden wolle. In Frankenstein hatte es sofort zugeschlagen.
Die Nacht war dementsprechend kurz, weil ich meine Sachen wieder aus den Koffern und Taschen packte und Caroline irgendwie klarmachen musste, dass ich noch einige Zeit in ihrem Haus leben würde, bis meines soweit fertig war, dass ich einziehen konnte.
Doch sie nahm es mit einem Lachen und einem glücklichen »Ich wusste es! Super!« Da ihr Date mit Carl gut gelaufen war, fühlte sie sich großartig und voller Freude auf die nächste Zeit. Aber ich denke, dass sie mich auch gerne in ihrem Haus als Dauergast gesehen hätte, wenn es mit Carl schlecht gelaufen wäre. Immerhin hat sich so für uns das Problem mit dem fehlenden Handyempfang entspannt.
Ich werde demnächst das alte Forsthaus beziehen, Leonard wird es mir vermieten, bis ich es mir leisten kann, es zu kaufen. Gemeinsam mit mir will er es sanieren und renovieren und wieder als ein Schmuckstück auferstehen lassen. Das wird eine Menge Mühe kosten, aber ich freue mich darauf. Es geht doch nichts über ehrliche Arbeit, oder?!
Apropos Arbeit: Ich werde Alberts Job bei der Regionalzeitung übernehmen, das wird mir zwar kein Geld einbringen, aber ich sammle dadurch Schreiberfahrungen. Außerdem werde ich mit Caroline zusammen an Online-Artikeln für Blogger schreiben und sie vom Computer des Pfarrers in die Welt senden, vielleicht hin und wieder auch mal eine Buchrezension für Online-Kunden. Ohne Kino und Kulturhaus muss
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