Alarmstufe Blond
klang unglaublich besorgt.
Ich nickte schwerfällig. »Ja, alles ist gut, glaube ich«, sagte ich und spuckte noch etwas Wasser aus. Meine Nase fühlte sich taub an, schmerzte aber nicht mehr so stark. Dann sah ich zu ihm. Er hatte seine Sachen an, augenscheinlich war er mit ihnen ins Wasser gesprungen, um mich zu retten.
»Was machst du hier?«, fragte ich ihn, wobei mir auffiel, dass ich mal wieder nichts am Leibe trug. Aber ich war zu kraftlos, um entsetzt darüber zu sein.
»Ich habe gestern meine Schwester und die Kinder in ihr Haus gebracht und bin dann so schnell ich konnte zurückgekehrt, weil ich wusste, dass das heute dein letzter Tag ist. Zum Glück hat jemand gesehen, dass du zum See gegangen bist. Ich wollte mich eigentlich unter anderen Umständen von dir verabschieden, aber immerhin konnte ich dir noch ein letztes Mal in einer Notsituation helfen.«
»Du hast deine Schwester weggebracht?«, flüsterte ich atemlos. »Du hast mich gar nicht wegen meines furchtbaren Artikels gemieden?«
Er legte den Kopf schief. »Der war wirklich nicht nett, das gebe ich zu, und ich war geschockt von deinen Worten, aber ich weiß, dass du im Grunde deines Herzens ein anderer Mensch bist, jemand, der seinen Freunden und Nachbarn nicht mit Absicht wehtun möchte. Und ich weiß von deiner schrecklichen Chefin, du hast mir von ihr erzählt, und von deinem Plan, einen besseren Job zu bekommen. Ich hoffe, der Artikel hat seinen Zweck erreicht.«
»Das hat er«, sagte ich und schlang meine Arme um ihn. Sein Mund war ganz nahm an meinem Ohr, so dass ich das leise Lachen vernahm, das er von sich gab, als ich ihn an mich presste. Es klang so unglaublich sexy.
»Pippa, du hast keine Sachen an.«
»Ich weiß«, erwiderte ich, und begann auf einmal zu schluchzen. Ich wollte diesen Mann nie wieder loslassen, niemals. Ich spürte, wie seine Hände liebevoll über meinen Kopf strichen und meinen Rücken streichelten.
»Es wird alles gut«, murmelte er. »Du kannst uns immer besuchen kommen, wir werden hier immer für dich da sein.«
»Ich will nicht«, schluchzte ich.
Er wollte mich erstaunt von sich schieben, doch ich klammerte mich an ihn. »Ich will nicht weg von hier. Ich will nicht weg von dir.«
Er hielt mich eng umschlungen. »Du musst dir das gut überlegen, das ist keine Entscheidung, die man trifft, bloß weil man gerade fast ertrunken wäre. Vielleicht stehst du noch unter Schock. Und erst recht darfst du deine Entscheidung nicht wegen mir treffen. Das würde immer zwischen uns stehen und uns belasten.« Er klang so ruhig und ernst, als würde er mir Mut zusprechen wollen, doch darunter konnte ich hören, wie unsicher er klang. Wie verletzlich und voller Hoffnung.
Ich ließ ihn los und sah ihm in die Augen. »Seit ein paar Tagen wächst in mir das Gefühl, keine Lust mehr auf mein Leben in der Stadt zu haben. Meine Chefin will ich nie wiedersehen, und ehrlich gesagt, will ich nichts mehr auf Kosten anderer schreiben.«
»Und was ist mit deiner Familie? Deiner Mutter?«
»Wir sehen uns kaum, obwohl wir in derselben Stadt wohnen. Sie ist viel zu beschäftigt. Und wenn wir telefonieren, reden wir auch nie wirklich miteinander, wir erzählen uns immer nur, was wir gerade machen oder vorhaben. Wenn ich hier wäre, müsste sie sich Zeit nehmen, um mich zu besuchen und es würde uns zwingen, uns mal mehr miteinander zu beschäftigen.«
Er strich mit der Hand eine nasse Strähne aus meinem Gesicht. »Bist du dir ganz sicher, dass du das willst?«
Ich legte den Kopf zur Seite, um zu überlegen. War ich mir sicher, dass ich meiner Chefin ins Gesicht lachen wollte? Ja! War ich mir sicher, dass ich mit diesem Mann zusammen sein wollte? Zweimal ja! Und war ich mir sicher, dass sich der Rest auch noch fügen würde? Hm.
Er spürte mein Zögern. »Pippa, du darfst das nicht überstürzen. Das ist eine so wichtige Entscheidung, dafür brauchst du Zeit.«
Ich nickte. Das war wirklich nicht leicht. Wählte ich den Job, verlor ich Leonard und die Leute im Dorf, denn in dem Jahr Probezeit würde ich in Arbeit ertrinken und nicht viel reisen können. Wählte ich jedoch Leonard und fand eine neue Heimat hier im Ort, stand ich vor dem Nichts. Ich hatte keinen Job, kein Geld, keine Aufgabe. Ich war niemand.
»Ich kann ja noch einmal drüber schlafen«, sagte ich und wünschte mir, mein Herz würde bei dem Gedanken an morgen und den Abschied von ihm nicht so schmerzen.
Ich konnte seine Augen im Mondlicht glitzern sehen. Er sah
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