Alarmstufe Rot
das mit uns zu tun?”
„Ich spreche von meiner ersten Beziehung. Der Mann brauchte mich, um sein Exame n zu bestehen. Ich brauchte seine Freund schaft, seine Liebe. Aber sobald er sein Ziel erreicht hatte, war ich abserviert.”
Kein Wunder, dass sie meinen Motiven gegenüber so misstrauisch ist, dachte Jared. Aber da musste sie sich keine Sorgen ma chen. „Demnach glaubst du, ich gäbe mich nur mit dir ab, weil ich dich brauche.”
„Ist es nicht so?”
Er strich sich mit beiden Händen übers Gesicht. „Brooke, ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass ich dich nicht brauche. Aber das geht weit über die Physiotherapie hinaus.
Ohne dich hätte ich meinen Beruf aufgegeben. Jetzt bin ich überzeugt, dass ich eines Tages wieder operieren kann, und zwar eher, als ich erwartet hatte.”
Sie sah zur Seite. „Alles, was du sagst, dreht sich um die The rapie, und nicht um deine Gefühle für mich. Für mich als Frau, nicht als deine Physiotherapeutin.”
Er umfasste ihr Kinn, damit sie ihn wieder anschaute. „Du bist mir sehr wichtig, Brooke.
Ich bewundere deine Energie und wie es dir gelingt, mich zum Lachen zu bringen, selbst wenn ich am liebsten mit dem Kopf gegen die Wand rennen möchte. Du gibst mir im Bett so viel wie keine andere zuvor, und ich denke jede Minute am Tag an dich, wenn wir nicht zusammen sind. Ist das etwa nichts?”
Sie schlang die Arme um seine Schultern. „Es ist jedenfalls ein Anfang. Lass uns einfach abwarten, wie es mit uns weitergeht, okay?”
Ja, und er würde ihr einfach beweisen, dass er nicht so war wie der Kerl, der ihr wehgetan hatte. „Hört sich gut an.” Er küsste sie noch einmal, und heiß und innig. Dann zog er sich zurück und fragte: „Hast du Hunger?”
Sie warf ihn auf den Rücken und lächelte zweideutig. „Und wie!”
Als Brooke sich herunterbeugte und seinen Körper über und über mit Küssen bedeckte, konnte Jared sich nicht vorstellen, wie er jemals wieder ohne sie auskommen sollte. Er kannte keine Frau, die so rückhaltlos bereit gewesen war, sich auf ihn einzulassen - auf einen Mann, der in Gefühlsdingen so unerfahren war, wie er als Herzchirurg versiert war. Doch eines nicht allzu fernen Tages würde er ganz offen zu ihr sein: Er liebte sie, und das war ein verflixt schönes Gefühl.
„Du schuldest mir eine Erklärung, Brooke.”
Brooke erstarrte. Sie bereitete sich gerade auf ihren nächsten Patienten vor, als sie Jareds Stimme hörte. Zwei ihrer Kolleginnen schauten von ihren Tätigkeiten auf, sichtlich neugierig auf den Grund der Unterbrechung.
Langsam drehte sie sich zur Tür des Behandlungsraums. Da stand Jared, die Arme abweisend verschränkt, Ablehnung im Blick. Es war die gleiche Ablehnung, die er ihr entgegengebracht hatte, als er ihr Patient geworden war, bevor Gefühle alles kompliziert hatten.
Brooke hatte den ganzen Vormittag ständig zur Uhr geschaut, wissend, dass Jareds Termin bei Dr. Kempner bald vorüber sein würde. Sie hatte versucht, sich auf die unvermeidlichen Fragen einzustellen. Der Zeitpunkt war schneller gekommen, als ihr lieb war, denn sie hatte sich ihre Antworten noch nicht zurechtgelegt.
Zögernd ging sie auf ihn zu. „Dr. Granger, wenn Sie mir bitte folgen wollen …”
„Warum zum Teufel hast du mir nichts gesagt?”
Wortlos lief sie an ihm vorbei, in der Hoffnung, dass er hinterherkommen würde. Im Pausenraum wären sie etwas ungestörter, obwohl das nicht garantiert war. Aber es war dort auf jeden Fall besser als eine hitzige Diskussion vor den Augen und Ohren eines wissbegierigen Publikums.
Im Pausenraum stieß sie auf die Empfangsdame, die Kaffee trank und Zeitung las. „Mary, könntest du uns wohl allein lassen?”
Mary sah von ihr zu Jared, der stocksteif dastand, seine Augen glühten vor Zorn.
„Sicher.” Mary ließ ihren Kaffee stehen und rannte wie von Furien gehetzt aus dem Raum.
Brooke schloss langsam die Tür und stellte sich wohl oder übel Jareds Wut. „Ich nehme an, du kommst von deiner Unterredung mit Dr. Kempner.”
Jared trat ans Fenster und kehrte ihr den Rücken zu. „Du weißt genau, weswegen hier bin.”
Er fuhr herum. „Wie konntest du so etwas Wichtiges vor mir geheim halten?”
„Ich hatte keine andere Wahl.”
„Es war nicht richtig von dir.”
Mit zitternden Beinen ging Brooke zu einem Stuhl und stützte sich auf die Lehne. „Dr.
Kempner hat mich überzeugt, dass dies der einzig vernünftige Weg ist und dass er es dir mitteilen will. Schließlich bin ich
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