Alarmstufe Rot
rauskomme, verflixt noch mal!”
„Morgen früh.”
„Gut. Je eher, desto besser.”
„Sie war vorhin hier. Gegen Mittag.”
Jared fuhr herum. „Wer?”
Nick legte den Kopf in den Nacken und seufzte unwillig. „Mann, Granger, stell dich nicht dumm.” Er sah Jared ernst an. „Du weißt verdammt gut, dass ich Brooke meine. Sie wollte wissen, wie die Operation verlaufen ist. Allerdings frage ich mich, warum sie sich noch die Mühe macht.”
Das fragte Jared sich auch, wenn er an ihr letztes Gespräch dachte. „Warum ist sie nicht hereingekommen?”
„Warum erzählst du es mir nicht?”
Dass er sie vor zwei Wochen wie ein Nichts behandelt hatte? Dass er zu stolz, zu eigensinnig war, obwohl es ihn fast umbrachte, sie nicht mehr zu sehen?
„Drücken wir es so aus, es gab eine etwas heftige Diskussion darüber, dass sie mir nichts von der Sehnenverkürzung gesagt hatte.”
„Das war meine Schuld, nicht ihre.”
„Sie hätte nicht auf dich hören sollen.”
„Tja, sie tat es aber nun einmal.”
Nick zog den Stuhl näher ans Bett und lehnte sich zurück, die Beine lässig von sich gestreckt, als richte er sich auf einen längeren Aufenthalt ein. Jared wünschte, er würde gehen, anstatt ihn ins Verhör zu nehmen. Doch damit war wohl nicht zu rechnen.
„Du hast sie in eine heikle Lage gebracht, Granger. Du weißt so gut wie ich, dass sie hin-und hergerissen war zwischen ihrem Berufsethos und deinen Bedürfnissen. Brooke hat deine Vorwürfe nicht verdient.”
Im Grunde wus ste Jared das ja, er hatte nur keine Ahnung, wie er damit umgehen sollte.
„Sie hat es nicht verdient, mit meinen Problemen belastet zu werden. Meine Karriere kann ich vergessen, und in Beziehungen bin ich ein Versager.”
„Wir haben alle unsere Probleme, aber deshalb kann man trotzdem gewissen Dingen eine Chance geben.”
„Und das erzählt mir einer, der von Frauen angeblich nichts mehr wissen will?”
„Das erzählt dir einer, der seinen rechten Arm dafür opfern würde, von einer Frau wie Brooke geliebt zu werden. “
„Du kennst sie doch kaum.”
„Aber du kennst sie. Und da du jedes Mal, wenn ich ihren Namen erwähne, aussiehst wie ein geprügelter Hund, scheint es dich bös erwischt zu haben. Ihr liegt übrigens auch eine Menge an dir, ihr seid beide nur zu stur, es zuzugeben.”
Jared langte nach den Kontrollgeräten und hob den Kopf. Wenn er nur könnte, würde er aufstehen und zu ihr gehen. „Okay, Kempner, du hast Recht. Es hat mich erwischt. Schwer sogar. Ich weiß bloß nicht, wie ich es angehen soll. Als ich das letzte Mal mit ihr sprach, habe ich ihr ziemlich übel mitgespielt.”
Nick stand auf. „Mein lieber Junge, das ist wirklich deine Angelegenheit. Ich bin sicher, du lässt dir etwas einfallen. Während du ans Bett gefesselt bist, hast du ja genügend Zeit zum Nachdenken. Brillanten machen sich übrigens immer gut.”
„Eins noch …”
„Ich höre.”
„Übermorgen muss ich beim Spendenaufruf für die Kinderstation eine Rede halten. Siehst du da ein Problem?”
Nick grinste. „Ach wo. Ich habe dich nicht am Mund operiert.”
„Verzieh dich, Kempner.”
„Mit Vergnügen. Ich habe heute Nachmittag noch drei Operationen. Und ich hoffe, in ein paar Monaten hör ich wieder dein Gestöhne, dass sie deinen nächsten Bypass verschieben sollen.”
„Schön wär’s.”
„Rapple dich auf, Granger. Du hast mich überredet, so schnell wie möglich deine Sehne zu operieren. Jetzt liegt alles bei dir. Du musst sofort mit der Physiotherapie anfangen und nicht locker lassen. Und wie ich schon sagte, sichere dir Brookes Unterstüt zung. Schließlich ist sie die beste Therapeutin, die wir haben. Aber ich nehme an, das ist dir inzwischen bewusst.”
Allerdings wusste Jared das. Er wusste auch, dass er ebenfalls ein Lügner war. Er brauchte sie mehr denn je. Er liebte sie mit einer glühenden Leidenschaft, die sein Begriffsvermögen überstieg. Jetzt musste er es ihr nur noch klarmachen. Oder war es dazu schon zu spät?
Vielleicht nicht. Ihm blieben zwei Tage, bevor er in die Klinik zurückkehren und bei dem Lunch vor den Spendern reden musste. Zwei Tage, bis er Brooke wieder sah, falls sie zu der Veranstaltung kam. Er nahm sich vor, Michelle Lewis zu kontaktieren und sicherzustellen, dass Brooke erschien. Was er bei ihrem Erscheinen tun würde, blieb abzuwarten. Er musste sich einfach auf seine Überzeugungskraft verlassen - und hoffen, dass sie auch dieses Mal auf Brooke wirkte.
11.
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