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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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hinzu: »Schließlich sagt ihr Leute aus den Bergen immer nur die Wahrheit.«
    Kral räusperte sich und klopfte Er’ril freundschaftlich auf die Schulter. »Wie ich sehe, hat dein Aufenthalt bei meinem Stamm dir einiges an Weisheit beschert.«
    Da sie den Wagen nun fast erreicht hatten, lenkte Krals laute Stimme die Aufmerksamkeit der anderen von ihren letzten Vorbereitungen ab. Ni’lahn unterbrach ihr Vorhaben, einem rotbraunen Hengst den Sattel anzulegen, und blickte zu ihnen herüber. Sie hob grüßend die Hand, erstarrte jedoch in der Bewegung, als ihr Blick auf Elena fiel. Sie blinzelte ein paar Mal, dann ließ sie die Striegelbürste fallen, die sie in der anderen hielt, und kam zu ihnen.
    »Du liebe Güte, Er’ril, was hast du mit dem armen Kind angestellt? Ihre Haare!«
    Elena wurde sich plötzlich ihres Aussehens bewusst und fasste sich an den geschorenen Kopf. Von wo ihr einst lange kastanienrote Locken auf die Schultern gefallen waren, waren jetzt nur noch grobe Stoppeln, die kaum die Ohren bedeckten. Und ihre Haare waren nicht mehr kastanienrot, sondern schwarz gefärbt, so schwarz wie Er’rils Locken.
    »Wenn wir Elena in diesem verdammten Zirkus verstecken müssen«, sagte Er’ril, »geht das am besten, wenn wir dem Mädchen ein anderes Aussehen geben. Also … ich stelle euch meinen neuen Sohn vor.«
     
    Er’ril sah zu, wie sich die anderen um Elena scharten.
    Aus der dicht gedrängten Meute ragte Tol’chuks Körper wie ein großer Stein aus einem Fluss hervor. Der Og’er war fast doppelt so groß wie der riesige Gebirgler, und er kam nicht allzu nahe heran, da er offenbar spürte, dass seine wuchtige Gestalt das viel kleinere Mädchen noch immer aus der Fassung brachte. Obwohl das Geschöpf wirklich keinen schönen Anblick bot - mit seiner lederartigen Haut, den spitzen Reißzähnen und seinen Fleischmassen - achtete und bewunderte Er’ril den Og’er inzwischen wegen seiner Ruhe und Intelligenz. Es war Tol’chuks besonnenen Worten während der zeitweise hitzigen Auseinandersetzung über ihre Pläne zu verdanken, dass sich Er’ril schließlich von ihrem jetzigen Vorhaben hatte überzeugen lassen.
    Im Gegensatz dazu zwergenhaft erscheinend, versteckte sich der stille Mogwied im Schatten des Og’ers. Für Er’ril blieb der Gestaltwandler nach wie vor eine unbeschriebene Schiefertafel. Der dürre Mann mit dem mausgrauen Haar und den nervösen Bewegungen sprach kaum ein Wort, und wenn er etwas sagte, dann sprach er so leise, dass man ihn kaum verstand. Aber so wenig der Si’lura auch durch sein Benehmen und seine Sprache von sich preisgab, empfand Er’ril ihn doch als seltsam glatt und schmierig. Selbst jetzt, da Mogwied Elena musterte, indem er immer wieder verstohlen zu ihr hinübersah, kam er Er’ril wie ein hungriger Vogel vor, der einen sich windenden Wurm belauert. Er’ril konnte geradezu sehen, wie Mogwieds Gedanken kreisten und er Pläne schmiedete, die er niemals aussprach.
    Merik hingegen, bekleidet wie üblich mit einem weißen Leinenhemd und bauschigen grünen Beinkleidern, hielt mit seiner Meinung niemals hinter dem Berg. Der groß gewachsene, silberhaarige Elv’e beugte sich zu Elena und streckte einen schmalen Finger aus, um ihr Kinn anzuheben, doch seine Worte waren an Er’ril gerichtet. »Wie konntest du es wagen, Hand an sie zu legen? Du hattest kein Recht, die Schönheit unserer königlichen Schutzbefohlenen auf diese Weise zu zerstören.«
    »Es war unumgänglich«, antwortete Er’ril kühl. »Dieser Tarnung wird es vielleicht zu verdanken sein, wenn diese deine so wertvolle königliche Schutzbefohlene weiterhin überlebt.«
    Merik ließ ihr Kinn los und blickte Er’ril finster an. »Und was ist mit ihrem Mal?« Er deutete auf Elenas Hand, wo rubinrote Schatten weite Spiralen drehten. »Wie sollen wir deiner Meinung nach ihr Hexen-Brandzeichen verbergen?«
    »Mein Sohn wird seinen Unterhalt im Zirkus verdienen, indem er sich durch allerlei Hilfsarbeiten nützlich macht. Und für derart grobe Verrichtungen braucht er ein paar grobe Arbeitshandschuhe.« Er’ril tippte auf seinen Gürtel, an dem ein Paar schlichte Lederhandschuhe hingen.
    »Soll das heißen, dass eine königliche Elv’en-Hoheit Dreck kehren und Mist schaufeln soll?« Meriks weiße Haut verdunkelte sich. »Du hast sie durch das lächerliche Scheren ihrer Haare bereits zu einer bedauernswerten Gestalt gemacht.«
    Elenas Gesicht war inzwischen so rot angelaufen, dass seine Farbe zu ihrer rubinroten

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