Alasea 02 - Das Buch des Sturms
in mir!«
Elena zögerte. Sie hatte lediglich noch einen winzigen Rest Magik übrig.
»Du begreifst es nicht!« Die Frau heulte jetzt geradezu. »Er ernährt sich von mir!«
Elena sah, wie die schwarze Energie zunahm und Substanz aus der angefachten Flamme bezog.
Plötzlich dämmerte in Elena eine schreckliche Erkenntnis. Süße Mutter, das Böse nährte sich tatsächlich von Vira’nis Elementarkräften! Ihr Bemühen hatte lediglich dazu geführt, die schwarze Magik zu stärken, ihr Brennstoff für ihr Feuer zu geben. Die silberne Flamme verblasste, ihre Energie wurde von der Dunkelheit geschluckt.
Wieder schlich sich ein wahnsinniges Funkeln in Vira’nis Augen. Doch bevor sie davon überwältigt wurde, griff die Frau nach Elenas Hand und drückte sie fest an ihr kaltes Fleisch. »Es ist noch nicht zu spät!« stöhnte sie.
»Was meinst du?« rief Elena. »Ich verstehe nicht …«
Aber da war es zu spät. Elena sah, wie die Augen der anderen erkalteten und sich ihr Gesichtsausdruck verhärtete. Der Griff um Elenas Handgelenk wurde fester. Die Frau war verschwunden - und die Dämonin war wieder da.
Er’ril wandte die Augen nicht von Vira’nis Spross ab und wich so den Blicken der anderen aus. Die Dämonenbrut grinste ihn böse an; sie hatte die Flügel weit ausgebreitet, ihre Augen glänzten vor Hunger. Anscheinend genoss sie seine Qual der Entscheidung.
Er’ril biss die Zähne so fest zusammen, dass sein Kiefer schmerzte.
Damit es auch nur die geringste Hoffnung gab, dem Geschöpf irgendwie Schaden zufügen zu können, musste einer von ihnen sterben. Nur durch den Tod konnte sein dunkler Schutz geschwächt werden. Aber wer würde sich freiwillig melden, um sich als Erster zu opfern?
Hätte außer ihm auch einer der anderen Gefährten den Weg nach A’loatal gekannt, hätte Er’ril nicht gezögert. Er hatte schon längst mehr Winter gelebt, als ihm zustanden. Doch als Wächter und Beschützer des Mädchens und als der Einzige, der fähig war, das Buch des Blutes zu öffnen, durfte er sich nicht opfern. Und was noch schlimmer war: Er musste einen anderen bitten, es an seiner Stelle zu tun.
Kral trat zu ihm. »Nimm meine Axt, Er’ril.«
Merik stand jetzt neben dem Gebirgler und schob die Axt zurück zu Kral. »Nein, deine gezeichnete Klinge kann sie töten. Außerdem bin ich heute Nacht zu schwach zum Kämpfen, während du noch kräftig bist. Das Geschlecht meines verlorenen Königs muss erhalten werden, selbst wenn das meinen Tod bedeutet.«
Mogwied duckte sich in ihrem Schatten. »Der Elv’e spricht weise«, murmelte er.
Die Dämonenbrut lachte sie keckernd aus. »Wenn ihr Mäusse endlich fertig sseid mit Schwatzen, dann ssollte ich vielleicht für euch die Entscheidung treffen.«
Die Zeit war abgelaufen. Er’ril fielen keine Worte ein, die er gegen Meriks Feststellung hätte vorbringen können. Er sah den silberhaarigen Elv’en an. Meriks blaue Augen leuchteten. Er’ril bedauerte alle schroffen Worte, die zwischen ihnen beiden gefallen waren. Zweifellos lag dem Elv’en Elenas Sicherheit ebenso sehr am Herzen wie Er’ril, auch wenn er andere Gründe dafür hatte, und jetzt war Merik bereit, das ganze Ausmaß seiner Entschlossenheit und seines Mutes zu beweisen.
Er’ril merkte, dass der Elv’e ihm seinerseits in die Augen sah. Es bedurfte keiner weiteren Worte mehr. Er’ril nickte, zum Zeichen, dass die Entscheidung gefallen war.
Merik trat vor. Da zerriss ein Heulen die Luft.
Alle Augen, einschließlich derer der Dämonenbrut, wandten sich zur Seite. Aus dem hohen Gras sprang ein riesiger Wolf auf die Lichtung. Es war Ferndal. Er duckte sich, ein lautes Knurren stieg aus seiner Kehle auf, sein Nackenfell war gesträubt.
»Anscheinend haben wir noch einen Freiwilligen«, sagte die Dämonenbrut mit einem bösen Lächeln.
»Zurück!« schrie Mogwied seinem Bruder zu. »Du kannst dem Wesen nichts anhaben.«
Ferndal sah seinen Bruder an, und seine bernsteinfarbenen Augen leuchteten wie Zwillingsmonde in der Nacht.
»Oh!« flüsterte Mogwied und kroch tiefer in den Schatten der anderen.
Er’ril spürte, dass sich zwischen den beiden eine lautlose Verständigung abgespielt hatte. »Hat Ferndal dir etwas mitgeteilt?« flüsterte er schnell.
Mogwied wandte den Blick nicht von der Dämonenbrut und seinem Bruder ab. »Die anderen sind befreit … Es gibt noch eine …«
Wieder wurde die Stille der Nacht zerrissen, diesmal durch ein dumpfes Bellen, das von der anderen Seite der
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