Alasea 02 - Das Buch des Sturms
wissssen, wass ihm bevorssteht.«
Er’ril zog Kral noch weiter zurück. »Die Neugeborenen der Skal’ten sind mit einer sehr dicken Schicht dunkler Magik versehen, zum besseren Schutz der Jungen.«
»Wie können wir ihr dann Schaden zufügen?«
»Überhaupt nicht. Nicht einmal das Licht der Sonne wird ihren Schutz schwächen. Erst nachdem ein Neugeborenes seine erste Beute getötet und damit seine Kraft unter Beweis gestellt hat, wird seine dunkle Magik verletzbar.« Er’ril nickte zu der Dämonenbrut hin. »Sie muss Nahrung zu sich nehmen, bevor man ihr etwas anhaben kann. Und mir fällt nur eine Möglichkeit ein, wie das geschehen kann.«
»Nämlich?«
Er’ril warf einen schnellen Blick über die Schulter zu Merik und Mogwied, dann sah er wieder Kral mit besorgten Augen an. »Einer von uns muss sich ihr opfern.«
10
»Warte!« rief Elena Vira’ni nach.
Die nackte Frau hielt in ihrem Spaziergang durch das Meer von Skorpionen inne und drehte sich zu Elena um, wobei sie eines ihrer Geschöpfe unter der Fußsohle zermalmte. »Was gibt’s, Kind? Ich habe zu tun.«
Elena versuchte verzweifelt, sich etwas einfallen zu lassen, um Vira’ni aufzuhalten. Er’ril und die anderen waren bestimmt noch nicht entkommen, sonst wäre der Präriemann längst bei ihr. Sie musste noch mehr Zeit gewinnen. Ohne auf das dichte Gewimmel von Skorpionen um ihre Füße herum zu achten, betrachtete sie forschend den Mahlstrom schwarzer Energie, der im Körper der Dämonin wogte und brandete. In ihrer eigenen Faust knisterte nur ein schwaches blaues Kaltfeuer, nichts als ein leichtes Sommergewitter im Vergleich zu dem wilden Sturm, der in Vira’ni tobte.
Elena kniff plötzlich misstrauisch die Augen zusammen. Wie kam es, dass Vira’ni über so viel Macht verfügte? Nach dem Gerede der anderen hatte Elena geglaubt, sie sei seit ewigen Zeiten die erste und einzige Frau, die Magik beherrschen konnte. Wie kam es, dass jetzt diese Frau vor ihr stand, deren Macht der ihren gleichkam, sofern sie sie nicht sogar übertraf?
Elena fiel eine Lektion ein, die ihr Vater ihrem Bruder Joach beim Unterricht im Schwertspiel erteilt hatte: Selbst der stärkste Gegner hat einen Schwachpunkt.
Doch wo war Vira’nis Schwachpunkt? Dem Anschein nach strotzte diese Frau nur so vor Magik. Aber wie konnte das sein? Wenn Vira’ni nicht ebenfalls eine Hexe war, was barg dann die Magik in ihr?
Elenas Augen öffneten sich plötzlich weit, da ihr ein Gedanke durch den Kopf schoss. In der Nähe des Herzens der Frau erspähte Elena unverändert die kleine silberne Flamme, eingebettet in den brandenden Sturm dunkler Magik. Könnte das die Antwort sein? Ein Plan reifte in Elena.
Zitternd senkte sie den Blick zu Boden und zu den Skorpionen, die sie umringten. Wenn sie sich irrte, würde sie mit ihrem Leben spielen.
»Was ist denn los?« wiederholte Vira’ni. Sie machte Anstalten, ihren Weg fortzusetzen.
Elena sprach laut und deutlich, in dem Bemühen, ihrer Stimme einen selbstbewussten Klang zu geben. Sie musste die Dämonin näher zu sich heranlocken. »Ich sehe ein Geheimnis in deinem Inneren. Tief in dir lodert eine Flamme der Macht.«
Vira’ni kniff misstrauisch ein Auge zu. »Ja, das ist die Magik, die mir das Schwarze Herz beschert hat.«
»Nein, das schwarze Feuer ist nur ein Parasit auf deiner eigenen, deiner wahren Macht; es saugt die Macht aus, mit der du von Geburt an gesegnet warst.«
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Das ist Unsinn.« Doch Vira’ni hatte sich nicht voller Verachtung abgewandt. Vielmehr trat sie einen Schritt näher, beunruhigt durch Elenas Worte.
Elena fuhr fort, um das Interesse der Frau nicht erlöschen zu lassen. »Du bist ein Elementargeist, verbunden mit dem Land.«
»Was plapperst du daher, Kind? Ich habe keinerlei naturgegebene magische Gaben.«
Elena schluckte schwer. Dann war sich Vira’ni selbst also ihres wahren Wesens gar nicht bewusst. Wie sollte Elena es anstellen, dass sie ihr glaubte? Sie schlug einen anderen Weg ein. »Was ist mit deiner Mutter und deinem Vater? Haben sie jemals Anzeichen von Elementarmagik gezeigt?«
Vira’ni tat die Frage mit einer wegwerfenden Handbewegung ab und wollte sich wieder umdrehen.
»Nein, denk genau nach! War bei einem von beiden irgendein solches Anzeichen zu bemerken? Hatten sie irgendwelche außergewöhnlichen Fähigkeiten?« Elena konnte nicht verhindern, dass in ihrer Stimme Spuren der Verzweiflung anklangen.
Vira’ni zögerte, dann
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